Geordneter Brexit für heimische
 Landwirtschaft unverzichtbar

 

erstellt am
15. 11. 18
13:00 MEZ

London/Brüssel/Linz (lk-ooe) - Großbritannien mit einer Selbstversorgung bei Lebensmitteln von lediglich 61 Prozent ist ein unverzichtbarer Absatzmarkt für Lieferungen aus den anderen EU-Mitgliedsländern. Die Lebensmittelimporte des Vereinigten Königreiches lagen zuletzt bei knapp 40 Milliarden Euro. Bei einem ungeordneten EU-Austritt würden für den Handel zwischen Großbritannien und der EU die geltenden WTO-Zollregelungen wirksam und damit insbesondere der Warenverkehr zwischen Großbritannien und der verbleibenden EU massiv beeinträchtigt. „In diesem Fall würden die Folgen für die heimische Landwirtschaft wohl noch dramatischer ausfallen als bei dem immer noch geltenden Russlandembargo, dass für die Bauern in den vergangenen Jahren massive negative wirtschaftliche Auswirkungen hatte“, warnt LK-Präsident Franz Reisecker und fordert von den Verhandlungspartnern nun eine rasche Ratifizierung des erzielten Verhandlungsergebnisses mit der vorgesehenen Beibehaltung einer Zoll-Union.

Harter Brexit brächte EU-Agrarmärkte massiv unter Druck
Ein harter Brexit würde vor allem in den zentralen agrarischen Produktionssparten einen massiven Druck am EU-Binnenmarkt auslösen. Die Selbstversorgung Großbritanniens mit Rindfleisch liegt bei nur 65 Prozent. Mit einer jährlichen Lieferung von etwa 270.000 Tonnen deckt alleine Irland etwa 70 Prozent der britischen Rindfleischimporte. Würde der zollfreie Zugang auf den britischen Rindfleischmarkt im Gefolge des Brexits wegfallen, so hätte das dramatische Rückwirkungen auf den gesamten EU-Rindfleischmarkt. Die Situation würde sich weiter verschärfen, wenn Großbritannien im Gegenzug anderen Rindfleischexporteuren aus Südamerika oder Australien einen zollfreien Marktzugang einräumen würde um den Rindfleischpreis für die Konsumenten möglichst niedrig zu halten. Der Wegfall des freien Marktzugangs nach Großbritannien hätte aber auch für die europäische Milchwirtschaft dramatische Rückwirkungen und würde in der Folge die gesamte EU-Milch- und Molkereiwirtschaft zu einer breiten Umstellung der bisherigen Produktpalette zwingen. Bei Schweinen und Geflügel gibt es ebenfalls einen intensiven innergemeinschaftlichen Handel zwischen Großbritannien und den anderen EU-Mitgliedsländern, insbesondere mit Dänemark, Deutschland und den Niederlanden. Zudem geht es auch im Agrarhandel um die weitere enge Abstimmung bei der Festlegung von Standards in der Agrar- und Lebensmittelproduktion, um auch hier unnötige Handelshemmnisse auszuschließen. Mit dem nunmehr erzielten Verhandlungsergebnis zur Schaffung einer Zollunion wären die aufgezeigten Probleme vorerst einer praxistauglichen Lösung zugeführt. Derzeit ist aber nach wie vor offen ob der erzielte Verhandlungskompromiss auf Seiten Großbritanniens tatsächlich politisch ratifiziert werden kann.

Appell für rasche Ratifizierung
Der aufgrund der innenpolitischen Situation in Großbritannien immer noch im Raum stehende harte Brexit mit einer vollständigen Loslösung Großbritanniens von der EU hätte vor allem für die EU-Land- und Ernährungswirtschaft äußerst dramatische Rückwirkungen. „Für die EU-Landwirtschaft ist der weiterhin uneingeschränkte Zutritt zum britischen Lebensmittelmarkt absolut unverzichtbar. Eine Störung bestehender agrarischer Handelsströme muss in beiderseitigem Interesse verhindert werden. Die Landwirtschaftskammer fordert daher von der EU und Großbritannien eine möglichst rasche Ratifizierung des erzielten Verhandlungsergebnisses über ein Austrittsabkommen um drohende Turbulenzen für die Agrarmärkte wirksam zu verhindern“, appelliert Kammer-Präsident Franz Reisecker.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Die Nachrichten-Rubrik "Österreich, Europa und die Welt"
widmet Ihnen der
Auslandsösterreicher-Weltbund

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at