Kampf gegen Frauenarmut wird intensiviert

 

erstellt am
08. 11. 18
13:00 MEZ

Neues Projekt „Frauen(Ar)Mut – Berufs- und Lebensperspektiven für Frauen im Burgenland“ gestartet
Eisenstadt (blms) - Das Land Burgenland verstärkt in Zusammenarbeit mit der FH Burgenland, Department Soziales, seine Bemühungen zur Bekämpfung der Frauenarmut. Das vom Europäischen Sozialfonds und dem Amt der Burgenländischen Landesregierung geförderte Projekt „Gegen Frauenarmut im Burgenland – Berufs- und Lebensperspektiven für Frauen im Burgenland“ zielt darauf ab, regionale Gegebenheiten und vorhandene Ressourcen in den Regionen jeweils zu identifizieren und sichtbar zu machen. Frauenlandesrätin Mag.a Astrid Eisenkopf präsentierte gemeinsam mit Prof. Dr. Roland Fürst, Leiter Department Soziales an der FH Burgenland, Projektleiterin Mag.a Dr.in Manuela Brandstetter, DSA und der Projektmitarbeiterin Dipl.ing.in Elke Szalai am 7. November an der FH Eisenstadt die Eckdaten und die Ziele des Projektes, das im September 2018 startete und bis Februar 2020 läuft.

„1.563.000 Menschen waren laut Statistik Austria gemäß EU-Definition im Jahr 2017 in Österreich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Das sind 18,1 Prozent der Bevölkerung. Betroffene haben ein niedriges Haushaltseinkommen, müssen erhebliche Einschränkungen in zentralen Lebensbereichen hinnehmen oder leben in Haushalten mit geringer Erwerbsbeteiligung. Frauen sind besonders davon betroffen, weil sie weniger verdienen als Männer oder weil sie Kinder großziehen oder Angehörige pflegen, d.h. einer unbezahlten Tätigkeit nachgehen“, so Eisenkopf. Demnach würden Frauen zwei Drittel der unbezahlten Arbeit leisten. Dass Frauen mit betreuungspflichtigen Kindern häufig Teilzeit arbeiten sei bekannt. Beschäftigung in Niedriglohnbranchen, geringe Qualifikation und schlechte Ausbildung, eine an Kindern reiche Familie, der Status Alleinerzieherin und Migrationshintergrund kämen als Risikofaktoren für Armut hinzu, so die Frauenlandesrätin. Grundsätzlich, so Eisenkopf, könne es jede Frau treffen. „Durch den plötzlichen Verlust des Arbeitsplatzes oder durch Krankheit kann man schnell in die Armutsfalle tappen. Bei Frauen, die von Armut betroffen sind, wirkt sich diese häufig auf den gesamten Lebenslauf aus.“

Probleme und Innovationspotential für einzelne Regionen sichtbar machen
Im Rahmen des Projektes beforscht das die soziale Lage von Frauen im Burgenland, wobei der Fokus auf Benachteiligung und soziale Ungleichheit gelegt wird. „Wir wollen Messinstrumente und Kenngrößen zur Armut entwickeln, die nicht allein auf das Einkommen abstellen, sondern auch Faktoren wie Grundstückspreise, das Angebot an Kinderbetreuung oder Mobilität mitberücksichtigen“, so Brandstetter. Die Digitalisierung bringe große Veränderungen und eine Phase großer und sozialer Gestaltbarkeit. Man wolle auch erforschen, wie Betroffene vorhandene strukturelle Probleme auf kreative Weise bewältigen.

„Wir wollen uns anschauen, wie Frauen den Spagat zwischen Job und Kinderbetreuung schaffen, wie sie sich in den Gemeinden einbringen. Wir gehen den Fragen nach, welche Strategien sich Betroffene zurechtlegen, welche Netzwerke sie sich bedienen und welche kreative Lösungsmöglichkeiten als hilfreich erlebt werden“, so die Projektleiterin. Ziel ist, jene großen Probleme für die einzelnen Regionen sichtbar zu machen und jenes Innovationspotential zu erkunden, das Frauen in ihren Netzwerken alltäglich nutzen, wenn sie die bestehenden Unwägbarkeiten bewältigen Auch geht es darum, wie Soziales, Bildung Wirtschaft und Politik unterstützend eingreifen können.

Grundstein für Netzwerkbildung
„Regionen brauchen unterschiedliche Lösungsansätze“, erklärt Szalai. Die regionalen Unterschiede seien in bereits vorangegangenen Studien zum Teil gut herausgearbeitet worden. Darüber hinaus werden im Rahmen des jetzigen Projektes in einem ersten Schritt mithilfe einer bis November laufenden Online-Befragung (Teilnahme bis Ende November unter: https://www.soscisurvey.de/FrauenMut/ )unterschiedliche Aspekte der Berufs- und Lebensperspektive für Frauen im Burgenland erfasst. Dazu wurde das Burgenland in vier Regionen eingeteilt: Region Neusiedl am See, Region Eisenstadt-Umgebung, Region Oberpullendorf-Mattersburg und die Region Oberwart-Güssing-Jennersdorf.

Aufbauend auf die Ergebnisse der Umfrage werden in einem zweiten Schritt vier Fokusgruppen zur vertiefenden Diskussion der Ergebnisse mit regionalen Expertinnen und Experten stattfinden. Das durch die regionalen Bedürfnisse und Chancen identifizierte und gewonnene Wissen wird im Zuge der Fachtagung im Mai 2019 den Grundstein für die nachfolgende Netzwerkbildung bilden.

„Es ist bekannt, dass Frauen bestimmte Regionen verlassen. In der Regionalentwicklungsstrategie findet das bisher keinen Niederschlag. Frauen werden damit nicht angesprochen, nicht erfasst. Wir wollen das Potential der Frauen in der Region heben und die Regionalentwicklungsstrategie besser mit den Bedürfnissen der Frauen verknüpfen“, erklärt Szalai.

Department Soziales an der FH Burgenland
Das Department Soziales an der FH Burgenland bildete seit seiner Gründung 2014 Sozialarbeiter und Sozialpädagogen aus und kann auf bereits über 100 Absolventen und aktuell mehr als 130 Studierende verweisen. „Wir sind dort tätig, wo es brennt und erkennen soziale Verwerfungen und Veränderungen viel früher als andere. Der neue Forschungsauftrag passt sehr gut zu uns. Wir wollen Menschen fit für die Zukunft machen“, so Departmentleiter Fürst.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.burgenland.at

 

 

 

 

 

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