Gedenkfeier in Paris zum 100-jährigen Jubiläum des
 Waffenstillstandes und Pariser Friedensforum

 

erstellt am
12. 11. 18
13:00 MEZ

»Man muss sich erinnern, wohin der Nationalismus der 30er Jahre geführt hat.« Bundespräsident Alexander Van der Bellen sieht das Gedenken an die kriegerischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts heute wichtiger denn je.
Paris/Wien (apa/prk) - Bundespräsident Alexander Van der Bellen sieht das Gedenken an die kriegerischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts heute wichtiger denn je. Mit Blick auf die Spannungen in der internationalen Politik betonte Alexander Van der Bellen am 11. November in Paris: "Gerade dann muss man sich erinnern, wohin der Nationalismus der 30er Jahre geführt hat."

Der Bundespräsident dankte seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron dafür, dass er den 100. Jahrestag des Weltkriegs zusammen mit Vertretern auch der damals besiegten Staaten begeht. "Ich finde es schon wichtig, dieses Ereignis so zu begehen und ich bin Präsident Macron dankbar, dass er dies in dieser Weise macht", sagte Van der Bellen vor österreichischen Journalisten.

Knapp 70 Staats- und Regierungschefs nehmen am Sonntag an einer großen Gedenkfeier beim Pariser Triumphbogen teil, die Macron im Zeichen des Friedens begehen will. "Dass so viele kommen, ist wichtig", betonte Alexander Van der Bellen. Er wies darauf hin, dass auch einige außereuropäische Staats- und Regierungschefs dabei seien, "denn es war ja ein Weltkrieg".

Der Bundespräsident plädierte auch dafür, die richtigen Lehren aus den damaligen Ereignissen zu ziehen. Der Waffenstillstand zwischen den Alliierten und Deutschland sei zwar "ein Ende des Tötens" gewesen, "aber die nächsten 20 Jahre bis zum Zweiten Weltkrieg waren geprägt von Zerwürfnissen aller Art, die auch aus den irregeleiteten Friedensverhandlungen resultierten", sagte er mit Blick auf die maßgeblich von der Siegermacht Frankreich bestimmten Friedensverhandlungen mit den unterlegenen Staaten wie Deutschland, Österreich oder Ungarn.

"Daraus kann man schon sehr viel lernen", sagte Alexander Van der Bellen. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe Westeuropa "die entsprechenden Lehren gezogen", was dann in das gemündet sei, "was heute die Europäische Union ist".

     

Als "sehr interessante Idee" bezeichnete Alexander Van der Bellen das von Emmanuel Macron anlässlich des Jahrestages erstmals veranstalte Friedensforum in der französischen Hauptstadt. Der Bundespräsident sagte unter Verweis auf das Weltwirtschaftsforum in Davos, dass es "auf verschiedenen Ebenen solche Meetings" gebe. "Aber im Bereich der Friedenspolitik, der ausdrücklichen Fokussierung Frieden, fehlt so etwas eigentlich international. Ich hoffe, dass sich diese Idee bewährt", so Van der Bellen, der wie zahlreiche andere Staats- und Regierungschefs am Nachmittag an dem Forum teilnahm.

Nach der Eröffnung des Friedensforums standen die Staats- und Regierungschefs am Sonntagnachmittag Schlange, um Bücher abzugeben. Auf Aufforderung von Präsident Emmanuel Macron sollte jeder Staatsgast ein Werk für eine "Friedensbibliothek" mitbringen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen spendete Karl Kraus' "Letzte Tage der Menschheit".

"Es ist ein Drama des Ersten Weltkriegs, eine Polemik, eine realistische Schilderung, eine Mischung aus beidem. Ich fürchte, es ist nicht überholt, es ist aktueller denn je", begründete Van der Bellen seine Wahl in einem kurzen Videostatement für die Organisatoren der Konferenz. Er übergab das Buch im deutschen Original und der französischen Übersetzung. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hatte das Buch "Briefe an den Sohn" von Käthe Kollwitz mitgebracht, in dem es auch um den Ersten Weltkrieg geht.

Das Friedensforum war von Macron ins Leben gerufen worden, um nach Wegen für eine dauerhafte Bewahrung des Friedens zu suchen. Ein Großteil der Staats- und Regierungschefs, die am Vormittag bei der Gedenkfeier zum 100. Jahrestag des Weltkriegsendes teilgenommen hatten, kamen zur Auftaktveranstaltung des Forums in einer großen Ausstellungshalle. Nicht dabei war US-Präsident Donald Trump.

An mehreren Plätzen in der Halle wurde am Sonntagabend gleichzeitig diskutiert, Herzstück war dabei eine kreisrunde "Agora", um die Besucher rundherum saßen. Die eigentliche "Friedensarbeit" sollte aber am Montag und Dienstag stattfinden, wenn in Expertengesprächen nach konkreten Lösungen gesucht wird. Merkel, die die Eröffnungsrede gehalten hatte, äußerte die Hoffnung, dass das Friedensforum keine "Eintagsfliege" bleiben und jährlich stattfinden möge.

 

 

 

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