Vorentscheidung in Tschechien über die Frage
 eines raschen Neubaus weiterer Atomkraftwerke

 

erstellt am
14. 11. 18
13:00 MEZ

Prag/Linz (lk) - Im Rahmen einer Pressekonferenz im Landhaus in Linz informierte Landesrat Rudi Anschober gemeinsam mit dem Antiatom-Beauftragter des Landes OÖ, DI Dalibor Strasky, am 13. November über eine Vorentscheidung in Tschechien über die Frage eines raschen Neubaus weiterer Atomkraftwerke.

Noch im Juni diesen Jahres wurde durch die tschechische Regierung ein detaillierter Fahrplan für den Ausbau der Atomkraft beschlossen, nun wendet sich das Blatt. Aktuelle Aussagen von Regierungschef und Industrieministerin lassen aufhorchen: Die für Ende dieses Jahres angekündigte Entscheidung über Bau und Finanzierung der neuen AKW-Blöcke könne verschoben werden.

Ministerpräsident Babiš spricht über eine notwendige Aktualisierung des Energiekonzeptes aufgrund der raschen Entwicklung am europäischen Energiemarkt. Das bedeutet eine Absage an einen Weiterbau von Dukovany und Temelin für die nächsten Jahre. Damit geht ein erster Teil der oberösterreichischen Strategie auf, die Atomenergie unwirtschaftlich zu machen.

Mit der Unfinanzierbarkeit neuer AKW rückt allerdings ein neues Thema in den Fokus: Laufzeitverlängerungen für die Altreaktoren.
"Jetzt müssen auch drohende Laufzeitverlängerungen gestoppt werden. Die von mir gegründet "Allianz der Regionen" fordert eine verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfung bei Laufzeitverlängerungen und eine maximale Laufzeit. Gemeinsame Schritte werden mit einer großen internationalen Studie über die Gefahren von Laufzeitverlängerungen gesetzt", so LR Anschober, der an die Bundesregierung appelliert, in dieser Schlüsselfrage Oberösterreich stärker zu unterstützen.

Aktuelle Aussagen von Regierungschef und Industrieministerin lassen aufhorchen
"Die Entscheidung über den Bau neuer AKW-Blöcke kann verschoben werden. Wir sollten uns nicht unter Druck seitens verschiedener Interessensgruppierungen setzen lassen", gibt Industrieministerin Nováková kürzlich bekannt. Prämier Babiš hat bestätigt indessen, dass er diese Variante mit Vertretern des AKW-Betreibers CEZ auch bereits diskutiert hat.

Andererseits tauchen in der Diskussion wieder Überlegungen auf, die Blöcke im AKW Dukovany sollten bzw. könnten noch länger betrieben werden - um weitere 10 Jahre, also bis 2045-47. Dies ist auch im Energiekonzept vorgesehen.
In nachfolgenden Gesprächen, einschließlich einer Anfrage im Abgeordnetenhaus, hat Regierungsvorsitzender Babiš auch die Notwendigkeit der Aktualisierung des Energiekonzeptes erwähnt. Mit der Begründung, dass sich der Energiebereich in Europa sehr schnell entwickeln würde.

Allianz der Regionen: Jetzt müssen Laufzeitverlängerungen gestoppt werden
In der EU werden noch 125 Reaktoren betrieben, die ein Durchschnittsalter von 33,4 Jahren erreicht haben. Aufgrund der völligen Unwirtschaftlichkeit zielen die AKW- Betreiber nun vermehrt auf gefährliche Laufzeitverlängerungen der Alt-Reaktoren ab. Dies birgt ein hohes Risiko, da die Anlagen dafür nicht ausgelegt sind und teilweise auch bereits Leistungserhöhungen durchgeführt wurden. Die AKW wurden in den 1970er Jahren bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Krsko 40 Jahre) für eine Betriebsdauer von 30 Jahren konzipiert.

Die von LR Anschober mitgegründete Allianz der Regionen für einen europaweiten Atomausstieg hat neben einem Nein zu staatlichen Subventionen für Neubauprojekte auch klare Regeln für eine Begrenzung der AKW-Laufzeiten zum Ziel. "Es braucht hier klare, verlässliche und sichere EU-weite Regeln", so Anschober.

Die Forderungen sind:

  • verpflichtende grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) bei Anträgen auf Laufzeitverlängerungen und
  • eine Begrenzung von Laufzeiten durch eine Höchstgrenze von 40 Jahren für Atomkraftwerke in der EU.
  • Wie dringlich einheitliche Regelungen gefordert sind, zeigen folgende Beispiele:
  • In Finnland wurde die Laufzeitverlängerung der ältesten Blöcke Olkiluoto 1 und 2 um 20 Jahre von der Aufsichtsbehörde genehmigt.
  • Das niederländische AKW Borssele (45 Jahre) soll bis 2033 im Betrieb bleiben.
  • Die weltweit ältesten Reaktoren in der Schweiz (durchschnittliches Alter von 43,2 Jahren) können so lange betrieben werden, wie es sicher ist.
  • Bulgarien unternimmt in Kozloduj Nachrüstungsmaßnahmen mit dem Ziel, die Reaktoren 60 Jahre zu betreiben.
  • Die zwei AKW Blöcke VVER-440 in Jaslovské Bohunice in der Slowakei verfügen über unbegrenzte Genehmigung, ähnlich wie im Kernkraftwerk Dukovany.

Um die Thematik der Gefahr durch Altreaktoren und Laufzeitverlängerungen aktiv anzugehen, hat die Allianz der Regionen bei ihrem letzten Treffen im September in Linz Planungen für eine gemeinsame internationale Studie über die Gefahren von Laufzeitverlängerungen beschlossen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.land-oberoesterreich.gv.at

 

 

 

 

 

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