Österreichische Transportwirtschaft
 verlangsamt 2018 die Fahrt

 

erstellt am
22. 06. 18
13:00 MEZ

Die Transportleistung heimischer Straßengütertransporteure ist 2017 um 1,6 Prozent zurückgegangen, der Branchenumsatz dürfte 2017 jedoch um wenigstens 3 Prozent nominell gestiegen sein
Wien (bank austria) - Die Transportleistung österreichischer Straßengütertransporteure, also das beförderte Gütervolumen mal der Wegstrecke, ist 2017 um 1,6 Prozent gesunken. Das Minus ist wie in den letzten Jahren großteils im grenzüberschreitenden Verkehr angefallen. „Trotz des Leistungsrückgangs dürfte Österreichs Fuhrgewerbe das Jahr 2017 aber mit einem Umsatzplus im Bereich von 3 Prozent beendet haben. Diese Entwicklung zeigt, dass das Auslandsengagement und der Auslandsumsatz der Transportunternehmen weiter an Gewicht gewonnen haben“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf. Der Umsatz ausländischer Töchter wird den Unternehmen in Österreich zugerechnet, nicht aber ihre Transportleistung mit im Ausland registrierten Lkw.

Anteilsverluste im grenzüberschreitenden Gütertransport
Die Transportleistung des Fuhrgewerbes mit in Österreich registrierten Fahrzeugen ist von 2008 bis 2016 um 31 Prozent gesunken. Die Anteilsverluste sind im Wesentlichen der gestiegenen internationalen Konkurrenz im grenzüberschreitenden Straßengüterverkehr geschuldet. Von den knapp 40 Milliarden Tonnenkilometern, die im Straßengütertransport 2016 über österreichische Außengrenzen hinweg durchgeführt wurden, entfielen auf heimische Lkw weniger als 20 Prozent, 2008 waren es noch 38 Prozent. 2017 lag der Rückgang der grenzüberschreitenden Transportleistung im Fuhrgewerbe bei 5 Prozent und dürfte überwiegend von ausländischen Unternehmen ausgeglichen worden sein (internationale Daten stehen noch nicht zur Verfügung).

Den Großteil der Anteile der Transportleistung im grenzüberschreitenden Straßengütertransport haben Österreichs Unternehmen an Transporteure aus den neuen EU-Mitgliedsländern verloren. Ihre Anteile sind von rund 30 Prozent 2008 auf rund 50 Prozent 2016 gestiegen; weitere 11 Prozent entfallen auf deutsche Lkw. „Die Statistik lässt hier große Leistungseinbußen für österreichische Unternehmen vermuten. Im Endeffekt dürfte aber die Entwicklung im grenzüberschreitenden Gütertransport weniger dramatisch sein. Zumindest ein Teil der Transporte wurde mit Fahrzeugen ausgeführt, die die heimischen Transportunternehmen im Ausland angemeldet, das heißt ausgeflaggt haben, oder die über Auslandstöchter österreichischer Unternehmen abgewickelt wurden“, sagt Wolf.

Während Umsätze ausländischer Töchter den heimischen Unternehmen zugerechnet werden und damit den Branchenumsatz steigern, fließt die Transportleistung mit im Ausland registrierten Lkw nicht in die Zahlen ein. Dass der Branchenumsatz wächst, die Transportleistung aber rückläufig ist, zeigt die wirtschaftliche Bedeutung der Auslandsengagements beziehungsweise der ausgeflaggten Lkw-Flotten für das heimische Fuhrgewerbe.

Von 2008 bis 2016 ist der Umsatz im Straßengütertransport um insgesamt 8 Prozent nominell gestiegen. Auch die Ertragslage hat sich im Branchendurchschnitt verbessert. Dies zeigt die Umsatzrentabilität der Unternehmen im Sample der KMU Forschung Austria, die von durchschnittlich 1,2 Prozent 2011 auf 3,3 Prozent 2016 gestiegen ist. Dieser Anstieg ist insofern auch bemerkenswert, als im selben Zeitraum die erzielten Preise im Straßengüterverkehr in Österreich nur um knapp 9 Prozent, die Kosten allerdings um 12 Prozent gestiegen sind.

Nach gutem Start wird die Transportkonjunktur 2018 voraussichtlich abkühlen
Das wirtschaftliche Umfeld des Transportgewerbes bleibt 2018 günstig. Die Wirtschaft in Österreich wächst voraussichtlich wie im gesamten EU-Raum nur wenig langsamer als im Vorjahr, wobei wichtige Nachfrageimpulse nach wie vor von der Industrie und der Bauwirtschaft kommen.

In den ersten Monaten 2018 dürfte sich die Transportkonjunktur in Österreich sogar etwas beschleunigt haben, wie das überdurchschnittlich hohe Beschäftigungswachstum im Straßengüterverkehrsgewerbe vermuten lässt. Bis Mai 2018 ist die Zahl neuer Mitarbeiter in der Branche um 5,1 Prozent auf 55.300 Personen gestiegen und hat damit den Beschäftigungsstand vor der Krise 2007 wieder erreicht. Allerdings sind die unternehmerischen Erwartungen im Mai im gesamten Transportsektor vorsichtiger geworden. In Summe signalisieren die Stimmungsindikatoren noch eine lebhafte Transportkonjunktur, die sich in den nächsten Monaten aber auf einem tieferen Niveau fortsetzt.

„Ein relativ zuverlässiger Konjunkturindikator im Transportgewerbe sind die Neuzulassungen schwerer Lkw und Sattelzugfahrzeuge. In den Monaten bis April 2018 ist hier ein Rückgang von 3,6 Prozent festzustellen. Diese Entwicklung ist ein Signal für die erwartete Konjunkturabkühlung im Straßengütertransport, auch wenn ein Teil darauf zurückzuführen ist, dass es 2016 und 2017 einen starken Zuwachs an Neuzulassungen gab und nun weniger Investitionen in Fahrzeuge notwendig sind“, sagt Wolf.

Attraktivität des Logistikstandortes Österreich ist gestiegen
Die Perspektiven der Transportwirtschaft in Österreich sind erfreulich, nicht nur aufgrund des hohen Wohlstands der Bevölkerung und der Internationalisierung der Produktion beziehungsweise der damit einhergehenden starken Handelsströme. Auch ist der Standort im internationalen Vergleich sehr konkurrenzstark aufgrund der zentralen Lage im Schnittpunkt wichtiger europäischer Verkehrsachsen und der guten Infrastrukturausstattung. Im Vergleich des Logistikangebots von 160 Ländern lag Österreich zuletzt 2016 auf Rang 7. Der „Logistics-Performance Index“ der Weltbank basiert auf Unternehmerbefragungen zur Qualität der Logistikumgebung in ihren wichtigsten Märkten. Die Ergebnisse zeigen, dass ein liberales Handelsregime und eine gute Verkehrs- und Telekominfrastruktur genauso wichtig für einen funktionierenden Logistikstandort sind, wie das Tempo, die Zuverlässigkeit und die Kosten für den Gütertransport.

Das Ranking führt seit Jahren Deutschland an. Der Rückstand Österreichs zum Nachbarland ergibt sich aufgrund von leichten Defiziten im Vergleich der Qualität der Flughäfen und bei der Dauer der Zollabfertigung. „Positiv hervorzuheben ist, dass im Vergleich mit Deutschland für den Logistikstandort Österreich nicht nur niedrigere Frachtraten auf allen Verkehrsträgern festgestellt wurden, sondern auch, dass die Qualität der Dienstleistungen rund um den Gütertransport sowohl auf privater als auch auf Behördenseite höher bewertet wurde“, so Wolf.

 

 

 

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