Kunst zwischen Objekt, Raum und Zwischenraum

 

erstellt am
23. 03. 18
13:00 MEZ

Graz (museum joanneum) - Die Neue Galerie Graz zeigt in einer groß angelegten Personale das umfangreiche Werk des kroatischen Künstlers Vjenceslav Richter. Die Ausstellung, die ursprünglich vom MSU Zagreb zu seinem 100. Geburtstag im letzten Jahr konzipiert wurde, ist nun bis 2. September zu sehen. „Ich fühle mich geehrt, unsere Ausstellung in Graz zeigen zu können und freue mich über die Kooperation. Speziell die Tatsache, dass auch Richters allererste Retrospektive 1972 in Graz – sogar in der Neuen Galerie Graz – stattfand, ist für mich etwas ganz Besonderes“, so Kuratorin Vesna Meštric bei der Eröffnung.

Zu Hause in vielen Disziplinen
Gleich im Stiegenhaus der Neuen Galerie Graz erhält man einen Einblick in Richters „Gehirn“: Eine Computeranimation aus dem Jahr 2018, die aus Bildern seiner Arbeit Das schwarze Loch entstand, spannt den Bogen in die Gegenwart. Heute würde sich Richter, der Architekt, Designer, Plastiker, Maler, Grafiker sowie Theoretiker war, vermutlich auch mit Neuen Medien beschäftigen. In seinem ebenso vielfältigen wie umfangreichen Werk verbindet er die unterschiedlichsten Kunstsparten. Sein ganzheitliches Denken prägen sein Śuvre, dessen Wurzeln sich im Bauhaus und in der geometrisch-konstruktiven Abstraktion der Zwischenkriegszeit finden. Die Ausstellung zeigt die Bandbreite von Richters Werk: von Möbeln sowie dazugehörigen Entwurfszeichnungen über Architekturmodelle und Systemplastiken bis hin zu Schwerkraftzeichnungen. „Sein gekonntes Wechseln zwischen den verschiedenen Medien macht ihn so besonders“, betonte Co-Kuratorin Gudrun Danzer und meinte weiter: „Er war kein Künstler, der sich nur mit einer Disziplin beschäftigte, sondern machte sich bei all seinen Werken auch immer Gedanken über die Gestaltung von Gesellschaft.“ Ziel der meisten seiner Arbeiten war die Verbindung von Architektur, Kunst und Design, um auf diese Weise das Leben der Menschen zu verbessern.

Richter in seiner Zeit
Vjenceslav Richter zählte zur Avantgarde seiner Zeit, und da seine Heimat Jugoslawien seit 1948 zu den blockfreien Staaten zählte, taten sich für ihn viele Arbeitsmöglichkeiten zwischen Ost und West auf. Berühmt wurde er durch die Umsetzung diverser Ausstellungspavillons für internationale Messen in Triest, Wien, Stockholm, Hannover und Paris. 1956/57 entwarf er in Zusammenarbeit mit Zdravko Bregovac das – heute vermutlich zerstörte – Archäologische Museum in Aleppo, Syrien. Seit 1962 entwickelte er unter dem Begriff „Synthurbanismus“ seine Ideen auch ins Große weiter und schuf visionäre Entwürfe für Millionenstädte, die sich aus einzelnen, „Zikkurat“ genannten Einheiten aufbauten. Um die Partizipation der Betrachter/innen an seinen Werken zu ermöglichen, experimentierte Richter ab 1963 mit „Reliefmetern“ – Skulpturen aus beweglichen, identen und industriell gefertigten Bestandteilen, die das Publikum verschieben konnte und sollte. Einige der unzähligen möglichen Varianten fixierte er gleichsam in der Serie der sogenannten „Systemplastiken“ (ab 1964).

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.neuegaleriegraz.at

 

 

 

 

 

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