Kärnten in Brüssel neuerlich Gesprächsthema

 

erstellt am
01. 12. 17
13:00 MEZ

LH Kaiser bei Plenarsitzung des Ausschusses der Regionen und als Redner einer hochrangigen, internationalen Podiumsdiskussion beim Forum europäischer Minderheitenregionen
Brüssel/Klagenfurt (lpd) - Kärnten hat sich dieser Tage neuerlich umfassend auf europäischer Ebene präsentiert und für Beachtung gesorgt. Landeshauptmann Peter Kaiser nahm in Brüssel als Mitglied im Ausschuss der Regionen (AdR) an dessen seit 30. November laufender Plenarsitzung teil. Parallel dazu hielt die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) ein Forum europäischer Minderheitenregionen ab. Dabei war Kaiser am 1. Dezember auf Einladung von FUEN-Präsident Loránt Vincze Teilnehmer einer hochrangig besetzten, Podiumsdiskussion. Der Landeshauptmann nutzte diese Gelegenheit einmal mehr und stellte die Stärken und Chancen Kärntens – insbesondere auch jene durch die Zweisprachigkeit und kulturelle Vielfalt – vor, verwies auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Nachbarn und auf die 2020, im Jubiläumsjahr der Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920, in Kärnten ausgetragene Fußballeuropameisterschaft der autochthonen, nationalen Minderheiten. Außerdem definierte der Landeshauptmann die vielschichtigen Begriffe Heimat und regionale Identität aus seiner und der Sicht eines Bundeslandes am Schnittpunkt dreier Kulturen.

Die Podiumsdiskussion stand unter dem Thema „Verankert im Heimatland – Regionale Identitäten stärken die territoriale Zusammenarbeit und die soziale Entwicklung“. Kaiser dankte für die Möglichkeit, die politische und gesellschaftliche Weiterentwicklung Kärntens in diesem internationalen Forum zu präsentieren. „Kärnten ist allein durch seine Lage im Herzen der Alpen-Adria-Region ein Kristallisationspunkt der europäischen Integration“, betonte er.

Als konkrete und erfolgreiche Beispiele der grenzüberschreitenden Kooperationen nannte er die Euregio „senza confini - ohne Grenzen“ zwischen Kärnten, Friaul-Julisch Venetien und dem Veneto, die Alpen-Adria-Allianz und das Gemeinsame Komitee Slowenien-Kärnten/Skupni odbor Slovenija-Koroška. Als ein Beispiel für den intensiven Austausch mit Slowenien nannte Kaiser den Bereich Verkehr/Infrastruktur. Er verwies u.a. auf den Statusbericht zur „Alpine-Westbalkanachse“, das Verkehrskonzept Lavamünd, den Verladebahnhof Kühnsdorf, das Logistikzentrum in Fürnitz mit der Bahnverbindung nach Koper, die zweite Röhre des Karawankentunnels, die Adaptierungen zur Tunnelsicherheit beim Karawanken-Eisenbahntunnel oder die Zusammenarbeit bei der Zugverbindung Bleiburg-Prevalje. „Verkehrsinfrastruktur mit Straßen und Schienen sind quasi Lebensadern, die unsere Regionen miteinander verbinden und ganz wesentlich für wirtschaftliche Vernetzung und Weiterentwicklung sorgen. Deswegen ist es auch und speziell in diesem Bereich unser gemeinsames Anliegen, uns über Bundesländer- und Staatsgrenzen hinweg zu koordinieren und gemeinsam an einem Verkehrsstrang zu ziehen“, machte Kaiser deutlich.

Zur von den Kärntner Slowenen ausgetragenen Fußballeuropameisterschaft „EUROPEADA 2020“ sagte Kaiser, dass sie im Jubiläumsjahr „100 Jahre Kärntner Volksabstimmung“ stattfinden werde. Den Zuschlag dafür erhielt Kärnten von der FUEN. „Der Zuschlag ist auch ein Beleg für die politische und gesellschaftliche Weiterentwicklung, die in unserem Bundesland gerade in den letzten Jahren und speziell im Bereich der Volksgruppenpolitik stattgefunden und offenbar europaweit Beachtung erfahren hat“, so Kaiser, der exemplarisch den Beschluss zur neuen Kärntner Landesverfassung mit der erstmaligen Verankerung der slowenischen Volksgruppe hervorhob. Und weiter: „Wir erwarten Teams aus 17 europäischen Ländern, es soll für die Volksgruppen ein Fest der Begegnung und des gegenseitigen Austausches werden.“ Als Motto der „EUROPEADA 2020“ habe man „together unique. skupaj enkratni.gemeinsam einzigartig“ gewählt. Das „EUROPEADA“-Village werde in der Tourismusregion Klopeinersee-Südkärnten errichtet.

Zum Begriff Heimat meinte Kaiser, dass Geschichte und Tradition unserem Land und seiner Bevölkerung viel von seiner Identität geben würden. Die Spuren der Heimat seien in der Landesgeschichte unauslöschlich. Es gehe aber vor allem auch um den mutigen Blick nach vorne, Zukunftsgestaltung und Visionen. „Heimat ist Geborgenheit, Wohlfühlen, aber auch Offenheit, Toleranz, Respekt, Miteinander, Wertschätzung und Zusammenhalt“, so Kaiser. Die eigene Identität zu bewahren, sei für eine Nation ebenso wichtig wie für eine Region oder ein Bundesland. „Andere Kulturen, Bevölkerungsgruppen, Religionen zu akzeptieren und zu respektieren, heißt nicht, seine Identität aufzugeben. Mehrsprachigkeit, kulturelle Vielfalt sind Chancen, die nicht liegen gelassen werden dürfen“, betonte Kaiser. Für ihn sind Regionen die DNA Europas und Garant für Wettbewerbsfähigkeit. „Regionales Handeln ist die Antwort auf globalisiertes Denken“, so Kaiser, der auf die Wichtigkeit von Innovationen, Investitionen, Regionalismus und Internationalität hinwies.

Die Podiumsdiskussion wurde mit einer Keynote von Tirols Landtagspräsident Herwig van Staa eingeleitet. Unter Moderation von FUEN-Vizepräsident Daniel Alfreider, der auch Mitglied des italienischen Parlaments ist, diskutierten neben Kaiser noch Vertreterinnen und Vertreter aus Rumänien, Schleswig-Holstein, vom Kongress der Gemeinden und Regionen des Europarats sowie von der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Die gesamte Forumsveranstaltung stand unter dem Motto „Stark in den Regionen verwurzelt – Minderheitengemeinden und Sprachminderheiten in den Regionen der EU“.

Die autochthonen Minderheiten in Europa wollen sich noch stärker vernetzen und streben ein EU-Gesetz zu ihrem Schutz und ihrer Unterstützung an. Die FUEN ist mit gegenwärtig fast 100 Mitgliedern aus 33 verschiedenen europäischen Staaten der größte europäische Dachverband, der sich für die Rechte der autochthonen Minderheiten einsetzt.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.fuen.org/de

 

 

 

 

 

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