„Werte Europas sind nicht verhandelbar“

 

erstellt am
14. 09. 17
13:00 MEZ

ÖIF-Diskussion: Schriftsteller Bruckner und Nahostexpertin Kneissl diskutierten im Leopold Museum über Herausforderungen in der Integration und die Rolle des Islam in unserer westlichen Gesellschaft
Wien (öif) - Am 12. September war der französische Essayist und Philosoph Pascal Bruckner in Wien und diskutierte im Auditorium des Leopold Museum mit Nahostexpertin Karin Kneissl über den Begriff „Islamophobie“ als Werkzeug gegen Islamkritik, die Akzeptanz westlicher Werte als Voraussetzung für Integration und den Einfluss des politischen Islam auf das Zusammenleben.

Bruckner: „Fundamentalistischer Islam darf nicht Islam der Mehrheit werden“
Pascal Bruckner befasst sich in seinem aktuellen Buch „Un racisme imaginaire – La Querelle de l’islamophobie“ mit dem Konzept der „Islamophobie“. Für ihn verhindere der Vorwurf der Islamophobie jede berechtigte Kritik an der Religion und mache eine Reform des Islam durch gemäßigte Muslim/innen beinahe unmöglich. Das betonte er auch im Rahmen der Veranstaltung: „Viele Flüchtlinge und Zuwander/innen bleiben zu stark in Tradition, Kultur und Art der Religionsausübung ihrer Herkunftsländer verhaftet. Sie sind oft geradezu Gefangene ihrer Herkunftskultur.“ Bruckner fordert von ihnen eine stärkere Emanzipation: „Damit ein friedliches Zusammenleben in einer von vielen Religionen geprägten Gesellschaft gelingen kann, müssen Flüchtlinge aktiv auf die Mehrheitsgesellschaft zugehen, statt sich in ihrer Kultur und Religion abzuschotten“, so der Philosoph. Denn diese Abschottung würde in jedem Fall extremistischen und fundamentalistischen Strömungen des Islam Vorschub leisten – etwas, vor dem gemäßigte Muslim/innen bereits seit Langem warnen: „In unserer westlichen Gesellschaft dürfen wir nicht zulassen, dass der fundamentalistische Islam der Islam der Mehrheit der Muslim/innen wird“, so Bruckner.

„Werte der Aufklärung sind nicht verhandelbar“
Dafür müsse der Staat, genauso wie gesellschaftliche und kirchliche Organisationen, aber auch stärker für die säkulare Rechts- und Werteordnung der westlichen Gesellschaften eintreten, so Bruckner. „Wir müssen die Werte der westlichen Gesellschaften, die Werte der Aufklärung, selbstbewusster verteidigen und Flüchtlingen und Zuwander/innen klarmachen, dass Werte wie Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht verhandelbar sind. Ohne die Akzeptanz dieser Werte kann Integration nicht gelingen.“

Nahostexpertin Karin Kneissl betonte im Gespräch mit Bruckner und den Gästen im vollbesetzten Auditorium des Leopold Museum, dass gerade für die Integration von weiblichen Flüchtlingen eine Basis von gemeinsamen demokratischen Werten entscheidend sei. „Flüchtlinge und Zuwander/innen müssen begreifen, dass Rollenbilder basierend auf patriarchalischen Regeln in Europa keinen Platz haben. Die Vermittlung dieser Werte ist auch ein zentraler Teil in den Werte- und Orientierungskursen.“ In den verpflichtenden Werte- und Orientierungskursen des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) werden Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten grundlegende Werthaltungen der österreichischen Gesellschaft wie Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit vermittelt.
Weitere ÖIF-Veranstaltungen zu Integration, Islam und Zusammenhalt

Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) widmet sich im Herbst 2017 mit zahlreichen Veranstaltungen aktuellen Themen der Integrationsdebatte: Namhafte Expert/innen wie Mouhanad Khorchide, Hamed Abdel-Samad oder Seyran Ates diskutieren über Herausforderungen der Integration muslimischer Flüchtlinge, über die Entwicklung eines Islam europäischer Prägung, die Integration von Frauen mit Migrationshintergrund und darüber, wie ein friedliches Zusammenleben in Zukunft gesichert werden kann.

Die nächste Veranstaltung der Reihe findet am 19.09. zum Thema „Musliminnen in Österreich: Zwischen Tradition und Moderne“ mit Expertinnen wie Rechtsanwältin Seyran Ates, Politikwissenschafterin Nina Scholz und IGGÖ-Frauensprecherin Carla Amina Baghajati statt. Weitere Infos finden Sie unter www.integrationsfonds.at/veranstaltungen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.integrationsfonds.at

 

 

 

 

 

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