Forschungssonde mit Hitze-Schutzschild
 aus Berndorf fliegt zum Merkur

 

erstellt am
08. 10. 18
13:00 MEZ

Paris/Berndorf (nöwpd) - Verlaufen die letzten technischen Tests störungsfrei und spielt das Wetter mit, startet am 19. Oktober vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana eine Ariane-Trägerrakete, die den Forschungssatelliten „BepiColombo“ auf einen sieben Jahre dauernden Flug zum noch wenig bekannten Planeten Merkur schickt. Mit an Bord der Mission, die die Europäische Raumfahrtorganisation ESA und die japanische Raumfahrtagentur JAXA gemeinsam durchführen, ist auch High-Tech aus Niederösterreich: In ihrem Werk in Berndorf im Triestingtal hat die RUAG Space GmbH jenen Thermal-Isolationsschild gefertigt, der die Sonde und ihre empfindlichen Messgeräte vor den extremen Temperaturschwankungen im Weltraum wirkungsvoll schützt.

Zu diesem Zweck muss die Isolationsschicht, in die „BepiColombo“ eingepackt ist, vor allem mit der enormen Hitze fertig werden, die beim Anflug auf den innersten Planeten des Sonnensystems herrscht. Beträgt die Temperatur auf der Oberfläche des Merkur 450 Grad, sind es in seiner Umlaufbahn immer noch 350 Grad. „Dort ist es heiss wie in einem Pizzaofen“, sagt Spacecraft Operations-Managerin Elsa Montagnon.

Für die „BepiColombo“-Mission hat die RUAG Space GmbH deshalb eine spezielle Keramikbeschichtung entworfen, die dicker ist als bisher bekannte Satellitenfolien. Sie besteht aus bis zu 35 Schichten. Auch die Farbe ist anders: Werden Sonden auf Flügen zu den äußeren Planeten, wie Mars, Jupiter oder Saturn, gegen die Eiseskälte im Weltraum mit schwarzer Folie geschützt, trägt „BepiColombo“ auf seiner Reise zum Merkur weiß, um möglichst viel Wärme zu reflektieren. „Für jedes Raumfahrzeug wird die Thermalisolierung eigens definiert und ausgewählt“, erklärt RUAG-Geschäftsführer Max Kowatsch.

Bei der Merkur-Mission sind nicht nur die unwirtlichen Temperaturen eine besondere Herausforderung, auch die Berechnung der bestmöglichen Flugroute hat den Wissenschaftern eine knifflige Lösung abverlangt. Denn auf einem direkten Kurs, der schnell ist, ist eine Umlaufbahn um den innersten Planeten nicht zu erreichen, zumal sich „BepiColombo“ tief in das Anziehungsgebiet der Sonne bewegt. „Da kommt man zwar relativ einfach hin, dafür ist es aber umso schwieriger, die Sonde anzuhalten“, erläutert ESA-Forschungsrat Mark McCaughrean. Bevor der Forschungssatellit Ende des Jahres 2025 in seinen Orbit um den Merkur einschwenkt, muss er einmal die Erde, zweimal die Venus und sechsmal den Merkur selbst passieren, um auf die richtige Geschwindigkeit zu kommen.

RUAG Space unterhält im Berndorfer Industrieareal Produktionsräume zur Herstellung von Thermalisolationen für Satelliten. Dorthin liefern die Kunden, wie etwa die europäische Raumfahrtagentur ESA, von ihren Sonden dreidimensionale Modelle. Diese werden von den RUAG-Mitarbeitern zu Probezwecken in die Thermalisolationen gewickelt und die Folien geerdet. Mit 250 Beschäftigten hat RUAG Space im letzten Jahr in Österreich einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro erwirtschaftet.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.ruag.com/de/space
http://exploration.esa.int/mars

 

 

 

 

 

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