Fotografien von Ze’ev Aleksandrowicz 1932–1936

 

erstellt am
21. 11. 17
13:00 MEZ

Jüdisches Museum Wien: Neue Ausstellung „Israel before Israel“
Wien (rk) - Das Jüdische Museum Wien, ein Museum der Wien Holding, präsentiert von 22. November 2017 bis 1. April 2018 die neue Ausstellung „Israel before Israel – Fotografien von Ze’ev Aleksandrowicz 1932–1936“. Diese zeigt eine Auswahl von Aleksandrowicz‘ Palästina-Fotos, die in den Jahren 1932 bis 1936 entstanden, mit einem Schwerpunkt auf Tel Aviv.

Ze’ev Aleksandrowicz war Zionist und leidenschaftlicher Fotograf. Geboren 1905 in Krakau als Sohn eines Papierhändlers, lebte er als Student auch kurz in Wien. Zahlreiche Reisen führten ihn in europäische Länder und Mitte der 1930er-Jahre einmal um die Welt. Zwischen 1932 und 1935 reiste er drei Mal nach Palästina. Tel Aviv, die 1909 gegründete, erste moderne jüdische Stadt faszinierte ihn. Beeindruckt von der Aufbruchsstimmung in dem rasant wachsenden zionistischen Projekt, fotografierte Aleksandrowicz im Stil der Neuen Sachlichkeit europäische Immigranten wie auch Araber, Ozeandampfer und die Baustellen der gerade entstehenden Architektur der modernistischen „Weißen Stadt“. Nach seiner Hochzeit mit einer sefardischen Jüdin im Jahr 1936 wählte er Tel Aviv auch als Wohnsitz für seine junge Familie. Das Fotografieren gab er auf. Erst Jahre nach seinem Tod wurden seine Fotos aus den 1930er-Jahren zufällig entdeckt: mehr als 15.000 Negative, die in einem alten Koffer schlummerten.

Ein Reisender mit Kamera Ze’ev Aleksandrowicz begann in jungen Jahren zu fotografieren: Seine Tante Róza, die ein Geschäft für Künstlerbedarf führte und Teil der Krakauer Kunstszene war, schenkte ihm in den 1910er-Jahren seine erste Kamera. Schon auf den frühen Fotos, die der junge Mann in Polen, auf Reisen und bei seinem Studienaufenthalt im Wien der 1920er-Jahre aufnahm, blitzt sein Talent auf, sich im Hier und Jetzt auf seine Motive einzulassen. Nahezu von Anfang an flirtete Aleksandrowicz’ Kamera mit den Menschen vor seiner Linse, lockte sie aus der Reserve und verewigte sie mit erstaunlicher Leichtigkeit. Zusammen mit seiner Neugier und seinem Gespür für den „entscheidenden Augenblick“ wird Ze’ev Aleksandrowicz bis in die Mitte der 1930er-Jahre dieser Fähigkeit manche seiner besten Fotos verdanken.

Das staunende Auge
Gegen Ende 1932 kam Ze’ev Aleksandrowicz zum ersten Mal nach Eretz Israel. Er besuchte Jerusalem, Haifa und Tel Aviv, sowie kleine Ansiedlungen wie die Kibbuzim Beit Zera und Kvutzat Schiller und die Stadt Hadera. Als Ze’ev Aleksandrowicz 1932 zum ersten Mal in Tel Aviv ankam, stand von der „Weißen Stadt“ noch nicht sehr viel. Was man auf seinen Fotos häufig sieht, sind Baustellen von Häusern, die sehr modern wirken, aber auch Bauarbeiter und Handwerker, die sie errichten, die Straßen pflastern, Bagger fahren oder Elektroleitungen montieren. Aleksandrowicz’ Fotos von Tel Aviv bestätigen das Bild des Neuen, das man von Reisebeschreibungen, Postkarten und Wochenschauen kannte, zeigen aber noch viel mehr. Zwischen ihm und seinen Motiven scheint häufig eine Verbindung zu bestehen, als wäre er mit all den Menschen, Gebäuden und Gegenständen auf seinen Fotos sehr vertraut gewesen. Er hatte ein Talent dafür, mit seiner Kamera Distanzen zu überwinden und sich das Neue vor seiner Linse zu eigen zu machen, sich als Autor mit einzuschreiben. Zugleich fühlte sich der Siebenundzwanzigjährige geblendet von den Eindrücken seines ersten Besuchs.

Ze’ev Aleksandrowicz’ Fotos von Tel Aviv beeindrucken durch einen manchmal fast magischen Schwebezustand zwischen dem Gewollten und dem Zufälligen, dem bewusst Fokussierten und dem nur halb Miteingeplanten im unscharfen Hintergrund. Das macht sie so anziehend, so verlockend. Sie sind ein Schatz von Bildern eines sehr spezifischen Ortes zu einer sehr spezifischen Zeit, die so ohne ihn und seine Kamera unwiederbringlich verschwunden wären.

„Israel before Israel – Fotografien von Ze’ev Aleksandrowicz 1932–1936“ ist von 22. November 2017 bis 1. April 2018 im Extrazimmer des Museums Dorotheergasse, einem Museum der Wien Holding zu sehen. Zu der von Andrea Winklbauer kuratierten und von Conny Cossa gestalteten Ausstellung erscheint auch ein zweisprachiger Katalog im Eigenverlag des Museums mit zahlreichen Abbildungen. Das Museum Dorotheergasse - Palais Eskeles, 1010 Wien, Dorotheergasse 11, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, des Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.jmw.at

 

 

 

 

 

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