Rueland Frueauf d. Ä. und sein Kreis

 

erstellt am
22. 11. 17
13:00 MEZ

Ausstellung im Oberen Belvedere von 23. November 2017 bis 11. März 2018
Wien (belvedere) - Im Zentrum dieser Ausstellung im Oberen Belvedere stehen die Werke des spätgotischen Malers Rueland Frueauf d. Ä. und seines Werkstattumfeldes. Anlass der Schau bilden die aufwendigen Restaurierungsarbeiten der Tafeln von Frueaufs Salzburger Altar, die im Belvedere durchgeführt wurden. Sie stellen das Herzstück der Ausstellung dar, die sich der selten in den Blick gerückten Künstlergeneration vor Albrecht Dürer widmet.

Rueland Frueauf der Ältere dürfte um 1440/50 geboren worden sein. Lebens- und Arbeitsmittelpunkt des Malers war anfangs Salzburg und ab den 1480er Jahren Passau, wo er vom dortigen Stadtmaler den Auftrag zur Bemalung des Rathauses übernahm. Rueland Frueauf d. Ä., der 1507 in Passau starb, zählt zu den bedeutendsten spätgotischen Malern des deutschsprachigen Raums.

Acht Altartafeln des Künstlers stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Die um 1490/91 vermutlich für die Kirche St. Peter in Salzburg entstandenen Darstellungen von Passions- und Marienszenen stellen den Ausgangspunkt für die zahlreichen mit dem Frueauf-Kreis im Zusammenhang stehenden Zuschreibungsfragen dar. Ein weiteres Hauptwerk von ihm ist das ebenfalls im Belvedere befindliche Portrait eines Mannes, der durch neue Archivfunde als der Passauer Maler Jobst Seyfrid identifiziert werden konnte. "Für diese Ausstellung konnten wir so viele Werke der Frueauf-Gruppe an einem Ort versammeln wie noch nie zuvor. Dadurch wird ein neuer Blick auf die überaus wertvollen Bilder möglich, die seit langem die kunsthistorische Forschung und das interessierte Museumspublikum beschäftigen", so Björn Blauensteiner, Kurator der Ausstellung.

Neben dem Œuvre von Frueauf d. Ä. werden im Rahmen der Ausstellung auch ausgewählte Werke von Künstlern aus Frueaufs Umkreis präsentiert. Unter anderem sind einige Arbeiten des Meisters von Großgmain zu sehen, die sich durch eine besonders exquisite Maltechnik auszeichnen. Dank großzügiger Leihgaben der Kunstsammlungen des Stifts Klosterneuburg werden außerdem sämtliche Werke von Frueaufs Sohn Rueland Frueauf d. J. gezeigt, darunter auch die berühmte Leopoldlegende. Diese erstmalige Gegenüberstellung des Gesamtwerks des jüngeren Frueauf mit dem Schaffen seines Vaters ermöglicht einen eingehenden Vergleich der beiden Maler, der neue Denkanstöße für Fragen zum Frueauf-Kreis verspricht.

"Durch die Kombination der Werke von Vater und Sohn Frueauf bietet sich für das Stift Klosterneuburg hier die einmalige Chance, Hauptwerke der eigenen Gemäldegalerie neu zu sehen und zu bewerten. Ich freue mich über die kurzzeitige ,Familienzusammenführung' nach über 500 Jahren.", meint dazu MMag. Wolfgang Christian Huber, Kustos der Kunstsammlungen, Stift Klosterneuburg.

Die aus Salzburg stammenden Altartafeln mit Passions- und Marienszenen befinden sich im Besitz des Belvedere und wurden hier in den letzten Jahren aufwendig restauriert. Neu war in diesem Zusammenhang, dass die Restaurierungsarbeiten teilweise im Rahmen einer sogenannten "Schaurestaurierung" im Oberen Belvedere stattfanden und daher öffentlich zugänglich gemacht wurden. Eine besondere Herausforderung für die Restauratorinnen stellte dabei der Umstand dar, dass die ursprünglich beidseitig bemalten Tafeln in den 1920er- und 1930er-Jahren gespalten worden waren. Dies war lange Zeit gängige Praxis, um beide Tafelseiten gleichzeitig präsentieren zu können. Die Bilder wurden dadurch jedoch besonders fragil, weshalb ein Hauptanliegen der Restaurierungsarbeiten auch darin bestand, die Stabilität der Gemälde zu verbessern und die Malschichten zu sichern. Daneben galt es, auf respektvolle Weise das ästhetische Erscheinungsbild der einzigartigen Kunst von Rueland Frueauf d. Ä. wieder besser zur Geltung zu bringen. Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere, meint dazu: "Die Altartafeln von Rueland Frueauf d.Ä. stehen exemplarisch für die hervorragende Leistung der Restaurierung im Belvedere. Die Ausstellung ist Output einer jahrelangen akribischen, fast detektivischen Arbeit, die den Meisterstücken aus der Spätgotik das Weiterbestehen gesichert haben."

Über die acht Bilder des Salzburger Altares hinaus wurden auch zahlreiche weitere Werke der Frueauf-Gruppe in Vorbereitung auf die Ausstellung umfassend kunsttechnologisch untersucht. So wurden durch Infrarotreflektografie die unter den Malschichten liegenden Unterzeichnungen ans Licht gebracht. Dadurch konnten die Ideen, die vor Jahrhunderten eigentlich verworfen wurden, wieder sichtbar gemacht werden. Des Weiteren wurden die Bilder Röntgen- und Pigmentanalysen sowie Untersuchungen mit UV-Licht, Streiflicht und dem Mikroskop unterzogen. Die dabei gewonnenen Ergebnisse werden in der Ausstellung präsentiert und im wissenschaftlichen Begleitkatalog publiziert, der die erste monografische Veröffentlichung zu Rueland Frueauf d.Ä. seit über siebzig Jahren darstellt.


Die Ausstellung wird von Björn Blauensteiner kuratiert und ist eine Kooperation mit dem Stift Klosterneuburg.

Ausstellungen der Reihe Meisterwerke im Fokus werden mit freundlicher Unterstützung des Dorotheum ermöglicht.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.belvedere.at

 

 

 

 

 

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