Kurz: "In Österreich darf es keinen Platz
 für Extremismus und Intoleranz geben"

 

erstellt am
12. 03. 18
14:30 MEZ

Gedenkakt anlässlich des 80. Jahrestages des 12. März 1938
Wien (bka) - "Genau heute vor 80 Jahren erfolgte der Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich. Damit begann die nationalsozialistische Terrorherrschaft in unserem Land. Insbesondere für die jüdische Bevölkerung hat damals ein beispielsloser Leidensweg begonnen, der uns bis heute beschämt und betroffen macht. Es war der Auftakt zu einem nie dagewesenem Verbrechen, der Shoa", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz anlässlich des Gedenkaktes des 80. Jahrestages des sogenannten Anschlusses am 12. März 1938.

Nur 18 Monate später sollte das NS-Regime Europa und die ganze Welt in den Schrecken des Zweiten Weltkriegs stürzen, dem größten Verbrechen an der Menschlichkeit. Viele würden diese Zeit jedoch nur aus den Geschichtsbüchern kennen. Vom Leid, das damals viele Menschen erlitten hätten, würden sie aber erst durch persönliche Gespräche mit Überlebenden erfahren. "In den letzten Jahren ist mir bewusst geworden, dass meine Generation einer der letzten ist, die noch solche Gespräche führen kann. Unsere Generation hat daher eine ganz besondere Verantwortung, genau hinzuhören, was war, sich das Gehörte zu Herzen zu nehmen und es auch an andere Generationen weiterzugeben", so Sebastian Kurz.

Der Bundeskanzler erinnerte auch daran, dass jeder Mensch Verantwortung für das trage, was er tue, aber auch dafür, was er unterlasse. "So sollten wir uns heute daran erinnern, dass es auch in Österreich viele Menschen gegeben hat, die nichts gegen den Nationalsozialismus unternommen haben und die diesen Schrecken sogar aktiv unterstützt haben", so Sebastian Kurz.

Ehrliches Gedenken muss auch unangenehme Dinge beim Namen nennen
Dass sich Österreich als Opfer des Nationalsozialismus betrachte gelte für jene, die im Widerstand gekämpft hätten und die immer ein glühendes Vorbild sein werden. Jene Menschen, die am Heldenplatz gestanden und gejubelt hätten, seien jedoch keine Opfer gewesen, ebenso wie auch jene, die zugesehen haben, als ihre Nachbarn beraubt, ermordet und vertrieben wurden. "Ehrliches Gedenken muss auch diese Dinge beim Namen nennen", so der Bundeskanzler.

Österreich ist sich seiner historischen Verantwortung erst sehr spät bewusst geworden
"Österreich hat lange gebraucht, um sich seiner Vergangenheit offen und ehrlich zu stellen. Wir haben erkannt, dass Österreicher nicht nur Opfer, sondern auch Täter waren und dieser Erkenntnis konkrete Taten folgen lassen. Wir müssen uns auch eingestehen, dass Österreich zu lange weggesehen hat und sich erst sehr spät seiner historischen Verantwortung bewusst geworden ist", so Kurz.

Bundesregierung unterstützt Errichtung eines Shoa-Erinnerungsortes
Auch wenn die Mehrzahl der Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zurückgeholt wurde, blieben viele trotz dem erlittenen Leid ihrer alten Heimat verbunden. "Einer von ihnen ist Kurt Tutter, der sich seit Jahren für ein Erinnerungsdenkmal engagiert, auf dem alle jüdischen Opfer der Shoa aus Österreich mit ihrem Namen verewigt werden sollen. Wir als Bundesregierung haben uns entschlossen, die Errichtung eines solchen Erinnerungsortes zu unterstützen, um so einen persönlichen Ort des Gedenkens zu schaffen", so Sebastian Kurz.

Die österreichische Bundesregierung habe es sich außerdem zur Aufgabe gemacht, sich im heurigen Gedenkjahr der Vergangenheit zu stellen und so an die dunklen Seiten unserer Geschichte zu erinnern. "Wir dürfen aber nicht beim Gedenken stehen bleiben. Wir müssen auch aus der Vergangenheit lernen. Die wichtigste Lehre ist, dass wir aktiv unseren Rechtsstaat und unsere demokratischen Grundwerte schützen und gegen jede Art von Extremismus und Intoleranz entschlossen ankämpfen müssen. In Österreich darf es dafür keinen Platz geben", so der Bundeskanzler abschließend.

 

 

 

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