Sobotka: Aus den Erfahrungen jener Zeit richtige
 Schlüsse für einen Kontinent des Friedens und der
 Sicherheit ziehen

 

erstellt am
23. 07. 18
13:00 MEZ

Gedenkjahr 2018: Protokolle der Geheimsitzungen des Abgeordnetenhauses des Reichsrats von 1918 neu herausgegeben
Wien (pk) - Nach einer gescheiterten Militäroffensive fanden im Juli 1918 drei geheime Sitzungen des Abgeordnetenhauses des Reichsrats statt, um die Verantwortlichen des Kriegskurses einer schonungslosen Kritik zu unterwerfen. MitarbeiterInnen der Parlamentsdirektion haben nun die Geheimprotokolle von damals auf deren bessere Verständlichkeit hin editiert. Für Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka handelt es sich bei diesen Dokumenten um einen wichtigen Beitrag zum Gedenk- und Bedenkjahr 2018.

Abgeordnetenhaus hinterfragt Kriegskurs
1918 – Europa befindet sich mittlerweile im fünften Kriegsjahr des Ersten Weltkriegs. Im Frühjahr starten die Habsburgischen Truppen eine Offensive, die den "Mittelmächten" zum Sieg verhelfen soll. Die militärische Aktion misslingt. Als Folge des Desasters mit 12.000 Toten, über 80.000 Verwundeten und 25.000 Gefangenen ruft das Abgeordnetenhaus vom 23. bis 25. Juli 1918 drei Sitzungen ein, um über den Kriegskurs eine politische Debatte zu führen. Auf Drängen der Regierung stellt der Reichsrat die Verhandlungen unter Geheimhaltung.

Akribische Neuedition der Stenographischen Protokolle durch Parlamentsdirektion
Die Parlamentsbibliothek nahm sich 2009 der Originalprotokolle an und beauftragte eine Transkription. Die überwiegend in unterschiedlichen Kurrenthandschriften verfassten 200-seitigen Akten wurden dabei in rund 600 maschinengeschriebene Seiten übertragen. MitarbeiterInnen der Abteilung "Stenographische Protokolle" führten nun eine Neuedition durch. Abkürzungen, unterschiedliche Schreibweisen und heute unbekannte Begriffe werden dabei erklärt und ein Personenregister erstellt. "Mit beinahe detektivischer Art wurde so manches Rätsel um Wörter gelöst, die längst nicht mehr in unserem Wortschatz vorkommen", freut sich Parlamentsvizedirektorin Susanne Janistyn-Novák. Zum Vorschein kam "eine erschütternde, aber außergewöhnliche Lektüre über einen Kriegsschauplatz und die Erwägungen einer parlamentarischen Kammer zum Ende eines Krieges", sagt die Leiterin der Abteilung "Stenographische Protokolle" zum Ergebnis der Arbeit.

Sobotka: Abgeordnete erfüllten ihre Aufgabe
Zwar standen die Verhandlungen unter Geheimhaltung, aber die Protokolle zeugen davon, "dass die Abgeordneten ihre Aufgabe voll und ganz erfüllten und die Verantwortlichen des Kriegskurses einer schonungslosen Kritik unterwarfen", unterstreicht Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. "Genau dieser Umstand macht die Protokolle dieser Geheimsitzungen auch aus der Distanz von einhundert Jahren spannend und wichtig. Es gilt, aus den Erfahrungen jener Zeit die richtigen Schlüsse zu ziehen, damit wir auch weiterhin auf einem Kontinent des Friedens und der Sicherheit leben können."

 

 

 

Weitere Informationen:
https://www.parlament.gv.at/PERK/HIS/DEB/GEHEIMSITZ/index.shtml
Allgemeine Informationen:
https://www.parlament.gv.at
http://www.eu2018parl.at

 

 

 

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