Oö. Rindfleischmarkt 2017 zeigt positive Entwicklung

 

erstellt am
14. 11. 17
13:00 MEZ

Qualitätsprogramme gewinnen weiter an Bedeutung
Linz (lk-ooe) - Nach einem eher durchwachsenen Jahr 2016 ist am Rindfleischmarkt heuer wieder ein positiver Preistrend festzustellen. Besonders erfreulich ist die gute Nachfrage bei AMA-Gütesiegelfleisch und anderen Qualitätsprogrammen. Dies zeigt, dass die Konsumenten die heimische Qualität schätzen.

Preiskurve geht heuer leicht nach oben
Beim Stier ist von Jänner bis November der Basispreis gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um rund zehn Cent je Kilogramm gestiegen, ein Plus von etwa drei Prozent. Davon haben auch die Milchbauern durch einen höheren Preis beim Verkauf von Stierkälbern an die Rindermastbetriebe profitiert. Deutlich stärker war die Preisverbesserung bei der Schlachtkuh um ca. 25 Cent je Kilogramm oder 13 Prozent. Allerdings war bei der Kuh im
Vorjahr auch der Preisrückgang am stärksten ausgeprägt, ausgelöst durch überdurchschnittlich hohe Schlachtungen an Kühen wegen des damals schlechten Milchpreises. Recht stabil zeigt sich die Preiskurve bei der Kalbin, jungen weiblichen Rindern mit einem Alter von etwa zwei Jahren.

Oberösterreichs Rinderbauern forcieren Qualitätsprogramme
Das beim österreichischen Konsumenten mit Abstand bekannteste Qualitätslabel bei Rindfleisch ist das AMA-Gütesiegel. Nachdem nun auch der REWE-Konzern in den BILLA- und Merkur-Filialen mit dem Verkauf von AMA-Gütesiegel-Rindfleisch startet, wird der österreichische Lebensmittel-Einzelhandel ab Anfang 2018 nahezu flächendeckend AMA- Gütesiegel-Rindfleisch in den Fleischtheken führen. Damit wird die Verfügbarkeit von AMA- Gütesiegel-Rindfleisch für den Konsumenten nochmals weiter verbessert.

"Die Rinderbauern werden auf diese verstärkte Nachfrage reagieren und das Angebot an AMA-Gütesiegel-Rindern noch ausweiten. AMA-Gütesiegel-Rinder dürfen nur von Bauern kommen, die von der AMA-Marketing dafür gelistet sind und einen Erzeugervertrag mit der AMA-Marketing haben. Mit diesem Vertrag verpflichten sie sich zur Einhaltung von speziellen Produktionsauflagen. Daher wird es notwendig sein, in den kommenden Monaten noch weitere Bauern als Mäster für das AMA-Gütesiegel-Rind zu gewinnen. Die Landwirtschaftskammer ist aber überzeugt, dass das Interesse vieler Betriebe an einem Einstieg in die Haltung von AMA-Gütesiegel-Rindern gegeben ist", so Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker.

Ein weiteres, seit 13 Jahren erfolgreiches, Kooperationsprojekt ist das M-Rind-Programm, das zusammen mit McDonald's Österreich umgesetzt wird. Bauernhöfe, die bestimmte Auflagen (wie die Mitgliedschaft beim Tiergesundheitsdienst) erfüllen, können sich speziell für das M-Rind Programm listen lassen. In Oberösterreich sind das ca. 2.300 Rinderbetriebe. Durchschnittlich liefern diese Betriebe im Jahr ca. vier bis fünf M-Rinder.

Die Gastronomie hat bislang stark auf Rindfleisch aus anderen EU-Ländern oder Südamerika gesetzt. Für sie wurde mit den Marken "Cult Beef" und "Premium Rind" ein überzeugendes Angebot für Spitzenqualität aus Österreich gelegt.

"Gerade in der Gastronomie und auch beim Außer-Haus-Verzehr in Kantinen, Krankenhäusern oder Mensen ist noch viel Potenzial für die Verwendung von heimischem Rindfleisch gegeben. Hier fordert die Landwirtschaftskammer die verpflichtende Herkunftskennzeichnung, damit der Konsument auf einen Blick sieht, ob er zu einem österreichischen Beiried oder Huftsteak greift", betont Reisecker.

Rinderhaltung - die wirtschaftlich bedeutendste Sparte in der Tierhaltung in OÖ
Mit 567.000 Rindern halten die 13.900 oberösterreichischen Rinderbauern fast 30 Prozent des gesamtösterreichischen Bestandes. Damit ist Oberösterreich das rinderstärkste Bundesland. Der Durchschnittsbestand je Betrieb liegt derzeit bei ca. 41 Tieren. Trotz des fortschreitenden Strukturwandels sind die österreichischen Betriebe damit im internationalen Vergleich nach wie vor sehr kleinstrukturiert. Der Verkauf von Rindern, sei es als Zucht-, Nutz- oder Schlachtrinder, bringt den Betrieben in Oberösterreich jährlich Roheinnahmen von ca. 250 Millionen Euro und trägt damit erheblich zum Gesamteinkommen bei.

208.000 Rinderschlachtungen in Oberösterreich im Jahr 2016
Mit 106.000 Stück entfiel gut die Hälfte der geschlachteten Rinder auf Stiere, also junge männliche Rinder mit einem Alter von ca. 17 bis 20 Monaten. Das Fleisch dieser Tiere zeichnet sich durch Top-Qualität und Zartheit aus und wird überwiegend im Inland an den Lebensmittelhandel, an die Gastronomie und an Großküchen verkauft.

Mit etwa 60.000 Tieren stellen Kühe die zweitgrößte Kategorie dar. Deren Fleisch wird zu einem hohen Anteil in der Herstellung von Verarbeitungsprodukten und Faschiertem eingesetzt. Von gut ausgemästeten Kühen gehen aber auch Edelteile aus Rücken und Keule in den Export, vorwiegend nach Frankreich.

Eine qualitativ herausragende Kategorie stellen die Kalbinnen dar, also junge weibliche Rinder, die noch nie gekalbt haben. Mit rund 34.000 Stück machten sie im Vorjahr nur ungefähr 15 Prozent aller Rinderschlachtungen aus. Fleisch von Kalbinnen ist wegen seiner Zartheit und Marmorierung hervorragend für den Frischfleischkonsum geeignet und wird dort in Markenprogrammen wie zum Beispiel dem Cult Beef zunehmend stärker nachgefragt.

Eine Nischenproduktion ist in Oberösterreich die Ochsenmast. Mit jährlich ca. 9.000 Stück machen Ochsen nur acht Prozent der gesamten Schlachtungen aus.

"Die Nachfrage nach bestimmten Fleischqualitäten ist je nach Saison unterschiedlich. Gerade vor den Weihnachtsfeiertagen erwarten wir einen Schwerpunkt bei Edelteilen wie Beiried, Rost- und Lungenbraten für den Festtagstisch.", so Reisecker.

Pro-Kopf-Verbrauch bei Rindfleisch bleibt stabil
Nach einer leichten Delle 2014 hat sich in den letzten beiden Jahren der Pro-Kopf-Verbrauch bei Rindfleisch wieder erholt und liegt jetzt wieder auf dem Niveau der Vorjahre.
"Durch den konsequenten Weg der Qualitätsschiene ist es gelungen, den Rindfleischverbrauch in Österreich in den letzten zehn Jahren konstant bei rund zwölf Kilogramm zu halten. Dieser Weg der Qualitätsproduktion soll auch künftig weiter intensiv verfolgt werden. Für die heimischen Rinderhalter müssen dazu auch die agrarpolitischen Rahmenbedingungen stimmen und sie brauchen das Bekenntnis zur heimischen Produktion. Die Kulturlandschaft mit Wiesen und Almen, die gerade für ein Tourismusland wie Österreich so wichtig ist, kann nur mit Rinderhaltung gesichert werden", erläutert Reisecker abschließend.

20.000 zusätzliche AMA-Gütesiegel Jungstiere werden benötigt
Durch den Neueinstieg von REWE mit Billa und Merkur in die Vermarktung von AMA- Gütesiegel Rindfleisch ab 2018 besteht zusätzlicher Bedarf an AMA-Gütesiegel Rindern. Um eine ausreichende Waren-Verfügbarkeit für alle Abnehmer im Lebensmitteleinzelhandel (Spar, Maximarkt, Unimarkt, Pro, Welas, Tabor, Nah und Frisch) und im Gastrobetrieb (Transgourmet, AGM usw.) sicherstellen zu können, ist die Einbindung weiterer Rindermastbetriebe in die AMA-Gütesiegel-Produktion notwendig.

"In Oberösterreich konnten im letzten Jahr über die Markenprogramme AMA-Gütesiegel und Premium Rind ca. 30.000 Jungstiere vermarktet werden. Damit fallen bereits knapp 50 Prozent der gesamten vermarkteten Jungstiere in Oberösterreich in diese beiden Qualitätsprogramme. Es werden dennoch nach wie vor zahlreiche Jungstiere außerhalb des AMA-Gütesiegel Programms vermarktet, obwohl diese die Kriterien in Bezug auf die Schlachtkörperqualität erfüllen würden (Alters-, Gewichts- und Qualitätsanforderungen). Hier gilt es, die Betriebe in das Qualitätsprogramm AMA-Gütesiegel durch gezielte Beratung zu integrieren. Der Markt benötigt zusätzlich 20.000 Stück AMA-Gütesiegel-Jungstiere, davon sollen ca. 10.000 Jungstiere aus Oberösterreich kommen, um den Lebensmitteleinzelhandel bestmöglich zu versorgen", so Rudolf Rogl, Geschäftsführer der Österreichischen Rinderbörse.

Rindfleisch - Vielfalt, Qualität und Genuss
Trotz der vergleichsweise kleinen Betriebsgrößen mit unterschiedlichen Produktionsgrundlagen wurde in Oberösterreich erreicht, die Rinderbauern durch Bündelung über die Erzeugergemeinschaft Rinderbörse gut in der Qualitätsrindfleisch-Produktion am Markt zu positionieren. Über Markenprogramme wie das AMA-Gütesiegel, Premium Rind, Cult Beef, Mühlviertler Jungrind sowie mittels Bio-Qualitätsrindern wurde die Qualitätsproduktion in den vergangenen Jahren erheblich ausgebaut. Rund 60 Prozent des in Oberösterreich erzeugten Rindfleisches wird nach definierten Standards produziert und über Qualitäts- bzw. Markenfleischprogramme vermarktet. Oberösterreich versorgt damit über die Landesgrenzen hinaus auch Wien oder die westlichen Bundesländer mit Qualitätsrindfleisch.

Das AMA-Gütesiegel - Herkunft und Sicherheit
Die Teilnahme am Programm AMA-Gütesiegel beinhaltet die Mitgliedschaft des landwirtschaftlichen Betriebes beim Tiergesundheitsdienst. Außerdem werden auf diesen Betrieben überwiegend hofeigene Futtermittel verfüttert. Wenn Zukauffutter benötigt wird, darf dieses nur von entsprechenden AMA zertifizierten Futtermittelbetrieben (pastus+, AMA Gütesiegel tauglich) bezogen werden. Die Kontrolle der Tierhaltung, garantierte Herkunft aus Österreich und kurze Transportwege der Rinder sind in diesem Programm inbegriffen. Bei der Rinderbörse in Oberösterreich beträgt der durchschnittliche Transportweg vom Bauern bis zum Schlachthof lediglich 48 Kilometer. Die Mindestreifezeit für das Fleisch beträgt - je nach Teilstück - neun bis 21 Tage.

Qualitätsprogramme lohnen sich
Die Grafiken zeigen die AMA-Gütesiegel- und Bio-Anteile je Kategorie (Basis Rinderbörse). Während in der Kategorie Jungstiere AMA-Gütesiegel- und Premium-Rinder bereits mehr als die Hälfte ausmachen, entwickelte sich die AMA-Gütesiegel-Kalbinnenmast in den vergangenen Jahren erst verstärkt. Bei Ochsen und Jungrindern ist aufgrund der Produktionsgrundlagen und der Vermarktungsprogramme das Bio-Segment dominierend.

Die Qualitätsproduktion im Rahmen von AMA-Gütesiegel und Bio lohnt sich für die Landwirte. 2016 konnte die Rinderbörse je Qualitätsrind im Durchschnitt rund 150 Euro pro Tier mehr für die Bauern erlösen und ausbezahlen.

Bio-Rindfleisch als bedeutender Produktionszweig
Über 2.600 Rinderbetriebe in Oberösterreich, das sind knapp 19 Prozent, bewirtschaften ihre Höfe biologisch. Auch die Nachfrage nach Bio-Rindfleisch ist steigend. Bio-Rinder stammen zu einem Großteil aus der Mutterkuhhaltung. Die Produktion von Bio-Jungrindern beläuft sich in Oberösterreich in einer Größenordnung von ca. 5.000 Stück jährlich. Größeres Wachstumspotenzial zeigt sich in den letzten Jahren vor allem auch bei Bio-Ochsen und Bio- Kalbinnen, die seitens der Rinderbörse im Rahmen von erfolgreichen Gemeinschafts- projekten in Zusammenarbeit mit Bio-Austria vermarktet werden. Rund 13 Prozent des oberösterreichischen Rindfleisches wird in Bio-Qualität vermarktet.

Qplus Rind
In Abstimmung mit der AMA und dem Lebensministerium setzt die Rinderbörse seit 2016 das Qplus-Rind-Programm für AMA-Gütesiegel- und Bio-Betriebe zur Qualitätsverbesserung in der Rindermast und Mutterkuhhaltung um. Knapp 700 Betriebe aus Oberösterreich haben bereits 2016 an dem über die Ländliche Entwicklung geförderten Programm teilgenommen, 2017 werden es in Summe ca. 1.100 Betriebe sein. Auf Basis von Leistungsberichten werden dabei die einzelbetrieblichen Kennzahlen der teilnehmenden Betriebe ausgewertet. Nach deren Analyse wird durch den Qualitätsbeauftragten bei Bedarf ein Maßnahmenplan zur Qualitätssteigerung erstellt. Ziel des Qplus ist die kontinuierliche Qualitätsverbesserung in der Rindfleischproduktion sowie eine verbesserte Wertschöpfung für die teilnehmenden Betriebe. Gerade für die kleinstrukturierte Produktion in Österreich ist dies ein wichtiger Beitrag.

Rindfleisch-Marketing
Neben der Produktion von Top-Qualität ist die Vermarktung mit begleitenden Marketingaktivitäten wesentlicher Bestandteil, um den Konsumenten die besonderen Vorzüge des heimischen Qualitäts-Rindfleisches zu vermitteln.
Die Rinderbörse organisiert in Kooperation mit den Absatzpartnern daher jährlich zahlreiche Verkostungen, Grillvorführungen, Workshops, usw.:

  • Ca. 40 Rindfleisch-Verkostungen im Lebensmitteleinzelhandel und Gastronomievertrieb
  • Ca. zehn Veranstaltungen mit Schaugrillen und Schaukochen
  • Ca. acht Auftritte bei Konsumenten- und Gastro-Messen


"Die große Herausforderung bleibt weiterhin der Außer-Haus-Verzehr. Hier liegen noch große zusätzliche Absatzpotenziale für österreichisches Qualitätsrindfleisch. Für Sensibilisierung und Klarheit würde hier die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Speisekarte sorgen", ist Rogl überzeugt.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.lk-ooe.at

 

 

 

 

 

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