10 Jahre Museum Liaunig

 

erstellt am
23. 04. 18
13:00 MEZ

Impulse für Kunst und Land
Neuhaus (skyunlimited) - Das, was der Sammler Herbert Liaunig mit seinem Museum im südlichen Kärnten geschaffen hat, ist außergewöhnlich und kann sich auch international sehen lassen. Es wird von einander ideal ergänzenden und stimulierenden Qualitäten bestimmt, wie man sie nur in Ausnahmefällen antrifft. Seine große, auf Kunst in Österreich nach 1945/50 konzentrierte Sammlung mit inzwischen annähernd 4.000 Exponaten, bildet den Mittelpunkt einer von persönlichen Vorlieben und einem hohen Qualitätsbegriff geprägten Sammelleidenschaft, einem ebenso entschiedenen wie hoch sensiblen, professionellen Umgang mit Kunst, der auf andere ausstrahlt und nicht zuletzt das Klima im hauseigenen Ambiente ausmacht. Entwicklungsgeschichtlich wesentliche Perioden und stilistisch geprägte künstlerische Schwerpunkte, festgemacht anhand prägender Werk-gruppen und vieler hervorragender Einzelwerke, bestimmen auf diese Weise einen Bestand, der mit Ausnahme von Photographie, Elektronik und grenzüberschreitender Medienkunst alle klassischen Sparten bildender Kunst berücksichtigt: Gemälde, das breite Spektrum graphischer Unikate auf Papier (Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen etc.) bis hin zu dem beachtlichen Bestand von Skulpturen, Plastiken und den vielen anregenden Zeugnissen einer in Fluss befindlichen Objektkunst. Druckgraphik findet sich nur in Ausnahmefällen.

Mit dem für die Öffentlichkeit von Mai bis Oktober zugänglichen Museum Liaunig hat der kleine Ort Neuhaus (mit slowenischem Namen Suha), unweit vom Benediktinerstift St. Paul und Lavamünd im Grenzgebiet zu Slowenien abseits von Autobahn und Hauptstraßen gelegen und doch in kurzer Zeit von diesen aus erreichbar, seit nunmehr zehn Jahren ein neues, über die Grenzen Kärnten hinaus bekanntes Wahrzeichen.

Eingebettet auf einem zur mächtigen Drau abfallenden Hügel zwischen Bundesstraße und dem bogenförmig vorbeifließenden Fluss steckt der von außen zurückhaltend wirkende und doch sehr eigenwillig in Erscheinung tretende Bau der Wiener Architekten querkraft zu mehr als zwei Drittel in der Erde. Durchstreift man das 150 Meter lange, 13 Meter breite und nahezu 8 Meter hohe, großzügig proportionierte und dank seines ausgeklügelten Raum- und Funktionsprogramms ideal nutzbare, von Tageslicht erfüllte Mittelschiff, ist davon so gut wie nichts zu bemerken. Ausblicke von den Terrassen zum Fluss hinunter und zur Bundesstraße hin sind im wahrsten Sinn des Wortes erhebend. Sie unterstreichen mit Nachdruck die anregende Einbindung in eine Landschaft, die auf dem breit gestreckten Hügel oberhalb des Museums seit kurzem mit einem weiträumig angelegten Skulpturenpark erweitert wurde.

Die gesamte, in zwei Bauabschnitten errichtete Museumsanlage, bildet ein Ambiente, das geradezu selbstverständlich zwischen Innen und Außen, zwischen dem dominanten Tageslicht und Kunstlicht vermittelt, und höchst unterschiedliche, ihrem jeweiligen Verwendungszweck anregend angepassten Raumerlebnisse zulässt. Das trifft auf die beiden lang gestreckten Ausstellungsbereiche im oberen Teil des Museums ebenso zu wie auf den 2015 neu hinzugekommenen, mit einer großen Ausstellung von Sean Scully eröffneten Raum für Sonderausstellungen in der Eingangsebene. In anregender Dreiecksform und seiner kristallinen, in Wabenform gestaffelten Schalldecke großzügig inszeniert, bewährt er sich auch als vorzüglicher Konzert- und vielseitig nutzbarer Veranstaltungsraum von beachtlicher Höhe. Das im Freien direkt an ihn anschließende kleine Atrium mit seinen steil ansteigenden Sitzreihen kann bei entsprechenden Außenbedingungen für kleinere Veranstaltungen unterschiedlichster Art (Wort, Musik, Tanz, Theater, Performance etc.) genützt werden.

Zwei jeweils 60 Meter lange Verbindungsgänge zu den abgedunkelten unterirdischen Ausstellungsräumen wurden von Brigitte Kowanz und Esther Stocker mit klaren, eindrucksvollen Installationen in anregend bestimmte Raumerlebnisse verwandelt.

Unerwartete Eindrücke empfangen den Besucher auch in dem unterirdischen hohen Rundbau für Skulpturen und Installationen, der einer Moschee ähnelt und nicht zuletzt auch aufgrund seiner Akustik und ihrer Schallverzögerung eine nahezu sakrale Stimmung vermittelt.

Museumsphilosophie und Präsentation wurden von Beginn an auch auf die Berücksichtigung und Gegenüberstellung zeitgenössischer Kunst zu ethnologischen Objekten ausgelegt: Gold der Akan, Afrikanische Glasperlenkunst und klassisches Kunsthandwerk – Gläser vom 16. bis ins 19. Jahrhundert sowie Miniaturen und Silber. In drei Galerien unter der Erde und Präsentationen, die den einzelnen Gegenstand ebenso optimal zur Geltung bringen wie das jeweilige, in speziell dafür entworfenen Vitrinen und Schaubehelfen untergebrachte Ensemble, erschließen sich in ergiebigen, pointierten Eingrenzungen ungeahnte Begegnungszonen einer universellen Sicht auf Kulturen und deren ethnologisch beziehungsweise kunsthandwerklich bestimmten hochkarätigen Gegenstände.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.museumliaunig.at

 

 

 

 

 

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