„Zero Projekt Unternehmensdialog“: Menschen
 mit Behinderung in Arbeitswelt integrieren

 

erstellt am
25. 09. 18
13:00 MEZ

LHStv. in Prettner: Behinderte Arbeitnehmer sind überdurchschnittlich engagiert, loyal und echte Teamplayer - Thema ist nach wie vor mit Hürden und Barrieren verbunden - LR Zafoschnig: Inklusion sollte überall funktionieren
Klagenfurt (lpd) - Im Spiegelsaal des Amtes der Kärntner Landesregierung fand am 24. September auf Einladung von Landeshauptmann Peter Kaiser, seiner Stellvertreterin Sozialreferentin Beate Prettner, Wirtschaftslandesrat Ulrich Zafoschnig, der Wirtschaftskammer, der IV-Kärnten, der Essl-Foundation und der AutArK Sozial Dienstleistungs GmbH der zweite „Zero Projekt Unternehmensdialog“ unter dem Motto „Behinderung als Chance und wirtschaftliches Potential“ statt. Bei ihm erfuhren Wirtschaftstreibende bzw. Unternehmerinnen und Unternehmer wie eine erfolgreiche Integration von Menschen mit Behinderung aussehen kann, welche unterstützende Rahmenbedingungen und Vorteile es für Unternehmen bringt und was ausschlaggebende Schlüsselfaktoren sind. Impulsvorträge, Best-Practice-Beispiele, Interviews und Fachdiskussionen rundeten diesen Dialog ab.

Im Rahmen einer Pressekonferenz im Medienraum des Amtes der Kärntner Landesregierung nahmen seitens des Regierungskollegiums Prettner und Wirtschaftsreferent Zafoschnig zum Dialog-Motto Stellung.

Prettner erinnerte daran, dass 2013 seitens des Landes ein neun Leitlinien umfassender Behinderten-Landesetappenplan aus der Taufe gehoben wurde und die UNO Behinderten-Rechtskonvention auch umgesetzt werde. Für sie als Sozialreferentin hätten dabei zwei Leitlinien oberste Priorität, nämlich das Wohnen und die Beschäftigung bzw.die Arbeitswelt. „Behinderte Angestellte sind zusätzlich zu ihren fachlichen Kenntnissen überdurchschnittlich engagiert, loyal und echte Teamplayer und zeichnen sich durch besondere Kreativität aus“, brach Prettner eine Lanze für die Behindertenbeschäftigung.

Die Sozialreferentin verhehlte jedoch nicht, dass die Entwicklung am Arbeitsmarkt in den letzten Jahren gerade Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen überproportional betroffen habe. „Von 2007 bis 2017 hat sich die Zahl der beim AMS als arbeitslos vorgemerkten Betroffenen von 31.392 auf 75.545 mehr als verdoppelt. Das ist eine Steigerung um 141 Prozent gegenüber 39 Prozent bei Personen ohne gesundheitliche Einschränkung“, nannte sie konkrete Zahlen.

Bezüglich der geltenden Gesetzeslage teilte Prettner mit, dass Betriebe gesetzlich verpflichtet seien, laut Behinderteneinstellungsgesetz pro 25 Mitarbeiter einen Mitarbeiter mit Behinderung einzustellen. Das sind Personen mit einem Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent. „Rund 69 Prozent der heimischen Unternehmen kommen aktuell der Beschäftigungspflicht von Menschen mit Behinderung nicht nach. Sie müssen eine Ausgleichstaxe von mindestens 257 Euro pro Pflichtstelle zahlen, die zweckgebunden ist. Ich fordere hier bereits seit längerem eine deutliche Erhöhung. Die Kompetenz fällt allerdings in den Verantwortungsbereich des Bundes“, teilte Prettner mit.

Viele Unternehmen würden nicht wissen, dass sie bei Ausbildung von Menschen mit Behinderung seitens des AMS eine umfassende Unterstützung erhalten würden, auch in Form einer Prämie in der Höhe der Ausgleichstaxe. Zudem sei der Kündigungsschutz seit 2011 erheblich gelockert worden. „Er wird erst vier Jahre nach Dienstbeginn wirksam“.

Von den Großbetrieben in Kärnten, die Menschen mit Behinderung aufnehmen, hob Prettner die KABEG (454 Personen), das Land Kärnten (235) und das Magistrat Villlach (66) hervor.

Zafoschnig stellte fest, dass die Inklusion alle Lebensbereiche betreffe, darunter auch den Sport. „Inklusion muss und sollte überall funktionieren. Der Antrieb muss jedoch aus der Gesellschaft kommen“, so der Wirtschaftsreferent. Das Zero Projekt sei dazu geeignet, Skepsis, Unsicherheit, Angst und Hürden auch in den Köpfen abzubauen. „Ich danke Martin Essl für seine so wichtige Initiative. Sie geht weit über das hinaus, was heute hier zur Sprache kommt“, so Zafoschnig.

Dass die Kärntner Wirtschaft bereit sei, sich diesem Thema zu stellen, würden Zahlen beweisen. „Die Talente dieser Menschen werden gefördert. Umfragen wie der Chancen Barometer zeigen, dass über 90 Prozent der Unternehmen, die Menschen mit Behinderung beschäftigen, mit ihrer Entscheidung sehr zufrieden sind. Wir liegen bei den Einstellungen von Menschen mit Behinderung in Kärnten weit über 20 Prozent“, stellte Zafoschnig fest.

Martin Essl ist überzeugt, dass man mit Netzwerken, wie dem „Zero Projekt Unternehmensdialog“, Menschen mit Behinderung eine Chance gibt, und eine dreifache Win-Win Situation dadurch entstehe. „Man gibt den Menschen neue Chancen und eine neue Perspektive für das Leben. Die inklusive Bildung wird forciert und die Wirtschaft und Gesellschaft würden davon profitieren“, so der Essl-Foundation Initiator.

Das „Zero Projekt Unternehmensdialog“ ist ein weltweites Netzwerk, an dem 4.000 Expertinnen und Experten aus 180 Ländern mitarbeiten. „Von ihnen werden neuen Ideen, Lösungen, welche die tägliche Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen verbessern und ihre Rechte stärken, angedacht und umgesetzt“, gab Essl bekannt.

autArk-Geschäftsführer Andreas Jesse stelle die soziale Non-Profit Organisation, sie ist seit 1997 in Kärnten tätig und Partner der Essl-Foundation, vor. Das Unternehmen begleitet derzeit 550 Personen mit Benachteiligungen oder Behinderungen, erarbeitet Arbeitskonzepte die einen Best-Practice-Charakter haben. Jesse ist überzeugt, dass die Verbindung Soziales-Wirtschaft immer wichtiger wird „Sie bringt allen einen volkswirtschaftlichen Benefit.“

 

 

 

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