Österreichs Industrie weiter sehr
 dynamisch, doch Risiken nehmen zu

 

erstellt am
28. 03. 18
13:00 MEZ

Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex bleibt mit 58 Punkten weiter auf kräftigem Wachstumskurs, verzeichnet aber keinen Anstieg mehr
Wien (bank austria) - Die Industrie präsentiert sich zu Beginn des Frühlings in Österreich in sehr starker Verfassung, der Konjunkturhöhepunkt wurde aber mittlerweile überschritten. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex liegt mit einem aktuellen Wert von 58 weiterhin satt über der Marke von 50 Punkten, ab der ein Wachstum der österreichischen Industrie angezeigt wird. Der Indikator ist im März aber den dritten Monat in Folge zurückgegangen, allerdings ausgehend von dem Allzeithoch von 64 Punkten im Dezember 2017“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex liegt mittlerweile seit fast drei Jahren über der Wachstumsgrenze und unterstreicht damit die längste Aufschwungsphase der österreichischen Industrie seit Beginn der Erfassung im Oktober 1998. „Die österreichische Industrie hat die besonders starke Wachstumsphase rund um den Jahreswechsel 2017/18 hinter sich gelassen. Aber auch zu Beginn des Frühlings ist die Industriedynamik weiter überdurchschnittlich hoch. Allerdings bewegen sich seit drei Monaten fast alle Teilindikatoren des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerindex kontinuierlich nach unten. Sowohl bei der Produktionsleistung, der Auftragsentwicklung und der Beschäftigung als auch bei den Lager- und Preistrends verdichten sich Anzeichen, dass die österreichische Industrie etwas an Schwung verliert“, so Bruckbauer.

Auftragswachstum sinkt den dritten Monat in Folge
Der Rückgang des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im März ist besonders stark auf die Veränderung des Auftragsumfelds zurückzuführen. Der Teilindex der Auftragsentwicklung ist auf 54,4 zurückgegangen, ein Minus von fast 3,5 Punkten. „Das Wachstum der Neuaufträge sowohl aus dem Aus- als auch Inland hat im März nachgelassen. Die heimischen Unternehmer haben daher auch die Ausweitung ihrer Produktionsleistung verlangsamt. Trotz des dritten Rückgangs in Folge ist das Auftragsumfeld für die österreichische Industrie jedoch überdurchschnittlich günstig und auch die Produktion zeigt weiterhin ein stärkeres Wachstums als im langjährigen Mittel“, meint Unicredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Die Rahmenbedingungen für die heimische Industrie sind zu Beginn des Frühjahres trotz einer gewissen Tempoberuhigung ausgezeichnet, was sich unter anderem in einer weiteren Zunahme der Auftragspolster widerspiegelt. Die Steigerung der Produktionskapazitäten im März hat offenbar nicht ausgereicht, um das dynamische Neugeschäft gänzlich abarbeiten zu können. Bereits seit mehr als zwei Jahren nehmen die Auftragsrückstände in der österreichischen Industrie zu. Sogar seit 4,5 Jahren verlängern sich die Lieferzeiten und im März sogar mit erhöhtem Tempo.

Noch mehr Jobs
Die österreichische Sachgüterindustrie hat sich im März erneut als Jobmaschine der heimischen Wirtschaft erwiesen. Mit etwas geringerem Tempo als im Vormonat hat sich die Beschäftigung erneut stark erhöht. „Im ersten Quartal 2018 ist die Beschäftigung im Sachgüterbereich um mehr als 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das entspricht einem Plus von über 20.000 Beschäftigten. Damit gehen rund 25 Prozent des Beschäftigungswachstums in der österreichischen Wirtschaft auf die Industrie zurück, obwohl der Anteil des Sektors an der Gesamtbeschäftigung nur rund 17 Prozent ausmacht“, meint Pudschedl.

Zudem ist die Arbeitslosenquote in der Sachgüterindustrie in den ersten drei Monaten auf durchschnittlich 4,3 Prozent gesunken. Die Lage am Arbeitsmarkt in der Industrie bleibt damit auch deutlich günstiger als in der Gesamtwirtschaft, in der mit 8,8 Prozent eine mehr als doppelt so hohe Arbeitslosenquote im ersten Quartal 2018 zu verzeichnen ist.

Gedämpfterer Preisauftrieb im März
Der starke Aufwärtstrend bei den Rohstoffpreisen hat sich zwischenzeitlich verlangsamt. „Der Anstieg der Einkaufspreise für Vormaterialien war im März deutlich geringer als in den Vormonaten. Der Auftrieb der Verkaufspreise setzte sich nur wenig gemildert fort und zeigt, dass es gelang, die höheren Kosten etwas stärker auf die Kunden zu übertragen. Die Ertragssituation der Betriebe war im März tendenziell etwas günstiger als in den Vormonaten“, so Pudschedl.

Ausblick wird unsicherer

Der aktuelle UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex zeigt, dass die österreichische Industrie nach dem sehr erfolgreichen Start ins Jahr 2018 nunmehr die dynamischste Wachstumsphase hinter sich gelassen haben dürfte. Die Umfragewerte fast aller Teilbereiche zeigen nach unten. Das Verhältnis zwischen Auftragseingängen und den Lagerbeständen hat sich im März spürbar verschlechtert.

Mit nur noch knapp über 1 ist der Faktor auf dem niedrigsten Niveau seit Sommer 2016 angelangt. Dieser bisher äußerst verlässliche Indikator für die Industrieentwicklung in den kommenden drei bis sechs Monaten unterstreicht, dass die heimische Industrie nunmehr in ruhigeres Fahrwasser eintritt. Der im Rahmen der Umfrage ermittelte Index für die Produktionserwartungen verspricht mit aktuell 64,4 Punkten einen klaren Anstieg der Industrieproduktion für die kommenden zwölf Monate, ist damit jedoch auf den niedrigsten Wert seit fast einem Jahr gesunken.

„Die Abschwächung des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im März ist durch zwei Faktoren bestimmt. Zum einen zeichnet sich ab, dass der Welthandel die Phase der höchsten Dynamik mittlerweile überschritten hat. Zum anderen spiegeln sich die Sorgen hinsichtlich möglicher Folgen der protektionistischen Politik der USA wider. Angesichts des weiterhin sehr günstigen Wachstumsumfelds sehen wir die österreichische Industrie dennoch unverändert auf Kurs zu einem Produktionsplus von rund 4,5 Prozent“, so Bruckbauer. Falls sich allerdings die handelspolitischen Spannungen verstärken oder sogar eine Eskalation eintritt, wird die veränderte Risikosituation nicht ohne Einfluss auf die Wachstumsaussichten für die exportabhängige Industrie Österreichs bleiben.

 

 

 

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