Brandstetter: Internationaler
 Deradikalisierungs-Workshop in Wien

 

erstellt am
14. 12. 17
13:00 MEZ

Austausch mit dem marokkanischen Justizminister, Experten aus Jordanien, Ägypten und den Niederlanden sollen Extremismusprävention und Deradikalisierung unterstützen – Marokko-Abkommen für die Überstellung von Häftlingen bis Ende 2018 möglich
Wien (bmj) - Vizekanzler und Justizminister Wolfgang Brandstetter ist sich der ansteigenden Zahl von Radikalisierung in Justizanstalten bewusst:“ Wir haben rasch auf diese gesellschaftspolitische Entwicklung reagiert, und mir war von Beginn an klar, dass wir insbesondere in Justizanstalten Radikalisierungstendenzen konsequent und effektiv entgegentreten müssen“, erläutert Brandstetter am 14. Dezember am Rande des Workshops.

Aufgrund der nach wie vor hohen Brisanz der Thematik lud Brandstetter den marokkanischen Justizminister Mohamed Aujjar, ausgewiesene Experten aus Jordanien und Ägypten sowie zwei Vertreter des Instituts für Forensische Psychiatrie und Psychologie in Utrecht zum Austausch nach Wien ein. „Gemeinsam mit Experten des österreichischen Strafvollzugs, einem Vertreter von DERAD sowie Experten für Menschen-und Frauenrechte suchen wir hier in Wien heute den fachlichen Austausch, um von gegenseitigen Erfahrungen zu profitieren und auf diese Entwicklung reagieren zu können. Vor allem Länder wie Marokko und Jordanien haben im Bereich der Deradikalisierung im Strafvollzug viele wertvolle Erfahrungen gemacht. Es ist wichtig, auch über die Grenzen der EU hinaus, hier den Austausch von Know-How zu suchen“; stellt der Ressortchef klar.

Waren es in den Jahren 2002 bis 2013 noch 4 Verdächtige, die wegen diverser Terrordelikte in österreichischen Gefängnissen saßen, so sind aktuell 67 Personen wegen des Verdachts der Mitgliedschaft bei einer Terrorgruppe oder der Unterstützung einer solchen in Haft, Tendenz steigend. Brandstetter hat bereits 2015 eine eigene Task Force „De-Radikalisierung im Strafvollzug“ eingesetzt. „Wir haben ein umfassendes Maßnahmenpaket umgesetzt. Dieses beinhaltet neben besonderen Sicherheitsbestimmungen einen individuellen Vollzugsplan, eigens geschulte Justizwachebedienstete und seit Juni 2017 auch die Unterstützung des Vereins DERAD mithilfe von eigens konzipierten Gesprächsformaten“, so Brandstetter.

Es sei laut Justizminister wichtig, das System ständig an die sich ändernden Rahmenbedingungen anzupassen und zu aktualisieren. „Es ist notwendig, vom Screeningverfahren zur Risikoeinschätzung am Beginn der Haft bis zur Nachbetreuung nach Haftentlassung für diese spezielle Tätergruppe intensiv zusammenzuarbeiten, um künftige extremistische Handlungen zu unterbinden und internationale Fachkompetenz auch auf europäischer Eben zu nutzen“, so der Vizekanzler.

Nach dem bilateralen Besuch von Vizekanzler und Justizminister von Wolfgang Brandstetter in Marokko Ende Oktober dieses Jahres, folgte nun der Gegenbesuch seines Amtskollegen Mohamed Aujjar. Nachdem dort eine Absichtserklärung für ein Abkommen zur wechselseitigen Überstellung von Häftlingen unterzeichnet wurde, beschloss der Ministerrat noch im November das Verhandlungsmandat. Seitdem werde in Zusammenarbeit mit dem Justizministerium auf Beamten Ebene an den Formulierungen gefeilt, so Brandstetter: „Dieses Abkommen wird sowohl vom Königreich Marokko als auch von uns sehr ernst genommen. Dass wir heute schon einen Erstentwurf in Händen halten, ist der Beweis dafür. Beide Seiten wollen den Abschluss im kommenden Jahr erzielen“. Im Erstentwurf habe man schon erste Ziele und Eckpunkte des Vertrags definiert. Fixiert habe man auch einen Verhandlungspfad, so Brandstetter: „Das ist ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem gemeinsamen Erfolg mit Marokko“.

In Zahlen ausgedrückt, geht es bei der potentiellen Kooperation mit Marokko um rund 55.500 Hafttage von marokkanischen Häftlingen, von denen Brandstetter eine möglichst hohe Zahl zum Vollzug überstellen will: „Es ist selbstverständlich, dass wir Überstellungen nur innerhalb der rechtlichen Rahmenbedingungen und im Einklang mit der Menschenrechtskonvention durchführen können“, stellt der Vizekanzler klar. „Mit Marokko ist das aber möglich, davon habe ich mich selbst überzeugt. Dieses Land orientiert sich in jüngster Zeit stark an europäischen Werten und verdient jede Unterstützung. Das geplante Abkommen ist natürlich wechselseitig und ermöglicht ‚Haft in der Heimat‘ auch für österreichische Häftlinge in Marokko“, so Brandstetter abschließend.

 

 

 

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