Eine Schatulle voller Erinnerungen

 

erstellt am
11. 10. 18
13:00 MEZ

Eine Leihgabe mit 100-jähriger Familiengeschichte im Haus der Geschichte Österreich
Wien (hdgoe) - Am 9. Oktober 2018 besuchte der Salzburger Professor Robert H. Pflanzl die im Aufbau befindliche Ausstellung Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918 in der Neuen Burg am Heldenplatz in Wien. Seine Leihgabe wird für die kommenden 18 Monate als eines der berührendsten Ausstellungsobjekte die Folgen des Ersten Weltkriegs, der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ sichtbar machen. Nach 100 Jahren in Familienbesitz können ab 10. November 2018 Besucherinnen und Besucher des neuen Zeitgeschichte- Museums die Geschichte des jungen Soldaten Otto und seiner Mutter Berta Pflanzl anhand der Schatulle erfahren.

„Seit einigen Jahren arbeite ich die Geschichte meiner Familie auf und habe durch die Erinnerungsschatulle ein bewegendes Bild einer Frau, meiner Großmutter, aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfahren dürfen. Ich freue mich, diese nicht nur zu erhalten, sondern auch weiterzugeben“, so Robert H. Pflanzl. Direktorin Monika Sommer freut sich über das außergewöhnliche Objekt: „Die Geschichte der Familie Pflanzl führt uns beispielhaft die wechselvolle Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert vor Augen.“

Das Erinnerungsobjekt ist Berta Pflanzls ältestem Sohn gewidmet, dem 1900 geborenen Otto. Sein Tod 1918 steht stellvertretend für das Sterben von über 9 Millionen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Besonders dramatisch: Otto Pflanzl kosteten nicht Kriegshandlungen das Leben, sondern eine Disziplinierungsmaßnahme – er erhielt aufgrund seiner zu späten Rückkehr zur Truppe nach einem Heimaturlaub eine 10-tägige Arreststrafe, die er im Kerker der k.u.k. Armee verbüßte, wo er erkrankte und wenig später starb.
Die hölzerne Schatulle enthält Erinnerungsstücke wie Tagebücher, Knöpfe seiner Uniform, Orden und Auszeichnungen, das Assentierungssträußchen (Tauglichkeitszeichen) und Bertas Taschentuch, mit dem sie Sohn Otto am Bahnhof nachwinkte und verabschiedete, als er einrückte. All diese persönlichen Gegenstände wurden von der Mutter säuberlich in Kuverts verpackt, beschriftet und verwahrt.

Die Schatulle trägt die Inschrift:
„An die hier verwahrten Kleinodien
Klammert sich im namenlosen Schmerz
Als „Einziges“ was ihr blieb vom armen Sohne,
der schwergeprüften Mutter Herz.“

Die Schatulle und ihr bewegender Inhalt verweisen auf die traumatische Erfahrung des Ersten Weltkriegs, die in ganz Europa bis weit in die Zwischenkriegszeit hinein nachwirken sollten.

Das Haus der Geschichte Österreich
Das Haus der Geschichte Österreich ist das erste zeithistorische Museum des Bundes. Als Diskussionsforum für ganz Österreich konzipiert, bietet das Museum mit innovativen Vermittlungsangeboten, einer Webplattform und spannenden Publikationen neue Perspektiven auf die Geschichte und Gegenwart Österreichs. Die Eröffnungsausstellung Aufbruch ins Ungewisse – Österreich seit 1918 lädt zur Auseinandersetzung mit diesem ambivalenten Jahrhundert ein und greift Themen auf, die damals wie heute bewegen. Anhand zahlreicher Objekte, Installationen und Medienstationen präsentiert es die Geschichte Österreichs seit der Ausrufung der Ersten Republik in sieben Themenschwerpunkten.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.hdgoe.at

 

 

 

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