Belvedere: neues Tastrelief von Schieles
 Gemälde Kauerndes Menschenpaar (Die Familie)

 

erstellt am
13. 11. 18
13:00 MEZ

Neben Klimts KUSS das zweite Tastmodell für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen im Belvedere
Wien (belvedere) - Anlässlich der Ausstellung Egon Schiele. Wege einer Sammlung in der Orangerie des Unteren Belvedere wird ein neues Tastrelief für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen präsentiert. Nach der Vorlage des Gemäldes Kauerndes Menschenpaar (Die Familie) wurde ein taktiles Modell entwickelt, das Schieles berühmtes Bild auf einer neuen Wahrnehmungsebene erlebbar macht.

Das inklusive Tastrelief ist in der aktuellen Ausstellung direkt vor dem Originalwerk von Egon Schiele positioniert. Angefertigt wurde es in einem spezifischen Konzeptionsverfahren mit modernster Computertechnologie. Drei Reliefebenen heben sich vom Bildhintergrund ab. Kompositorische Details werden mithilfe von besonderen Texturen auf die Ebene der taktilen Erfahrung übertragen. Selbst Körperkonturen und Unterschiede in der Stofflichkeit werden so gut erkennbar.

Zum Einsatz kommt das Tastrelief besonders bei den Spezialführungen, die von der Belvedere Kunstvermittlung angeboten werden. "Barrierefreie Veranstaltungen haben wir bereits seit vielen Jahren in unserem Programm. Die Tastreliefs sind vor allem für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen eine große Bereicherung im Erleben von Kunst", so Susa Wögerbauer, Leiterin der Belvedere Kunstvermittlung.

Dies bestätigt auch Daniele Marano von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs, der das neue Tastrelief vorab getestet hat. Selbst sehbeeinträchtigt, hat er sich auf die technischen Möglichkeiten zur Barrierefreiheit spezialisiert. "Das Modell ermöglicht Menschen mit Sehbeeinträchtigung erstmals den direkten Zugang zu Schieles Werk. Für mich und wahrscheinlich für viele andere eine ganz neue Erfahrung."

Das Belvedere nimmt in Sachen Kunstvermittlung für Blinde und Sehbeeinträchtigte eine Vorreiterposition ein. So wurde 2016 im Rahmen des EU-Projekts AMBAVis Gustav Klimts Kuss erstmals zum Anfassen präsentiert. Seitdem ist das Angebot für Menschen mit Beeinträchtigungen laufend erweitert worden. Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere, zu diesem Engagement: "Als Bundesmuseum ist es eine unserer Kernaufgaben, Kunst möglichst vielen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen. Die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen ist uns dabei ein besonderes Anliegen. Das Schiele-Relief ist ein weiterer Schritt in Richtung barrierefreies Museum."

Das Modell wurde von der Firma Tactile Studio. Design for All in Kunst und Kultur angefertigt, die sich für die Ausarbeitung sehr detailgetreu mit Bedeutung und Motiv des Gemäldes von Egon Schiele auseinandergesetzt hat.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.belvedere.at

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at