Digitalisierung in der oö. Landwirtschaft

 

erstellt am
10. 10. 17
13:00 MEZ

Ergebnisse zur Infrastruktur-Umfrage auf Oberösterreichs Bauernhöfen
Linz (lk) - Die Digitalisierung des ländlichen Raums nimmt einen immer größeren Stellenwert für die Menschen und mittelständischen Unternehmen ein. Eine moderne und leistungsfähige, digitale Infrastruktur kann Standortnachteile ausgleichen. Die Intensivierung des flächendeckenden Breitbandausbaus ermöglicht es den Bürgerinnen und Bürgern in ländlichen Regionen, neue wirtschaftliche Chancen zu ergreifen und beugt der Landflucht vor. Auch in der Agrarwirtschaft steigt die Bedeutung der Digitalisierung rasant an. Das Internet ist unabdingbar für Urlaub am Bauernhof (UaB) - 65 % der spezialisierten UaB-Betriebe sind über das Internet buchbar - und auch E-Commerce Formate gewinnen in der landwirtschaftlichen Direktvermarktung verstärkt an Bedeutung. Smart Farming Technologien haben Einzug gehalten und repräsentieren die Anwendung von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien in der Landwirtschaft.

Da landwirtschaftliche Betriebe auch in Einzellagen auf diese Technologien zugreifen müssen, um Betriebsmitteleinsatz und Management zu optimieren, gewinnt auch die Abdeckung von Randlagen im ländlichen Raum an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund sowie zur Optimierung der Planung von Infrastrukturmaßnahmen im ländlichen Raum wurde das Marktforschungsinstitut KeyQuest mit der Erhebung der Ist-Situation auf Oberösterreichs Bauernhöfen beauftragt.

"Der technische Fortschritt schreitet rasant voran. Dieser Wandel stellt die Landwirtschaft und den ländlichen Raum vor neue Herausforderungen. Um diese Chancen gemeinsam effizient zu nutzen und zukünftig die richtigen Strategien zu forcieren ist auch die Agrarpolitik gefordert, die digitale Entwicklung optimal zu begleiten", so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.

In weiterer Folge stellt der Landesrat, in Hinblick auf diese technologische Entwicklung in der Landwirtschaft, die Frage nach Eigentum und Nutzbarkeit der Daten. Diese müssen in ihrer Gesamtheit für den landwirtschaftlichen Betrieb verfügbar und nutzbar sein, um eine zukünftige, ganzheitliche Betrachtung der Bereiche Tierzucht, Tiergesundheit, Tierwohl, Lebensmittelsicherheit und Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Eine Sensibilisierung der Landwirtschaft ist auch in diesem Bereich mit Fortschreiten der Smart Farming Technologien unerlässlich.

Landwirte-Befragung - Internet
97% der oberösterreichischen Bauernhöfe verfügen über einen Internet-Anschluss. Aus technischer Sicht dominiert das Telefonkabel (86%). Über das Handy-Netz verbinden sich 9% mit dem Internet. Glasfaser spielt mit knapp 2% noch eine sehr bescheidene Rolle, ebenso wie Richtfunk (2%) und Fernsehkabel (1%).

Oberösterreichs Landwirtinnen und Landwirte nutzen das Internet im agrarischen Kontext für: Meldung der Tierbestandsänderungen an die AMA (76%), Onlineprogramme zu betriebswirtschaftlichen Zwecken (62%), Soziale Netzwerke (61%), das Online-Service des Landeskontrollverbands (LKV; 48%) sowie den AMA-Mehrfachantrag bzw. die Beantragung von ÖPUL-Fördermaßnahmen (33%).

Zufriedenheit mit der Übertragungsgeschwindigkeit 63% der Befragten wünschen sich schnelleres Internet, da mehr als die Hälfte bei alltäglichen Tätigkeiten Einschränkungen in Kauf nehmen müssen (Download 53%; Upload 51%). Die befragten Bäuerinnen und Bauern müssen auch bei landwirtschaftsspezifischen Anwendungen Einschränkungen in Kauf nehmen. Folgende Internetanwendungen können aufgrund der schlechten Übertragungsgeschwindigkeit nur "mit Einschränkungen" oder "so gut wie gar nicht" ausgeführt werden:

  • AMA Mehrfachantrag stellen (41%, davon 6% gar nicht)
  • LKV Online nutzen (27%, davon 2% gar nicht)
  • Nutzung von Onlineprogrammen zur Betriebsführung (32%, davon 2% gar nicht)
  • Tierbestandsmeldungen an die AMA (17%, davon 1% gar nicht)


Rund 1/3 der Landwirtinnen und Landwirte (34%) hat sich deshalb auch bereits bei einem Provider bezüglich schnellerer Internetlösungen erkundigt. Allerdings erhielten 60% davon die Antwort, dass es aus technischen Gründen keine schnellere Alternative gibt.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Zufriedenheit mit der Übertragungsgeschwindigkeit vom Alter der Betriebsführerinnen und Betriebsführer abhängt. Je älter man ist, desto zufriedener ist man mit der Übertragungsgeschwindigkeit. Hinsichtlich der regionalen Verteilung gibt es nur geringe Unterschiede im Zufriedenheitsniveau. Allerdings zeigen die Landwirtinnen und Landwirte im Zentralraum die geringste Zufriedenheit und die Betriebe in den Bezirken Gmunden und Vöcklabruck das höchste Zufriedenheitsniveau.

Glasfaser-Internet
Glasfaser wird aktuell von knapp 2% der Landwirt/innen genutzt. Bei insgesamt 12% wäre Glasfaser jedoch technisch verfügbar. Befragt nach dem Vorhandensein von Glasfaserinternet in der Gemeinde, bestätigten 45% dessen Vorhandensein, weitere 17%, dass Glasfaser geplant sei, 23% konnten keine Angaben dazu machen und 15% verneinten ein Vorhandensein von Glasfaser-Internet in der Gemeinde.

Beim Glasfaser-Internet gibt es sehr wohl regionale Unterschiede. So ist laut 58 % der Landwirt/innen im Zentralraum Glasfaserinternet in der Gemeinde vorhanden, 14% geben an, es sei geplant. Danach folgen Gmunden und Vöcklabruck: hier geben 46% an, dass es in der Gemeinde bereits Glasfaser-Internet gibt, geplant ist es laut 12% der Befragten. Das Innviertel liegt mit 45% genau im Schnitt, dort ist aber sogar laut 23% der Landwirt/innen Glasfaser-Internet in der Gemeinde geplant. Schlusslicht bilden die Regionen Mühlviertel (39% vorhanden, 16% geplant) sowie Steyr und Kirchdorf (38% vorhanden, immerhin 21% geplant).

Am Standort des landwirtschaftlichen Betriebes ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Zwar hätten zwischen 7 und 9% der Bäuerinnen und Bauern bereits die Möglichkeit, Glasfaser am Standort zu nutzen, der Ausbau von Glasfaser-Internet am Betriebsstandort selbst ist aber nur bei weiteren 12% geplant. Im Innviertel sind es 15%, im Zentralraum und im Mühlviertel 14%, Gmunden und Vöcklabruck kommen auf 9% und in Steyr und Kirchdorf rechnet in nächster Zeit kein Betrieb mit einer Glasfaser-Anbindung.

Landwirte-Befragung - Mobilfunk
Betrachtet man die Mobiltelefonie, so zeigen sich auch hier Einschränkungen auf landwirtschaftlichen Betrieben. Lediglich 46% der Befragten geben an, am eigenen Hof uneingeschränkt mit dem Handy telefonieren zu können. Für 45% ist dies nur in bestimmten Räumen möglich. 8% geben an, im Haus praktisch nicht auf das Mobilfunknetz zugreifen zu können und 1% hat selbst im Freien keinen ausreichenden Empfang. Insgesamt haben 39% der Befragten Probleme durch schlechten Mobilfunkempfang.

37% der befragten Bäuerinnen und Bauern haben zudem Probleme beim mobilen Surfen am Hof. 55% können im Haus uneingeschränkt mobil surfen, 43% können dies nur in bestimmten Räumen und 2% können im Haus praktisch nicht mobil surfen. In Summe gibt es für 76% der befragten Handy-Surfer keine Anbieter, die für ihren Standort eine schnellere Internetverbindung anbieten könnten.

Resümee
Die Ergebnisse zeigen teils große Unterschiede in der Versorgung mit Internet und Mobilfunk im ländlichen Raum Oberösterreichs auf. Dies zeigt den Handlungsbedarf, sowohl bei der Internet(geschwindigkeit) als auch beim Mobilfunkempfang, auf Oberösterreichs Höfen. Die Studienergebnisse zeigen, dass die Landwirtinnen und Landwirte wenige bis gar keine Alternativen zu ihrer aktuellen Internet-Anbindung und auch ihrem Mobilfunkanbieter haben. Sie sind damit stark von ihren aktuellen Anbietern sowie der geografischen Lage ihres Hofs abhängig. Internet und Mobilfunk sind heutzutage Basisanforderungen für jeden wirtschaftlichen und landwirtschaftlichen Betrieb. Aktuell müssen jedoch 39% der landwirtschaftlichen Betriebe mit Einschränkungen bei der Mobiltelefonie und weit über 40% mit Einschränkungen bei "normalen" Tätigkeiten im Internet wirtschaften.

"Unsere landwirtschaftlichen Betriebe müssen mit den rasanten technologischen Entwicklungen mithalten, um auch in Zukunft eine marktorientierte Versorgung mit hochqualitativen Lebensmitteln sicherstellen zu können. Gerade im ländlichen Raum braucht es eine bessere Ausstattung von Internet und Mobilfunk, um der Landflucht entgegen zu wirken. Dies zeigt vor allem die Unzufriedenheit der jüngeren Betriebsführerinnen und Betriebsführer", resümiert Landesrat Max Hiegelsberger, der den verstärkten Ausbau der Breitband-Technologie im gesamten ländlichen Raum befürwortet, um auch dem generellen Trend zur Telearbeit und einer zeitgemäßen Arbeitsplatzgestaltung in den Regionen Rechnung zu tragen. "Oberösterreich rüstet sich mit der Digitalisierungs-Offensive für die Zukunft. Wir setzen gezielte Maßnahmen, um der Landflucht entgegen zu wirken und die Lebensqualität im ländlichen Raum nachhaltig zu gewährleisten", so Hiegelsberger.

Hintergründe zur Umfrage – Methode: Telefonbefragung
Grundgesamtheit: Landwirtschaftliche Betriebe in Oberösterreich Stichprobe: n = 315 Landwirte, davon 206 Betriebsführer Schwankungsbreite: ± 5,63 % mit einem Signifikanzniveau von 95 % Erhebungszeitraum: 19. bis 22. Juni 2017

Die Befragung wurde von 19. bis 22. Juni 2017 durchgeführt. Die Interviews wurden grundsätzlich mit dem Betriebsführer/in geführt. Da der Fragebogen zumindest ein Mindestmaß an technischem Wissen zum Thema Internet voraussetzt, wurden in jenen Fällen in denen sich der Betriebsführer mangels technischen Wissens nicht in der Lage sah, Antworten zu geben mit einer anderen Person gesprochen. In der Regel hat sich dabei um einen Sohn bzw. eine Tochter gehandelt. Insgesamt wurden 2/3 der Interviews mit Betriebsführer/innen und 1/3 mit anderen Personen geführt.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.land-oberoesterreich.gv.at

 

 

 

 

 

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