Wie geht's Österreich?

 

erstellt am
13. 11. 18
13:00 MEZ

2018: Lebenszufriedenheit weiterhin auf hohem Niveau; wachsender Wohlstand geht mit steigendem Ressourcenverbrauch einher
Wien (statistik austria) - Die aktuelle Ausgabe der Studie "Wie geht's Österreich?" von Statistik Austria zeichnet ein differenziertes Bild von Wohlstand und Fortschritt in Österreich. Das Bruttoinlandsprodukt (+1,9% pro Kopf, real), der Konsum (+0,9% pro Kopf, real) und das Einkommen (+0,1% pro Kopf, real) sind 2017 gestiegen. Die subjektive Lebenszufriedenheit liegt weiterhin auf einem hohen Niveau, und der Anteil der Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdeten ist mit 18,1% im Vergleich zu 2016 beinahe gleich geblieben. Im Umweltbereich sind die steigende Transportleistung des Lkw-Verkehrs (2017: +6,7%) sowie ein hoher Ressourcen- und Energieverbrauch als nach wie vor problematisch zu sehen.

Materieller Wohlstand: BIP pro Kopf und privater Konsum wachsen
2017 stieg die reale Wirtschaftsleistung pro Kopf in Österreich um 1,9% (EU-28: +2,3%). Im EU-Vergleich liegt Österreich beim BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards gleichbleibend an vierter Stelle. Der reale Konsum pro Kopf stieg 2017 um 0,9% (inkl. sozialer Sachtransfers und Non-Profit-Organisationen). Die realen verfügbaren Haushaltseinkommen pro Kopf nahmen von 2016 auf 2017 geringfügig zu (+0,1%). Die Arbeitslosenquote ging im Jahr 2017 nach einem kontinuierlichen Anstieg bis 2016 (auf 6,0%) erstmals wieder zurück auf 5,5%. Im EU-Vergleich liegt Österreich damit an neunter Stelle (EU-28: 7,6%).

Langfristig zeigt sich ein Auseinanderdriften von niedrigen und hohen Bruttojahreseinkommen der unselbständig Erwerbstätigen. Die Einkommen des untersten Quartils sanken von 2000 auf 2016 um 16,5%, während die Einkommen des obersten Quartils im selben Zeitraum um 1,8% anstiegen. 2016 ging die Einkommensschere jedoch nicht weiter auseinander.

Lebensqualität: Zufriedenheit gleichbleibend hoch
Die allgemeine Lebenszufriedenheit ist in Österreich gleichbleibend hoch: Auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht zufrieden) bis 10 (vollkommen zufrieden) lag die durchschnittliche Lebenszufriedenheit 2017 bei 7,9 (EU-28 Vergleichswert: 7,1 für 2013, letztverfügbares Jahr). Nur 10,6% der befragten Personen bewerteten ihre Lebenszufriedenheit als gering (5 oder weniger), wobei dieser Anteil im Vergleich zum Vorjahr (11,2%) gesunken ist.

Der Anteil der armuts- oder ausgrenzungsgefährdeten Bevölkerung reduzierte sich von 20,6% im Jahr 2008 auf 18,1% im Jahr 2017. Im Vergleich zu 2016 (18,0%) entspricht dies einer nur geringen, statistisch nicht bedeutsamen Veränderung. Österreich liegt damit deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 22,5%.

Deutlich reduziert hat sich die Sterblichkeit an Krebs, Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, Diabetes und chronischen Erkrankungen der unteren Atemwege: Seit dem Jahr 2000 verzeichnete die "frühzeitige Sterblichkeit an nicht-übertragenbaren Krankheiten" einen Rückgang von 35%.

Der einzige Lebensqualitätsindikator, der tendenziell negativ bewertet wurde, war die Wohnkostenüberbelastung. Dieser beschreibt den Anteil der Bevölkerung, dessen Wohnungsaufwand 40% des Haushaltseinkommens übersteigt. 2008 waren 6,1% der Bevölkerung von Wohnkostenüberbelastung betroffen, 2017 lag der Anteil bei 7,1% (EU-Durchschnitt 10,2%).

Umwelt: Ressourcen- und Energieverbrauch weiterhin zu hoch
Im Umweltbereich haben sich zwei Indikatoren positiv entwickelt: So sank die Feinstaubexposition (PM2,5) von 2005 bis 2017 um 41% und der Anteil der Bio-Flächen an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche (ohne Almen) stieg von 11,5% im Jahr 2000 auf 22,4% im Jahr 2017 (EU-Durchschnitt 2016: 6,7%).

Der inländische Materialverbrauch blieb in den vergangenen Jahren konstant, war aber 2017 laut einer Schätzung von Eurostat mit rund 21 Tonnen (t) pro Kopf dennoch hoch (EU-28: 13,4 t). Der energetische Endverbrauch wuchs von 2000 bis 2017 (vorläufiger Wert) um 21,6% (EU-28 -2,2% bis 2016). Österreich wies einen der höchsten Pro-Kopf-Verbräuche von Energie in Europa auf und lag 2016 im EU-Vergleich an 25. Stelle. Für den Verkehr zeigen sich vorwiegend negative Entwicklungen: Der Energieverbrauch des Verkehrs erhöhte sich 2017 (vorläufiger Wert) um 2,4%, die Treibhausgasemissionen des Verkehrs stiegen von 2015 auf 2016 um 4,3% und die Lkw-Transportleistung im Inland mit österreichischen und ausländischen Fahrzeugen wuchs um 6,7% (2017). Im internationalen Vergleich ist die Zunahme des verkehrsbedingten Energieverbrauchs in Österreich mit 31,7% im Zeitraum 2000 bis 2016 (letztverfügbares Jahr der internationalen Daten) sehr hoch (EU-28-Durchschnitt 6,6%)

"Wie geht’s Österreich?"-Sonderkapitel zu Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit
Der erste Teil des Sonderkapitels der diesjährigen Studie behandelt als Gastbeitrag des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung Aspekte der Arbeitslosigkeit und deren Ursachen in Österreich. Die Ergebnisse zeigen, dass in den konjunkturschwachen Jahren 2012 bis 2015 die Zunahme des Angebots an Arbeitskräften jene der Arbeitskräftenachfrage überragte, was dazu führte, dass die Arbeitslosigkeit bis 2016 auf 6,0% anstieg, sich verfestigte und zu Rückzugstendenzen am Arbeitsmarkt beitrug.

Der zweite Teil wirft einen näheren Blick auf die Arbeitsrealitäten der österreichischen Bevölkerung in Bezug auf Arbeitsorganisation und Arbeitszeitgestaltung. Auswertungen des Mikrozensus Ad-hoc-Moduls 2015 ergeben, dass 71,4% der Personen in Teilzeit mit der Arbeitszeit zufrieden sind, 22,7% möchten mehr arbeiten. 11,1% der Erwerbstätigen arbeiten immer, 28,2% häufig und 35,7% manchmal unter Zeitdruck.

Der Erwerbsstatus wirkt sich stark auf die Lebensqualität aus. Die Ergebnisse des dritten Teils des Sonderkapitels zeigen, dass die subjektive Lebenszufriedenheit arbeitsloser Personen (auf einer Skala von 0 bis 10: 7,2 bei Arbeitslosigkeit von weniger als sechs Monaten bzw. 6,4 bei länger andauernder Arbeitslosigkeit) deutlich geringer ist als jene der Voll- und Teilzeitbeschäftigten (8,2). Diese Unterschiede sind auch im Vergleich zu Personen in einer prekären Beschäftigungsform – Erwerbstätigkeit im Ausmaß von weniger als zwölf Wochenstunden oder Niedriglohnbeschäftigung – sichtbar.

Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen zum Thema finden Sie hier >

 

 

 

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