Kurz: Pflicht zu gedenken und jüdisches
 Leben in Österreich aktiv unterstützen

 

erstellt am
12. 11. 18
13:00 MEZ

Gedenken an Novemberpogrome – Dank an Kurt Tutter für Idee der Namensmauer und an Gäste aus Israel
Wien (bka) - "Die Feststellung, dass Österreich heute ein anderes ist, ist gut und richtig. Es ist wichtig, dass wir das auch selbstbewusst sagen können. Der Grund dafür ist, dass wir uns spät – aber doch – mit der eigenen Geschichte auseinandergesetzt haben. Wir verdrängen die dunkelsten Stunden nicht, sondern versuchen, für die Zukunft zu lernen", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz im Rahmen einer Gedenkveranstaltung in der Hofburg, bei der er die "Auseinandersetzung mit dem November 1938 als ganz entscheidend" bezeichnete. "Die jungen Generationen haben nicht alles verstehen oder erleben können, selbst wenn wir darüber gehört und gelesen haben. Bei mir war es jedenfalls die Auseinandersetzung und das Gespräch mit Überlebenden während der Schulzeit, wodurch mir erstmals das Gefühl gegeben wurde, das wahre Leid greifen zu können", so Sebastian Kurz.

Rückblick auf Israel-Reise – Reise für Shoah-Überlebende nach Österreich
"Diese Auseinandersetzung war eine schmerzhafte, aber eine für uns wichtige und prägende. Viele Jahre später ist mir bewusst geworden, dass meine Generation eine der letzten ist, die überhaupt die Möglichkeit hat, mit solchen Zeitzeugen Gespräche führen zu können. Das macht einem bewusst, dass dies eine große Verantwortung ist", betonte der Bundeskanzler, der auf seinen Israel-Besuch zurückblickte. Bei der Reise im Juni besuchte er unter anderem den "Österreichischen Klub", wo er Erfahrungsberichte von Menschen einholen konnte, die in Israel eine neue Heimat gefunden haben. Dort habe er einen Ort vorgefunden, der für die Menschen ein Stück Österreich sei, wo man sich auch an die schönen Momente in Österreich zurückerinnern könne. "Ich konnte mir das – nach dem Leid, das die Menschen erlebt haben – gar nicht vorstellen. Für mich war es schwer greifbar, dass auch der Wunsch bestand, in ein Land zurückkehren zu wollen, mit dem man auch viel Negatives verbindet." Aber einige Betroffene hätten es sehr deutlich gemacht, dass mit unserem Land auch positive Momente verbunden werden. Die Organisation dieser Reise für Shoah-Überlebende nach Österreich hätte die Erfüllung eines Herzenswunsches bedeutet: "Ich möchte betonen, dass Ihr Kommen auch für uns die Erfüllung eines solchen Herzenswunsches darstellt. Im Namen der Regierung bedanke ich mich, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind."

Nachhaltige Zeichen der Erinnerung schaffen –Kein Platz für Antisemitismus in Österreich und in Europa
Sebastian Kurz versicherte, dass sich Österreich seiner historischen Verantwortung bewusst sei, "und dass wir alle, als Bundesregierung, als Republik, als politisch Verantwortliche wissen, dass wir die Pflicht haben zu gedenken, aber auch dass wir in Gegenwart und Zukunft handeln müssen." Das Ziel des Gedenkjahres sei es auch, ein nachhaltiges Zeichen der Erinnerung zu schaffen: "Bei Kurt Tutter möchte ich mich für die Idee der Namensmauer und für seine Hartnäckigkeit bedanken. Und dafür, dass Sie sich trotz Verzögerungen nicht entmutigen haben lassen, Durchhaltevermögen gezeigt und dieses Projekt mit Unterstützung der Regierung, der Stadt Wien und vielen anderen mitgetragen haben." Für Österreich und Wien sei es wichtig, einen nachhaltigen Ort des Gedenkens zu haben, der weit über das Gedenkjahr hinausstrahle. "Neben der Pflicht zu gedenken, haben wir als Österreich die Pflicht zu handeln. Für mich ist es fast unvorstellbar, dass es noch immer antisemitisches Gedankengut gibt. Es ist unsere Aufgabe, jüdisches Leben in unserem Land aktiv zu unterstützen, gegen jede Form von Antisemitismus anzukämpfen. In Österreich und in Europa darf es keinen Platz dafür geben", betonte der Bundeskanzler. Unsere historische Verantwortung ende nicht an der österreichischen oder europäischen Grenze: "Wir haben als Republik auch eine Verantwortung gegenüber den Jüdinnen und Juden in Israel." Die am 20. und 21. November in Wien stattfindende Konferenz unter Teilnahme von Israels Regierungschef Netanjahu werde sich nicht nur dem Kampf gegen Antisemitismus, sondern auch jenem gegen Antizionismus widmen: "Nur wenn Juden in Sicherheit leben können, sind wir alle gemeinsam unserer historischen Verantwortung gerecht geworden."

Sobotka: Österreich schafft mit Namensmauer einen Ort der Erinnerung
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bekräftigte im Rahmen der Gedenkveranstaltung: "Es ist uns ein besonderes Anliegen, an die Verbrechen des NS-Terrors zu erinnern und den 66 000 ermordeten Österreicherinnen und Österreichern jüdischen Glaubens sowie allen Opfern der Shoah zu gedenken. Es gibt eine klare Botschaft: Niemals wieder!" Österreich schaffe mit der geplanten Namensmauer einen Ort der Erinnerung. Kurt Tutter, Initiator der Namensmauer, erklärte die Bedeutung der neuen Gedenkstätte. Für ihn gehe es darum, seiner Familie sowie ihm unbekannter Familien, die durch NS-Verbrechen komplett ausgelöscht wurden, zu gedenken.

Rabbi Schneier: Dank für Politik gegen Antisemitismus
Rabbi Arthur Schneier bedankte sich bei Sebastian Kurz für die Initiative zur Konferenz zu Antisemitismus und Antizionismus sowie auch dafür, dass "der Bundeskanzler eine Null-Toleranz-Politik gegen den Antisemitismus verfolgt. Das Österreich von heute ist nicht das Österreich von 1938. Ich danke Ihnen für den Einsatz für Demokratie und Rechtstaatlichkeit." Österreich habe sich zu seiner historischen Verantwortung bekannt, so Rabbi Schneier.

 

 

 

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