Parlament: Gedankenaustausch zu Forschung
 und Entwicklung vor EU-Präsidentschaft

 

erstellt am
15. 02. 18
13:00 MEZ

Delegation des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie (ITRE) des Europäischen Parlaments in Wien
Brüssel/Wien (pk) - Im Vorfeld der Übernahme des EU-Ratsvorsitzes durch Österreich im zweiten Halbjahr 2018 besucht derzeit eine Delegation des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments (ITRE) Wien. Heute gab es Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch mit österreichischen ParlamentarierInnen. Zur Sprache kam dabei ein breite Themenpalette, die von der Regulierung des Energiemarktes und Fragen der Forschungsfinanzierung bis zu Digitalisierungsthemen, etwa der Anwendung der Blockchain-Technologie und der Regulierung von Kryptowährungen, reichte.

Delegationsleiter Paul Rübig (EPP) umriss die umfangreichen Agenden des Ausschusses im EP. Sie umfassen Industriepolitik und Standortfragen ebenso wie den Digitalen Binnenmarkt. Ein umfangreiches Energiepaket sei derzeit in Verhandlung, die Beratungen und Beschlüsse dazu werden sich sicher noch in die österreichische Ratspräsidentschaft erstrecken, sagte der österreichische EU-Parlamentarier. Der Brexit werde zweifellos Auswirkungen auf den nächsten EU-Finanzrahmen haben. Rübig erwartet sich besonders Auswirkungen auf die Budgets für Landwirtschaft und regionale Entwicklung. Gleichzeitig bestehe die Erwartung, dass die Forschungsausgaben erhöht werden und die EU auch neue Aufgaben in Bereichen wie Grenzsicherung und Datensicherheit übernimmt.

Forschung wird ein Schwerpunkt des nächsten EU-Rahmenprogramms
Das Thema Forschung wurde vor allem in Hinblick auf das nächste EU-Rahmenprogramm angeschnitten. Nationalratsabgeordneter Christian Hafenecker (FPÖ) sagte, aus seiner Sicht sei speziell die Förderung der Forschung von Unternehmen wichtig. Hier müssten auch KMU Zugang zu Mitteln haben. Maria Theresia Niss (ÖVP) ist es ein Anliegen, dass die Mittel nicht gekürzt werden und dass bei Forschungsförderung von Unternehmen die Betriebsgröße keine Rolle spielt. Auch Nationalratsabgeordnete Sonja Hammerschmid (SPÖ) und der Wiener Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ) betonten die Wichtigkeit der Forschungsförderung. Hammerschmid will auch einen Abbau der bürokratischen und administrativen Hürden für Forschungsanträge.

Paul Rübig betonte, dass Forschung auch im nächsten EU-Finanzrahmen eine wichtige Rolle spielen werde. Was die Erhöhung der Mittel betrifft, werde wohl nicht alles erfüllbar sein. Bereits jetzt gebe es umfangreiche Forschungsprogramme. Die Rolle der EU bestehe neben der Finanzierung vor allem darin, dass sie für eine kostengünstige Vernetzung von Forschungsprogrammen sorgt. Die österreichische EP-Abgeordnete Barbara Kappel (ENF) fügte hinzu, dass bereits im derzeitigen Forschungs-Rahmenprogramm Horizon 2020 an Vereinfachungen der Abläufe gearbeitet wird, was sich auch im nächsten Rahmenprogramm widerspiegeln werde.

Energie: Marktregulierung und nachhaltige Energie sind aktuelle EU-Themen
Die Diskussion zum Energiebereich berührte vor allem Fragen der Versorgungssicherheit und der nachhaltigen Energieerzeugung. Die österreichische EU-Parlamentarierin Angelika Mlinar (ALDE) geht ebenso wie Werner Langen (EPP/Deutschland) davon aus, dass besonders im Strommarkt bald wichtige Entscheidungen anstehen und diese Themen auch in der österreichischen Ratspräsidentschaft weiter behandelt werden müssen. Hier geht es etwa um die Zukunft der Strompreiszonen oder die Stellung der nationalen Regulierungsbehörden gegenüber der EU-Energieregulierungsbehörde (Agency for the Cooperation of Energy Regulators – ACER). Barbara Kappel (ENF) unterstrich, dass ACER nur sehr schrittweise zusätzliche Kompetenzen erhalten werde. Langen betonte, dass gerade in Fragen der Energieversorgung sehr unterschiedliche Interessen der Mitgliedsstaaten unter einen Hut gebracht werden müssen. Das EP arbeite intensiv daran mit, tragfähige Kompromisse zu finden.

Der rumänische EP-Abgeordnete Theodor Dumitru Stolojan (EPP) sprach das Thema der EU-Strategie zur Erdöl- und Erdgasversorgung im Schwarzmeer- und Donauraum an. Der italienische MEP Flavio Zanonato (S&D) wies auf die intensiven Diskussionen hin, die im EP derzeit über saubere und nachhaltige Energieerzeugung geführt werden.

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ) betonte die allgemein kritische Haltung Österreichs zu vielen Punkten des Energiepakets der EU. Der Bundesrat habe sich dazu schon mehrmals deutlich geäußert. Aus seiner Sicht tragen die bisher bekannten Vorschläge die Handschrift der Atomlobby. Er betonte, dass Atomenergie nicht als saubere und nachhaltige Form der Energiegewinnung gewertet werden könne. Für Abgeordneten Martin Graf (FPÖ) ist die Frage des Gasmarktes eng mit den Russland-Sanktionen verbunden. NEOS-Abgeordneter Matthias Strolz meinte, die Versorgungssicherheit und eine gemeinsame europäische Energiestrategie müssten Vorrang vor Unternehmensinteressen haben.

Blockchains werfen neue Regulierungsfragen auf
Matthias Strolz sprach auch die Fragen neuer Technologien und ihrer gesetzlichen Regulierung an. Hier hinke man im Grunde den rasanten Entwicklungen hinterher. Aus seiner Sicht werde man sich auch um eine Regulierung von Kryptowährungen, die auf Reliable Blockchains beruhen, bemühen müssen. EU-Parlamentarierin Kappel (ENF) stimmte zu, dass eine sanfte Regulierung notwendig sein werde. Die EU wolle jedoch keine Überregulierung einer Zukunftstechnologie. Paul Rübig wies darauf hin, dass die EU Fragen der Netzsicherheit und neuer Computertechnologien stärker behandeln müsse. Hier sei auch der Beitrag Österreichs von Interesse. Aktuelle EU-Themen sind laut Rübig auch Strategien für eine Cyber Defence Policy und der Aufbau der EU-Cybersecurity Agency.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://www.parlament.gv.at

 

 

 

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