Wo Wolferl einst zum Messer griff

 

erstellt am
11. 05. 18
13:00 MEZ

Die Kulturstädte Salzburg und Verona verbinden nicht nur Mozart-Aufenthalte
Verona/Salzburg (lk) - Wo man die Grafitti-Schnitzerei eines pubertierenden Wunderkinds in Ehren hält. Was dieses von der Gesangskunst eines Zeitgenossen hielt. Woher das Bild auf den Mozartkugeln stammt. Und: Warum sich zwei Städte am nördlichen und südlichen Rand der Alpen in jüngster Zeit gesanglich näher kommen, klärt dieser Grenzfall auf.

Im Dezember 1769 brach der 13-jährige Wolfgang Mozart zu seiner ersten Italienreise auf. So richtig italienisch fühlte er sich erst im oberitalienischen Verona - dort, wo die Alpen sanft auslaufen und die Poebene beginnt. In jenem kalten Winter – die Mozarts vermissten die heimischen Heizungen - gab es in der Stadt anfangs keine Auftritte für das pubertierende Wunderkind, allerdings jede Menge Theater- und Opernaufführungen. Was dem strengen Papa Leopold missfiel, freute den musikbegeisterten Sohn umso mehr, konnte er doch sein musikalisches Repertoire erweitern und den Künstlerinnen und Künstlern sein Urteil angedeihen lassen. Von einer "läufigen Gurgel" eines Opernsängers ist etwa in einem Brief an Schwester Nannerl in Salzburg die Rede.

Doppeltes Orgelkonzert hinterlässt Spuren
Am 5. Jänner durfte der junge Mozart in der akademischen Philharmonie konzertieren, was die Veroneser Gesellschaft auf den Salzburger Musiker aufmerksam werden ließ. Zwei Tage später muszierte er öffentlich in der Kirche San Tomaso am Ufer der Etsch gemeinsam mit seinem Vater auf den beiden heute noch erhaltenen Orgeln. Die Pfeifen der einen kamen in den Kriegswirren der napoleonischen Zeit abhanden, die zweite Orgel aus dem Jahr 1716 ist heute noch spielbar. Dort hinterließ der junge Komponist die Initialen WSM (Wolfgang Salisburgensis Mozart) in der Holzvertäfelung. Dies entsprach ganz der Gewohnheit der damaligen Gastorganisten, allerdings sind deren geschnitzte Hinterlassenschaften heute längst entfernt, nur die Mozart-Initialen hält man in San Tomaso in Ehren.

So kam Mozart auf die Kugel
Bei Mozarts erstem Verona-Besuch entstand auch eines der bekanntesten Porträts, das Fans der süßen und gleichnamigen Schokokugeln bestens vertraut ist. Saverio Dalla Rosa hielt den jungen Genius mit rotem Frack und Perücke in Öl fest. Vor ihm ein Cembalo mit Notenblatt mit dem Titel "Molto Allegro", das als "Veroneser Allegro" in G-Dur KV 72a bekannt ist. Ob es von Mozart ist, darüber sind sich die Fachleute uneins. Marcello Rossi Corradini, Leiter des Veroneser Universitätschors, hat das Musikstück ergänzt und hat es auch auf der historischen Orgel von San Tomaso intoniert.

Wiederbelebter Kulturaustausch
Dass Corradini mit seinem Chor im Dezember im Dom der Mozartstadt singt, hat Gründe: 1973 ging Verona eine Städtepartnerschaft mit Salzburg ein. Der Salzburger Domchor gastierte damals mit Mozartwerken in der Stadt von Romeo und Julia. 45 Jahre später wurde der Kulturaustausch wiederbelebt. Ende April waren es zwei Mozart-Messen, die Salzburger Domchoristen und Musiker in Veroneser Kirchen zum Klingen brachten. Publikum und Kulturverantwortliche waren derart angetan, dass eine Einladung für ein Konzert in der weltberühmten Arena von Verona folgte.

Kurioses über Grenzen hinweg
Die Salzburger Grenzfälle versammeln Kuriositäten rund um die Grenzen Salzburgs und bilden eine aufschlussreiche Lektüre zu Geschichte, Landeskunde und Politik des Bundeslandes. Der Autor Stefan Mayer beschäftigt sich seit 2002 mit grenzfälligen Besonderheiten in und um Salzburg. Er gestaltet die monatliche Serie "Grenzfälle", von der bereits vier Bücher erschienen sind. Band 4 kann per E-Mail an landesmedienzentrum@salzburg.gv.at bzw. telefonisch unter +43 662 8042-2417 um 6,90 Euro bestellt werden. Digitale Versionen aller vier Bände stehen hier > zum kostenlosen Herunterladen zur Verfügung.

 

 

 

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