1968: Die Krise in der Tschechoslowakei
 und der Einsatz des Bundesheeres

 

erstellt am
21. 08. 18
13:00 MEZ

Prag/Nieder-/Oberösterreich (bmlv) - In der Tschechoslowakei - dem heutigen Tschechien und der Slowakei - kam es ab 1967 zum Versuch der Errichtung eines "Kommunismus mit menschlichem Antlitz", was für die Bevölkerung des Landes vor allem die Möglichkeit zu Reisen auch ins nichtkommunistische Ausland und eine Freiheit der Presse brachte.

Reaktionen der kommunistischen Bruderstaaten
Kommunistische Hardliner in der Sowjetunion und der Tschechoslowakei selbst, vor allem aber in der Deutschen Demokratischen Republik, in Polen und in Bulgarien sahen duch diese Lockerungen beträchtliche Gefahren für das eigene System. Im Lauf von zahlreichen großen Manövern wurde deshalb die Macht der Truppen des Warschauer Paktes gezeigt. Die Regierung der Tschechoslowakei unter Alexander Dubcek konnte und wollte nicht von ihrem neuen und erfolgreichen Kurs abgehen.

Österreich reagierte auf diese Entwicklungen mit Vorbereitungen zu einem Einsatz des Bundesheeres an der Staatsgrenze, der sogenannten "Weisung Urgestein".

Einmarsch in der Tschechoslowakei
Beginnend mit der Besetzung der Flughäfen durch Spezialkräfte am Vorabend marschierten ab Mitternacht vom 20. auf den 21. August 1968 vor allem Truppen der Sowjetunion in der Tschechoslowakei ein. Es kam dabei zu starken Protestaktionen der Bevölkerung, was wiederum zu einer beträchtlichen Verunsicherung der Soldaten des Warschauer Paktes führte, denen erklärt worden war, sie müssten das Brudervolk in der Tschechoslowakei "befreien".

Alarmierung des Bundesheeres
Bereits in den frühen Morgenstunden des 21. Augustes wurden daher die gemäß "Urgestein" vorgesehenen drei Brigaden des Bundesheeres alarmiert, die wenige Stunden später ihre Einsatzbereitschaft meldeten.

"Verstärkung der nördlichen Garnisonen"
Die alarmierten Verbände des Bundesheeres warteten daraufhin stundenlang auf den Befehl zum Einsatz. Die österreichische Bundesregierung entschloss sich aber im Verlauf von langen Verhandlungen, keinen Einsatz gemäß Wehrgesetz anzuordnen, sondern lediglich die nördlichen Garnisonen zu "verstärken".

Die Verlegung der Brigaden ins Mühl-, Wald- und Weinviertel erfolgte ab 16.00 Uhr des 21. August. Grenznahe Garnisonen wie Weitra waren durch die Truppen des Bundesheeres zu räumen, da ein Abstand von 30 Kilometern von der Staatsgrenze einzuhalten war, was zu einer beträchtlichen Verunsicherung der Bevölkerung in den grenznahen Gebieten führte. Die genau für den Zweck der Grenzsicherung ausgebildeten Einheiten des Grenzschutzes, bestehend hauptsächlich aus Soldaten der Reserve (heute "Miliz"), wurden nicht einberufen.

Mitte September wurden die eingesetzten Verbände zurück in ihre Garnisonen verlegt. Das Bundesheer blieb aber bis Jahresende mit beträchtlichen Kräften in Bereitschaft.

 

 

 

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