"Gold" für Peter Schmidl und Oberkantor Shmuel Barzilai

 

erstellt am
21. 09. 18
13:00 MEZ

Der Solo-Klarinettist der Philharmoniker erhielt das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien – Oberkantor Shmuel Barzilai das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien
Wien (rk) - Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hat am 20. September im Wiener Rathaus mit Peter Schmidl und Shmuel Barzilai „zwei Persönlichkeiten ausgezeichnet, die mit ihrer Musik, ihrer Stimme das österreichische wie nationale Kulturleben maßgeblich geprägt haben“. Zahlreiche Gäste aus Politik und Kunst habe an der Feierstunde teilgenommen, darunter die ehemaligen Stadtregierungsmitglieder Sepp Rieder, Ehrenbürger der Stadt Wien, und Franz Mrkvicka, Bürger der Stadt Wien, Botschafterin Talya Lador-Fresher, Michael Haider, Leiter des Kulturforums New York, IKG-Präsident Oskar Deutsch, Dompfarrer Anton Faber, Direktor i.R. Ioan Holender, Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums, sowie Nationalratsabgeordneter Martin Engelberg.

Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde stilvoll von Elias Meiri, Alijosha Bitz und Yair Barzilai.

„Peter Schmidl und Shmuel Barzilai kommen aus einer großen Tradition, aus der sie Kraft schöpfen. Sie geben ihr Wissen, Können und ihren reichen Erfahrungsschatz nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch im universitären Bereich weiter. Sie nehmen damit eine gesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung wahr. Schmidl und Barzilai sind Wegbereiter – nicht nur in der Gegenwart, sondern auch der Zukunft“, so Kulturstadtrat Veronica Kaup-Hasler in ihrer Ansprache.

Heinz Sichrovsky gab in seiner schwungvollen Laudatio einen beredten Überblick über Peter Schmidls Werdegang als Orchestermusiker, Kammermusiker und Soloklarinettist: „Schmidl hat sich mit Bernstein in die Interpretationsgeschichte eingeschrieben“. Die Klarinette sei noch ein relativ junges Instrument, drei Generationen der Familie Schmidl habe die Geschichte des Instruments maßgeblich mitbestimmt.

„Wien ist nicht nur eine der lebenswertesten Städte, sondern auch eine der liebenswertesten. Sie ist sauber, sicher und die Menschen vertragen sich. Wien ist wichtig für Europa, für die ganze Welt“, gab Peter Schmidl seiner Freude über die Auszeichnung Ausdruck.

„Shmuel Barzilai ist eine Visitkarte unserer Gemeinde, ein verlässlicher Mensch, dem die Gemeinde als Ganzes wichtig ist“, betonte IKG-Präsident Oskar Deutsch und wies in diesem Zusammenhang auch auf den gestrigen Jom Kippur hin, an dem eine ganz spezieller Gottesdienst mit Shmuel Barzilai stattfand.

Paul Gulda reflektierte im Rahmen seiner Laudatio die Rolle und Stellung des Kantors im Gottesdienst und in der jüdischen Gemeinde. Die Verbindung von Musik und Gottesdienst sei eine sehr innige. Mit Musik könnten wir dorthin gelangen, wo wir mit Gedanken und Worten nicht hinkommen. „Shmuel Barzilai hat dem Gotteshaus Freude und Glanz verliehen. Sein Wirken ist Beweis und Hoffnung, dass es in Wien ein selbstbewusstes jüdisches Leben in Gegenwart und Zukunft geben kann“.

„Gerade im Wiener Rathaus, wo wir schon öfter mit dem Kinderchor aufgetreten sind, eine Auszeichnung zu erhalten, bedeutet mir sehr viel“, bedankte sich Shmuel Barzilai. „Die ganze Welt ist eine schmale Brücke, man darf keine Angst haben, darauf zu gehen. Es gibt noch viel zu tun. Die heutige Auszeichnung gibt mir Kraft, weiterzumachen“.

Biografie Peter Schmidl
Peter Schmidl wurde 1941 in Olomouc (Tschechien) geboren. Bereits sein Vater und sein Großvater waren Berufsmusiker, Klarinettisten bei den Wiener Philharmonikern.

Peter Schmidl studierte an der Wiener Musikhochschule bei Rudolf Jettel, ebenfalls Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker. 1964 legte er die Diplomprüfung mit Auszeichnung ab. 1965 wurde er Mitglied des Orchesters der Wiener Staatsoper und 1968 wurde auch er Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker.

1967 bekam Schmidl eine Klasse für Klarinette an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien. 1980 wurde er außerordentlicher und 1985 ordentlicher Professor.

Auch als Solist trat Schmidl immer wieder in Erscheinung, darunter auch mit den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan. Weitere bedeutende Dirigenten, mit denen Schmidl zusammenarbeitete, waren Leonard Bernstein, Karl Böhm, Christoph von Dohnányi, Riccardo Muti oder André Previn.

Von 2001 bis 2005 war Schmidl Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker und 2006 wurde er zum Doyen der Wiener Staatsoper ernannt. 2010 trat er in den Ruhestand.

Biografie Shmuel Barzilai
Shmuel Barzilai wurde 1957 in eine in siebenter Generation in Jerusalem ansäs-sige Kantorenfamilie geboren. Der Tenor erhielt seine stimmliche Grundausbildung durch den Wiener Kantor Salman Pollak und bei Kantor Moshe Stern am Institut für Musik und kantoralen Gesang in Tel Aviv.

Er gehörte der ersten Absolventenklasse dieser vom ehemaliger Tel Aviver Bürgermeister Shlomo Lahat gegründeten Institution an. Außerdem studierte er am Rabbinerseminar von Givatayim. 2006 graduierte er an der Universität Wien im Fach Judaistik zum Magister der Philosophie.

Seit 1992 wirkt Barzilai als Oberkantor der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde am Wiener Stadttempel. In dieser Funktion tritt er nicht nur im Rahmen von Gottesdiensten der jüdischen Gemeinde, sondern auch bei öffentlichen Veranstaltungen auf. Darüber hinaus wirkte und wirkt der Tenor in den bedeutendsten Konzerthäusern der Welt, unter anderem im Wiener Musikverein, im Wiener Konzerthaus, am Mozarteum Salzburg, am Prinzregententheater München, am Jerusalem Theater, in den USA oder in Australien.

Barzilais Repertoire umfasst neben der liturgischen Musik Klezmer-Musik, jüdische Soul-Musik, israelische Lieder sowie klassische Opern- und Gesangspartien.

Der Kantor kann auf eine große Zahl an aufgenommenen Tonträgern verweisen, darunter Erstaufnahmen von Kompositionen des Wiener Kantors Salomon Sulzer unter Mitwirkung der Wiener Sängerknaben.

Darüber hinaus hält Barzilai an der Universität Wien fallweise Lehrveranstaltungen über die „Entwicklung der synagogalen Liturgie“ ab.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at