Binnenkonjunktur treibt österreichische Wirtschaft
 weiter an, jedoch steigende Unsicherheiten im Export

 

erstellt am
15. 10. 18
13:00 MEZ

UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator signalisiert mit einem Anstieg auf 3,6 Punkte im September ein kräftiges Wirtschaftswachstum für den Herbst 2018
Wien (bank austria) - Zu Beginn des Herbsts ist erstmals im Jahr 2018 die Konjunkturstimmung in Österreich im Vergleich zum Vormonat angestiegen. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator hat sich im September auf 3,6 Punkte verbessert. Damit zeigt die Konjunkturstimmung in Österreich erstmals seit dem zu Jahresbeginn eingesetzten Rückgang und der im Sommer folgenden Stabilisierung wieder leicht nach oben. Die heimische Wirtschaft dürfte in den kommenden Monaten den überdurchschnittlich starken Wachstumskurs fortsetzen, wenn auch die Dynamik mittlerweile schwächer als zum Jahreswechsel ist“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Allerdings verläuft der Konjunkturtrend über die verschiedenen Wirtschaftssektoren nicht mehr synchron. „Das Wirtschaftswachstum steht zwar weiter auf einem breiten Fundament, aber während die Binnennachfrage ungebrochen für konjunkturellen Rückenwind sorgt, geht die Unterstützung durch die internationale Konjunktur zurück. Die Verunsicherung durch protektionistische Maßnahmen im globalen Handel schlagen sich im Exportgeschäft nieder“, meint Bruckbauer.

Österreichs Wirtschaft weiter in guter Stimmung
Der leichte Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im September ist ausschließlich der nochmals verbesserten Stimmung in den binnenorientierten Geschäftsbereichen zu verdanken. „Die Entspannung am Arbeitsmarkt beflügelt die Konsumenten und wirkt positiv auf die Aussichten der Dienstleister. Hinzu kommt die Rekordstimmung am Bau. Dagegen drückt das schwächere Exportumfeld auf die Stimmung in der stark exportorientierten Industrie“, so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die in den Gesamtindikator eingehende internationale Komponente zur Abschätzung der Nachfrage der wichtigsten Absatzmärkte der heimischen Exportwirtschaft setzt im September den rückläufigen Trend fort und erreicht mittlerweile nur noch den niedrigsten Wert seit dem Frühjahr 2017. Dennoch bietet die internationale Konjunktur immer noch einen im langjährigen Vergleich überdurchschnittlich starken Rückenwind für die heimische Wirtschaft.

Exportumfeld größtes Wachstumsrisiko für 2019
Nach der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im Frühjahr signalisiert der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator für das dritte Quartal 2018 eine Stabilisierung der Wachstumsdynamik und einen Anstieg des BIP um rund 2,5 Prozent im Jahresvergleich. Getragen von einem hohen Beschäftigungszuwachs und einer höheren Lohndynamik sollte der private Konsum auch in den kommenden Monaten eine stabile Stütze der Konjunktur in Österreich sein. Zudem werden die Investitionen weiterhin stark zum Wirtschaftswachstum beitragen können, wenn auch im Verlauf des Jahres 2019 die Unterstützung abnehmen dürfte. Trotz der überdurchschnittlich hohen Kapazitätsauslastung scheint der Bedarf an Erweiterungsinvestitionen abzunehmen, zumal das Exportumfeld schwächer zu werden scheint.

„Nach einem Anstieg des BIP um 2,8 Prozent im Jahr 2018 gehen wir von einer Beruhigung des Wirtschaftswachstums 2019 auf 2,0 Prozent aus. Entscheidend für die tatsächliche Stärke der Konjunkturverlangsamung im kommenden Jahr wird nach unserer Einschätzung vor allem die Dynamik im Außenhandel sein“, so Pudschedl. Angesichts der bestehenden Risiken für den globalen Handel scheint eine Abschwächung der globalen Konjunkturunterstützung für die heimische Wirtschaft außer Frage zu stehen. Genannt seien in diesem Zusammenhang der bevorstehende Brexit, die protektionistische US-Handelspolitik und der Konflikt mit China oder die nachlassenden Impulse durch die US-Wirtschaft mit Auslaufen der positiven Effekte der Steuerreform und den durch die Zinsanhebungen in den USA ausgelösten Wachstumsrisiken für Emerging Markets, die vor allem von externer Finanzierung abhängig sind.

Die Arbeitslosenquote sinkt
Die gute Konjunktur wird 2018 ein sehr kräftiges Beschäftigungswachstum von durchschnittlich 2,4 Prozent bzw. fast 90.000 Personen im Vergleich zum Jahr davor ermöglichen. Die Arbeitslosenquote wird mit 7,7 Prozent im Jahresdurchschnitt daher spürbar unter den 8,5 Prozent aus 2017 zu liegen kommen. Vor allem durch den anhaltend kräftigen Anstieg des Arbeitskräfteangebots in erster Line aus dem EU-Raum fällt der Rückgang der Arbeitslosenquote nicht höher aus. 2018 wird das Arbeitskräfteangebot durchschnittlich um etwa 57.000 Personen bzw. 1,4 Prozent höher als im Vorjahr sein. Trotz des hohen Beschäftigungswachstums wird daher die Anzahl der Arbeitssuchenden unter Berücksichtigung des leichten Rückgangs der Personen in Schulungsmaßnahmen nicht einmal um 30.000 Personen sinken. Der jährliche Anstieg des Arbeitskräfteangebots in Österreich um rund 1,4 Prozent oder jeweils etwas mehr als 50.000 Personen bleibt damit seit 2011 in etwa konstant.

Auch unter der Annahme, dass der Höhepunkt mittlerweile überschritten sein dürfte, ist bedingt durch das bestehende hohe Lohndifferenzial auch in den kommenden Jahren ein deutlicher Zuwachs zu erwarten. „Entscheidend für die Entwicklung der Arbeitslosenquote in Österreich ist die Stärke des Anstiegs des Arbeitskräfteangebots. Das Beschäftigungswachstum 2019 wird konjunkturbedingt mit voraussichtlich 1,3 Prozent deutlich geringer ausfallen. Wir gehen von einem nur noch moderaten Rückgang der Arbeitslosenquote auf 7,6 Prozent im Jahresdurchschnitt 2019 aus“, so Pudschedl.

Normalisierung der Geldpolitik angelaufen
Trotz des ruhigeren Konjunkturtrends zeigt die Inflationsentwicklung aktuell leicht nach oben. In Österreich liegt die Teuerung seit Beginn der zweiten Jahreshälfte wieder über 2 Prozent im Jahresvergleich. Der Anstieg gegenüber der ersten Jahreshälfte ist jedoch vorwiegend eine Folge des höheren Ölpreises. Im September lag der Ölpreis mit durchschnittlich 68 Euro pro Barrel um rund 45 Prozent über dem Vergleichswert im Vorjahr. Dagegen zeigt die sogar etwas gesunkene Kerninflation, dass der binnenwirtschaftliche Aufwärtsdruck auf die Preise gering ist. Die Kerninflation (ohne Energie und Lebensmittel) liegt in Österreich seit Mai stabil unter 2 Prozent im Jahresvergleich.

In Österreich ist die Teuerung zwar etwas höher als im europäischen Durchschnitt, der Trend ist jedoch getrieben durch externe Faktoren weitgehend ident. Während die Gesamtinflation im Euroraum mittlerweile auch auf über 2 Prozent gestiegen ist, liegt die Kerninflation recht stabil bei nur knapp über 1 Prozent. In den kommenden Monaten ist sowohl in Österreich als auch im gesamten Euroraum jedoch mit zunehmenden Inflationsdruck abseits des Ölpreises zu rechnen. Denn während der preissteigernde Einfluss des Ölpreises den Höhepunkt voraussichtlich bereits überschritten hat, wird die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt für eine weiter steigende Lohndynamik sorgen und damit zwar kaum mehr die Gesamtinflation, jedoch sehr wohl die Kerninflation nach oben bewegen. „Wir erwarten in Österreich Inflationswerte von klar über 2 Prozent bis zur Jahresmitte 2019 und danach eine leichte ölpreisbedingte Entspannung. Nach durchschnittlich 2,1 Prozent 2018 dürfte die Teuerung 2019 mit 2,0 Prozent nur wenig geringer ausfallen“, meint Bruckbauer.

Damit ist die europäische Zentralbank trotz einer tendenziell etwas schwächeren Konjunktur in der Lage den Weg der geldpolitischen Normalisierung fortzusetzen. Seit Oktober hat die EZB das Volumen des Wertpapierkaufprogramms auf 15 Milliarden Euro monatlich halbiert und wird dieses Ende des Jahres beenden. „Für September 2019 erwarten wir den ersten Zinsschritt der EZB in Form einer Anhebung des Einlagenzinssatzes um 20 Basispunkte. Erst 2020 dürfte eine erste Anhebung des Leitzinssatzes folgen und damit nach rund vier Jahren die Nullzinsphase in Europa zu Ende gehen“, so Bruckbauer.

 

 

 

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