Energiebotschafter feierten 40 Jahre Anti-Atom

 

erstellt am
27. 08. 18
13:00 MEZ

Ein wichtiger Meilenstein für die Anti-Atombewegung und eine nachhaltige Energiezukunft
St. Pölten (nlk) - Am 5. November 1978 wurde ein wichtiger Teil österreichischer Zeitgeschichte geschrieben: Österreich entschied sich bei einer Volksabstimmung mit 50,5 Prozent gegen den Betrieb eines bereits fertiggestellten Atomkraftwerks. Ein wichtiger Meilenstein für die Anti-Atombewegung und eine nachhaltige Energiezukunft.

Die Energie- und Umweltagentur NÖ lud in Kooperation mit der EVN 40 Jahre kürzlich zum Familien-Grillfest beim „sichersten Kernkraftwerk“ der Welt. Rund 700 Energiebotschafter und Zeitzeugen feierten am AKW-Gelände diese historische Anti-Atom-Bewegung. In seiner Eröffnungsrede bedankte sich LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf für die Weitsicht der Bevölkerung: „Ich bin sehr stolz auf diese Besonderheit und möchte mich bei denen bedanken, die sich 1978 gegen die Inbetriebnahme eingesetzt haben. Nach mehreren schweren Zwischenfällen, allen voran Tschernobyl und Fukushima, sind heute laut Umfragen fast 85 Prozent der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher gegen Atomkraft.“ Das war nicht immer so. Denn bei der Volksbefragung votierten 50,9 Prozent der Niederösterreichinnen und Niederösterreicher für die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf. In den vergangenen vier Jahrzehnten hat sich im Energiebereich viel getan. „In Niederösterreich erzeugen wir seit 2015 100 Prozent unseres Strombedarfs mit Hilfe von Wasser, Wind, Sonne und Biomasse. Die Zustimmung für diese sauberen Energieträger liegt in der Bevölkerung bei 91 Prozent“, ergänzt Pernkopf.

Dr. Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur NÖ, wies in seiner Stellungnahme ebenfalls auf den Sinneswandel im Hinblick auf Atomkraft hin: „Viele Menschen haben damals in der Atomkraft ein großes Potenzial gesehen haben. Sie versprachen sich wirtschaftlichen Fortschritt und waren von der Technik begeistert. Tschernobyl und Fukushima lagen noch in ferner Zukunft, die Atomkraft war auch bei den meisten Expertinnen und Experten unumstritten.“

Die EVN hat das AKW 2005 erworben. Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz ergänzt: „Hier wird Jahrzehnte nach der Volksabstimmung nun doch Strom für Österreichs Haushalte produziert. Unsere Photovoltaikanlage am Dach und auf der Außenfläche des Kernkraftwerkes liefert seit 2009 zu 100 Prozent nachhaltige, umweltfreundliche Energie. Dadurch ist Zwentendorf zu einem schönen Symbol für eine erneuerbare Energiezukunft geworden.“

Das Kernkraftwerk leistet auch als Trainingszentrum einen kleinen Beitrag zur Reaktorsicherheit in Europa. Denn Zwentendorf bietet weltweit einzigartige Trainingsmöglichkeiten für Kernkraftwerksmitarbeiter. Da das AKW nie in Betrieb ging, sind Bereiche zugänglich, die ansonsten für Menschen aufgrund hoher Radioaktivität nur unter erheblichen Sicherheitsvorkehrungen begehbar wären. Heute finden deshalb auch immer mehr Rückbautrainings statt, denn viele stillgelegte AKWs müssen in den nächsten Jahren abgebaut werden.

Mehr Informationen zum Thema und viele Zeitzeugenberichte gibt es unter http://www.enu.at/40jahre-atomfrei

 

 

 

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