Stelzer bei Gedenkfeier in Schloss Hartheim

 

erstellt am
03. 10. 18
13:00 MEZ

„Sichtbares Zeichen, dass sich Land OÖ zu seiner geschichtlichen Verantwortung bekennt.“
Alkoven/Linz (lk) - Zahlreiche Ehrengäste, darunter Angehörige und Nachkommen von Opfern der NS-Euthanasie, sowie diplomatische Vertreterinnen und Vertreter aus 19 Ländern fanden sich am 1. Oktober 2018 im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim ein, um der rund 30.000 Opfer zu gedenken.

Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer betonte in seiner Rede die große Bedeutung des Ortes, nicht nur in Hinblick auf das Gedenken an die Opfer, sondern auch als Ort der Vermittlung und des Lernens: „Die Gedenkfeier in Schloss Hartheim ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass sich das Land Oberösterreich zu seiner Verantwortung, die aus seiner Geschichte wächst, bekennt. Ein Leben in Frieden und Wohlstand kann nur gelingen, wenn man sich der Geschichte in vollem Umfang bewusst ist – auch der dunklen Kapitel.“ Oberösterreich habe in diesem Bereich eine Vorreiterrolle eingenommen, denn kein anderes Bundesland verfüge über eine derart lückenlose zeitgemäße Dokumentation, so der Landeshauptmann weiter und ergänzt: „Wesentlicher Umgang mit unserer Vergangenheit war immer Schloss Hartheim.“

Die Gedenkrede hielt der Bischof der Diözese Linz Dr. Manfred Scheuer. Er wies auf die Entstehung von Hass und Vernichtung hin. Ein Denken, das ab- und entwertet, das verachtet, den Menschen ihren Wert entzieht, gehe den Taten voraus. „An der Wurzel von Terror und Barbarei stand nicht selten die Anmaßung absoluter Macht über Leben und Tod, stand die Verachtung des Menschen, in der Nazizeit die Verachtung von Behinderten und Zigeunern, die Verachtung von politischen Gegnern, die Verachtung von Traditionen, die im jüdischen Volk lebten und leben, die Verachtung der ‚anderen’. Diese Verachtung hat sich aller Kräfte, auch die der Wissenschaften, der Medizin, der Ökonomie und sogar der Religion bedient.“

Bischof Scheuer warnte in seiner Rede vor einem reinen Kosten-Nutzen-Denken in der Gesellschaft: „Von der Medizin her wurde lebenswertes und lebensunwertes Leben definiert und selektiert, es gab eine ökonomische Kosten-Nutzen-Rechnung im Hinblick auf die Ermordung von Behinderten.“ Der Mensch dürfe nicht nur als junger, leistungsfähiger und gesunder Mensch einen Wert und eine Würde haben.

Auf dem Friedhof der Opfer wurden Gebete von Vertretern der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Israelitischen Kultusgemeinde gesprochen und Kränze niedergelegt. Für die musikalische Gestaltung der Gedenkfeier sorgte das Bläserquartett der Landesmusikschule Alkoven.

Zum Ort und seiner Geschichte
In Schloss Hartheim in Alkoven (OÖ) war von 1940 bis 1944 eine NS-Euthanasieanstalt untergebracht, in der nahezu 30.000 Menschen ermordet wurden. Sie waren teils Bewohner von Heil- und Pflegeanstalten sowie Betreuungseinrichtungen, teils arbeitsunfähige KZ-Häftlinge aus den Lagern Mauthausen, Gusen, Dachau und Ravensbrück sowie ZwangsarbeiterInnen.

1995 wurde der Verein Schloss Hartheim gegründet, dessen Ziel es war, in Schloss Hartheim einen angemessenen Ort der Erinnerung, des Gedenkens und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung zu schaffen. Im Jahr 2003 wurde aus Mitteln des Landes OÖ und des Bundes mit der Gedenkstätte und der Ausstellung „Wert des Lebens“ der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim errichtet.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.schloss-hartheim.at
Allgemeine Informationen:
http://www.land-oberoesterreich.gv.at

 

 

 

 

 

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