Allianz Studie zur Eurozone: Österreichs
 Wirtschaft ist Aufsteiger des Jahres

 

erstellt am
21. 03. 18
13:00 MEZ

Wirtschaftliche Stabilität im Euroraum: Höchststand seit 2001 - Österreich: Solides Wachstum bringt Aufstieg auf Platz 5 - Ausblick: Verbesserung durch Reformanstrengungen möglich
Wien (allianz) - Nach einem Rückschlag im vergangenen Jahr hat sich die wirtschaftliche Stabilität im Euroraum wieder etwas verbessert: Im Durchschnitt aller untersuchten Länder liegt der Gesamtindikator, der die Stabilität des Wachstums abbildet, mit aktuell 6,8 von möglichen 10,0 Punkten auf dem höchsten Stand seit 2001. Dies geht aus dem aktuellen „Allianz Euro Monitor“ hervor, der eine Bewertung der Stabilität und Gesundheit der Euro-Volkswirtschaften anhand eines ausgewählten Indikatorensets ermöglicht. Österreich schafft im EWU-Vergleich einen Sprung nach vorne und zählt damit neben Irland zu den Aufsteigern des Jahres. „Nach einer mehrjährigen Durststrecke holt Österreich endlich wieder auf. Um einen ‚Stockerlplatz‘ zu erreichen, sollte Österreich den konjunkturellen Rückenwind nutzen und die Entschuldung weiter vorantreiben“, kommentiert Martin Bruckner, Vorstandssprecher der Allianz Investmentbank AG und Chief Investment Officer der Allianz Gruppe in Österreich, die Ergebnisse der aktuellen Allianz Studie. Hier sei nicht nur der Staat gefragt, sondern auch der Privatsektor, wo der Schuldenabbau in den letzten Jahren kaum vorangekommen ist.

Österreich: Aufstieg im Ranking, stabiles Wachstum
Die wirtschaftliche Stabilität hierzulande hat sich laut Euro Monitor erheblich verbessert: Von einem Gesamtscore von 6,5 Punkten im vergangenen Jahr steigerte sich die Alpenrepublik auf 7,2 Punkte und belegt damit im Ranking aktuell Platz 5. „Österreich konnte einige Plätze gutmachen. Zu verdanken ist dies unter anderem der Kräftigung des Wirtschaftswachstums“, erklärt Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz SE. Im Hinblick auf die Einzelindikatoren wurde Österreich bei insgesamt zehn von zwanzig höher als im Vorjahr eingestuft, darunter die Arbeitslosenquote, Arbeitsproduktivität und das strukturelle, staatliche Defizit. Eine Verschlechterung ergab sich lediglich bei einem einzigen Indikator, der Verschuldungsquote der nichtfinanziellen Unternehmen. Zu einer Trendumkehr ist es hierzulande bei der Arbeitslosenquote gekommen, die 2017 erstmals seit sechs Jahren wieder gesunken ist. Spürbar verlangsamt hat sich 2017 außerdem der in den Jahren davor recht deutliche Zuwachs der Lohnstückkosten. Die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung macht sich auch bei den Staatsfinanzen bemerkbar: Die öffentliche Schuldenstandquote ist 2017 erstmals seit Jahren deutlich gefallen. Nicht so günstig sieht es allerdings bei der Verschuldung der nichtfinanziellen Unternehmen aus, die nach wie vor eine verhältnismäßig hohe und weitgehend stagnierende Verschuldungsquote aufweisen.

EWU-Vergleich: Deutschland vor Niederlande und Slowenien
Im EWU-Vergleich liegt Deutschland mit einem Gesamtindikator von 8,1 Punkten unverändert auf Platz 1, dicht gefolgt von den Niederlanden mit 8,0 Punkten. Die beiden Spitzenreiter sind die einzigen untersuchten Länder, die in der Gesamtbewertung des Euro Monitors die Note „Gut“ erhalten und somit eine „ausgewogene Entwicklung“ aufweisen. Komplettiert werden die Top 3 wie im Vorjahr von Slowenien mit 7,7 Punkten (+ 0,5 Punkte). Mit einem Plus von 0,8 Punkten konnte Zypern den größten Sprung bei der Gesamtbewertung erzielen. Damit klettert das ehemalige Krisenland im Ranking im Vergleich zum Vorjahr zwei Ränge nach oben auf Platz 15, nachdem es 2014 noch den Schlussplatz belegte. Deutliche Verbesserungen im Hinblick auf die Platzierung konnten vor allem Österreich (von Platz 9 auf Platz 5) und Irland (von Platz 10 auf Platz 6) mit einem Plus von je 0,7 Punkten verbuchen. Am Ende des Klassements liegen Belgien, Zypern und Griechenland (je 6,2 Punkte) ex aequo auf dem drittletzten Platz, vor Italien (5,6 Punkte) und Schlusslicht Frankreich (5,4 Punkte).

Insgesamt konnten im aktuellen Euro Monitor fünfzehn Länder eine höhere Bewertung erzielen als 2016, vier Länder weisen eine geringere Bewertung auf. Etwas verbessert haben sich in den meisten Ländern die Bewertungen für das Staatsdefizit und die Staatsschuldenquote ebenso wie die Arbeitslosenquoten, das Beschäftigungswachstum und die Arbeitsproduktivität. Beim Abbau der strukturellen Haushaltsdefizite, der Entwicklung der Exporte gemessen am Welthandel und der Entschuldung der Unternehmen gab es hingegen Rückschritte, was sich gesamtheitlich betrachtet in einer nur moderaten Verbesserung niederschlägt. Positiv: Kein Land der Eurozone befindet sich mehr im als kritisch definierten Bewertungsbereich (1 bis 4 Punkte).

Altlasten der Krise reduziert, günstige Gelegenheit für Reformanstrengungen
Aus konjunktureller Sicht könnte es dem Euroraum zurzeit kaum besser gehen. Ein Ende des Aufschwungs sei nicht in Sicht, vielmehr habe gerade erst die Hochphase begonnen, so die Studie. Dafür sprechen etwa die EWU-Stimmungsindikatoren, welche auf einem weit überdurchschnittlichen Niveau liegen und vereinzelt zuletzt sogar ein neues Allzeithoch erreicht haben. „Die gute wirtschaftliche Entwicklung hat dazu beigetragen, dass die Altlasten der Krise in den letzten Jahren kontinuierlich reduziert wurden“, so Heise, „Dass der Aufräumprozess aber noch nicht abgeschlossen ist, belegen insbesondere die nach wie vor hohen öffentlichen Schuldenberge sowie erhöhte Arbeitslosenquoten in vielen EWU-Mitgliedsländern.“ Dabei biete gerade die gute gegenwärtige wirtschaftliche Entwicklung eine günstige Gelegenheit, die Reformanstrengungen wieder hochzuschrauben. Nicht nur können die mit Strukturreformen verbundenen wirtschaftlichen Kosten in einem positiven konjunkturellen Umfeld minimiert werden, die Umsetzung kann auch den aktuellen Konjunkturaufschwung verlängern oder sogar neuen Aufwind verleihen dank des erwarteten positiven Effekts auf die Wirtschaftsstimmung. „Die Ergebnisse des Euro Monitors sollten als Weckruf verstanden werden, denn der nächste Abschwung kommt bestimmt“, so Heise abschließend.

Über den Allianz Euro Monitor
Der Allianz Euro Monitor ist ein makroökonomisches Monitoring- und Frühwarnsystem zur Identifizierung bestehender und neu entstehender gesamtwirtschaftlicher Ungleichgewichte. Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf den Risiken, die von einem unausgewogenen Wachstum ausgehen. Der Euro Monitor bewertet die 19 Länder der Eurozone und stellt eine Rangliste auf. Die Platzierung hängt von dem Beitrag ab, den das jeweilige Land zu einem Wachstum ohne makroökonomische Ungleichgewichte und damit zur Stabilität des Euroraums insgesamt leistet. Die Publikation gibt einen umfassenden Überblick über die aktuelle Situation in allen Ländern der Euro-Zone. Die Rangliste setzt sich aus 20 Indikatoren in den vier Schlüsselkategorien „Solidität der Staatsfinanzen“, „Wettbewerbsfähigkeit“, „Beschäftigung und Produktivität“ und „Private Verschuldung und Auslandsverschuldung“ zusammen. Staaten bekommen in jedem der 20 einzelnen Indikatoren einen Wert zwischen 1 und 10 zugewiesen – je höher der Wert, desto besser die Performance.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.allianz.at

 

 

 

 

 

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