Platter: „Damit sich ein derartiges
 Unrecht nie mehr wiederholt“

 

erstellt am
12. 11. 18
13:00 MEZ

Israel-Reise im Zeichen der Vergangenheit und Zukunft
Innsbruck (lk) - Um viele prägende Eindrücke reicher kehrte die Tiroler Delegation unter LH Günther Platter am 9. November von ihrer Gedenk- und Studienreise in Israel zurück. Ziel des Besuchs war es, der gemeinsamen Vergangenheit zu gedenken, geschehenes Unrecht zu mahnen, aber auch bestehende Freundschaften zu festigen und voneinander zu lernen.

„Das jüdische Volk und Tirol verbindet eine lange Geschichte. Über weite Episoden war diese durch Repressionen und auch Gewalt geprägt. Diese Reise war ein klares Zeichen dafür, dass das Land Tirol zu seiner Verantwortung steht“, betont LH Platter. „Die Gespräche und Besuche in Israel waren emotional und beeindruckend gleichzeitig. Nicht nur die Erzählungen der Holocaustüberlebenden, auch die Besuche der historisch geprägten Orte haben uns einmal mehr die wesentliche Bedeutung vor Augen geführt, dass solches Unrecht nie wieder geschehen darf. Umso mehr begrüße ich es, dass Israel und Tirol mittlerweile eine enge Freundschaft verbindet, die durch gegenseitige Besuche weiter gefestigt wird.“

Gespräche mit Holocaustüberlebenden
Zu Beginn der Israelreise traf LH Platter gemeinsam mit LTPin Sonja Ledl-Rossmann, LHStvin Ingrid Felipe, LRin Beate Palfrader und Günter Lieder, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, auf die beiden Holocaustüberlebenden Abraham Gafni und Judith Smetana, die nach den gewalttätigen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung bei den Novemberpogromen aus Innsbruck geflüchtet sind. In berührenden Gesprächen schilderten sie die Geschichte ihrer Flucht und des Neuanfangs in der Fremde. Bis heute sind sie etwa durch in Innsbruck und Tirol lebende Freunde mit ihrer ehemaligen Heimat eng verbunden.

Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft
Im Anschluss besuchte die Delegation das Peres-Center for Peace and Innovation in Jaffa, das vom ehemaligen israelischen Präsidenten und Nobelpreisträger Shimon Peres gegründet worden war und sich als ThinkTank versteht. Hier beschäftigen sich ExpertInnen mit der Zukunft Israels, dem Nahostfriedensprozess, aber auch mit der Förderung israelischer Innovationen. „Im Peres-Center gibt es viele Engagierte, die Menschen unterschiedlicher ethnischer und religiöser Herkunft – vor allem Kindern – Völkerverständigung vermitteln – etwa über Sport, Bildung oder humanitäre Gesundheitsangebote. So versuchen sie, etwa den Kindern von klein auf Frieden zu vermitteln. Der Schlüssel liegt darin, dass unsere Kinder niemals vergessen, was war, ihre Lehren daraus ziehen und gemeinsam eine friedliche Zukunft gestalten“, so LHStvin Ingrid Felipe. Später trafen die Mitglieder der Tiroler Landesregierung und LTPin Ledl-Rossmann in der Knesset – dem Parlament Israels – mit dem israelischen Kanzleramtsminister Michael Oren zusammen, um über die politische Lage in Nahost zu sprechen.

Jerusalem – die Heilige Stadt
Am Donnerstag suchte die Delegation gemeinsam mit Bischof Hermann Glettler den apostolischen Administrator von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, auf. In der anschließenden Führung durch die Jerusalemer Altstadt wurden zentrale Orte der Christenheit, des Judentums und des Islam besucht. Vor der Grabeskirche sprach Bischof Glettler gemeinsam mit dem Superintendenten der Evangelischen Kirche, Olivier Dantine, ein ökumenisches Gebet.

Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem
Zu einem zentralen Moment der Israelreise zählte der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Hier wird den Opfern dieses Verbrechens gegen die Menschlichkeit gedacht, ihnen wieder ein Gesicht und eine Geschichte gegeben. „Mich hat sehr bewegt, wie Menschen alle Schranken fallen lassen können. Es hat mich aber auch bewegt, dass es immer wieder Menschen gegeben hat und auch gibt, die den Mut finden, gegen das, was hier passiert ist und passiert, aufzustehen und Widerstand zu leisten. Es braucht oft mehr Mut, etwas gegen Entwicklungen zu sagen als mitzuschwimmen“, fasst LRin Beate Palfrader ihre Eindrücke zusammen. Gemeinsam mit Martin Weiss, dem österreichischen Botschafter in Israel, legte LH Platter in der Halle der Erinnerung einen Kranz nieder.

Weitere Statements von DelegationsteilnehmerInnen:
LTPin Sonja Ledl-Rossmann: „Ein ganz besonderer Moment war für mich das Gespräch mit den Zeitzeugen. Was mich dabei wirklich beeindruckt hat, ist ihre Lebensfreude, die sie ausgestrahlt haben – und das trotz der schwierigen Zeiten, die sie miterlebt haben. Diese Lebensfreude, die uns die Zeitzeugen entgegengebracht haben, ist gleichzeitig ein Auftrag für die Zukunft.“

Günter Lieder, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde: „Es berührt mich sehr, mit der Delegation des Landes nach Israel zu reisen und gemeinsam der christlich-jüdischen Wurzeln zu gedenken. Im Zentrum dieser Reise stand der Besuch bei jüdischen MitbürgerInnen, die im Jahre 1938 aus Tirol vertrieben wurden. Das war sicherlich einer der ergreifendsten Momente in meinem Leben. Und das nicht nur für mich, wie ich empfunden habe.“

Bischof Hermann Glettler: „Insgesamt war diese Reise für mich ein Glücksfall – vor allem in dieser Gemeinsamkeit. Wir haben versucht, uns ‚heranzudenken‘ an das, was in der damaligen NS-Zeit passiert ist, um auch eine innere Spannkraft zu entwickeln für das Heute.“

Verleihung Goldener Adler Orden
Die Israel-Reise fand mit dem Empfang im Österreichischen Hospiz ihr offizielles Ende – und mit der Verleihung des Goldenen Adler Ordens an Schwester Bernadette Schwarz und Priester Markus Stefan Bugnyar, Rektor des Hospizes, ein weiterer Höhepunkt seinen Rahmen: Schwester Schwarz ist seit 2008 für die hauswirtschaftlichen Agenden im Hospiz zuständig, vor rund sieben Jahren wurde die Oberösterreicherin als erste Frau Vize-Rektorin der PilgerInnenherberge. Der gebürtige Burgenländer Bugnyar ist seit 2004 Leiter des Hospizes. „Für ihre besonderen Verdienste um die freundschaftlichen Beziehungen zum Land Tirol erhalten Bernadette Schwarz und Markus Stefan Bugnyar den Goldenen Tiroler Adler Orden. Ihr Engagement für die Tiroler Pilgerinnen und Pilger verdient unseren größten Dank“, spricht LH Platter im Namen der gesamten Delegation seine Anerkennung aus.

 

 

 

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