Novemberpogrom 1938: DÖW, UNIQA
 und Raiffeisen setzen ein Zeichen

 

erstellt am
07. 11. 18
13:00 MEZ

LED-Fassade des UNIQA Tower als "Namensturm" - Präsentation von MEMENTO.wien – Bundeskanzler würdigt private Initiativen
Wien (uniqa) - Der 9. November 2018 markiert den 80. Jahrestag des Novemberpogroms 1938, welcher den Auftakt zu einer beispiellosen, stetig eskalierenden Gewalt gegen Jüdinnen und Juden im Dritten Reich darstellt; eine Eskalation, die schließlich in den Vernichtungslagern wie Auschwitz, Treblinka oder Majdanek ihr erschütterndes Ende fand. In der Bilanz der Jahre bis 1945 stehen rund sechs Millionen ermordete Jüdinnen und Juden – über 66.000 davon aus Österreich.

UNIQA und Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien ist es in ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung ein wichtiges Anliegen, zu diesem Tag ein Zeichen der Erinnerung und des Gedenkens zu setzen. Erinnerung und Gedenken zu Ehren der Toten, Erinnerung und Gedenken aber ganz bewusst auch mit einer klaren Botschaft für Gegenwart und Zukunft. Raiffeisen-Obmann Mag. Erwin Hameseder: "Niemals wieder dürfen Verhetzung und Hass unser Land und unsere Gesellschaft derart bestimmen und zu Taten verleiten, die gegen alles gehen, was uns als Menschen ausmacht." Die Auseinandersetzung mit der Geschichte dürfe sich nicht in formalem Gedenken erschöpfen, so Hameseder weiter: "Vielmehr gilt es auch heute in aller Entschlossenheit aufzutreten, wenn gegen Menschen gehetzt wird."

In diesem Sinne werden in den Nächten von 6. bis 11. November 2018 auf der LED-Fassade des UNIQA Towers Namen von ermordeten Menschen sichtbar gemacht – Menschen, die vor ihrer Deportation in den Häusern Ferdinandstraße 12-18 bzw. Untere Donaustraße 23-25 und damit in unmittelbarer Nachbarschaft zur heutigen UNIQA gewohnt haben. Das Projekt beruht auf der so genannten MEMENTO-Datenbank des DÖW, einer digitalen Visualisierung der österreichischen Opferdaten. Dr. Andreas Brandstetter, Vorstandsvorsitzender von UNIQA Insurance Group: "Mit dem Namensturm am Tor zum zweiten Bezirk setzen wir ein sichtbares, starkes Zeichen der Erinnerung, das symbolisch für alle österreichischen Holocaustopfer steht." Zum Namensturm wird der UNIQA Tower erstmals am 6. November um 19:38 Uhr, in den Folgenächten dann jeweils mit Einbruch der Dunkelheit. Ab diesem Zeitpunkt laufen die Namen von insgesamt 68 Menschen in einer 12-minütigen Endlosschleife über die LED-Fassade. Die einzelnen Buchstaben der Namen erstrecken sich dabei über vier Stockwerke des UNIQA Towers und sind so in einem Winkel von 360 Grad weithin sichtbar. Brandstetter: "Dieses Zeichen wollen wir aber nicht nur auf das Gedenkjahr 2018 beschränken. Darum wird der UNIQA Tower auch in den kommenden Jahren rund um den Jahrestag des Novemberpogroms immer wieder zum Namensturm werden."

Im Rahmen der Präsentation des Projektes würdigte Bundeskanzler Sebastian Kurz die gemeinsame Initiative von Raiffeisen, UNIQA und DÖW. „Ich halte es für eine besonders wichtige Geste, dass über das offizielle Österreich hinaus auch Privatinitiativen im Gedenkjahr an die dunkelsten Momente unserer Geschichte erinnern. Es ist die Aufgabe von uns allen, niemals zu vergessen und die richtigen Lehren daraus zu ziehen. Wir müssen daher gegen jede Form von Antisemitismus entschieden kämpfen. Der Namensturm steht als Symbol ehrenden Gedenkens an die Opfer dieser grausamen Verbrechen."

Das Projekt "Namensturm", eine Kooperation des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) mit UNIQA und Raiffeisen, versteht sich als ein Versuch, die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters für zeitgemäße Formen des Gedenkens nutzbar zu machen.

Dazu der wissenschaftliche Leiter des DÖW, Gerhard Baumgartner: "Möglich wird dieses Gedenken durch die vom Bund und der Stadt Wien über Jahrzehnte finanzierte namentliche Erfassung der österreichischen Holocaustopfer, in deren Rahmen das DÖW bislang über 64.000 österreichische Opfer identifizieren konnte.“ MEMENTO Wien verknüpft diese Namen mit den letzten Wohnadressen vor der Deportation und macht mit Fotos und Dokumenten ihre individuellen Schicksale sichtbar. MEMENTO Wien ist ein für mobile Endgeräte (Tablets, Smartphones) optimiertes Online-Tool, das für Schulprojekte ebenso geeignet ist wie für Touristinnen und Touristen und alle zeitgeschichtlich Interessierten. Ab 6. November 2018 können die Namen und Adressen österreichischer Holocaustopfer aus 14 Wiener Bezirken hier abfragt werden. Das Projekt wurde bislang vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, dem Nationalfonds der Republik Österreich, Zukunftsfonds der Republik Österreich sowie den Bezirken Leopoldstadt, Landstraße, Wieden, Margareten, Mariahilf, Neubau, Josefstadt, Alsergrund, Meidling, Penzing, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und Floridsdorf gefördert.

In einer gemeinsamen Veranstaltung am 6. November 2018 mit UNIQA und Raiffeisen präsentierte das DÖW diese erweiterte Datenbank der Öffentlichkeit. Gerhard Baumgartner abschließend: "Es schafft einen virtuellen Gedenkraum, der uns die Geschichte der Stadt näher bringt und an die verfolgten und ermordeten Kinder, Frauen und Männer erinnert.“

 

 

 

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