EU-Kommission stellt Wege zur Stärkung
 der globalen Bedeutung des Euro vor

 

erstellt am
06. 12. 18
13:00 MEZ

Brüssel (ec) - Die Europäische Kommission spornt die Mitgliedstaaten, die Marktteilnehmer und andere Akteure dazu an, dem Euro zu einer stärkeren globalen Rolle zu verhelfen. Die Einheitswährung muss ihre weltweite Bedeutung ausbauen, um das Gewicht des Euroraums zur Geltung zu bringen und die Interessen der Europäer in der Weltpolitik auf Basis eines regelbasierten Multilateralismus zu behaupten. In einer Mitteilung skizziert die Kommission am 5. Dezember die Vorteile einer stärkeren Rolle des Euro für die EU und das internationale Finanzsystem. Darüber hinaus legt die Kommission konkrete Initiativen vor, unter anderem für einen vertieften europäischen Finanzsektor. Marktteilnehmer werden befragt, wie der Euro im globalen Handel mit Öl und Gas, Metallen, Mineralien und Agrarrohstoffen ebenso wie etwa Flugzeugen an Bedeutung gewinnen könnte.

In seiner Rede zur Lage der Union vom September 2018 hatte Präsident Juncker die strategische Bedeutung des Euro betont und hervorgehoben, dass die einheitliche Währung auf dem internationalen Parkett die Bedeutung erlangen müsse, die ihr zustehe.

„Der Euro ist eine junge, aber erfolgreiche Währung. Es ist an der Zeit, dass der Euro nun auch weltweit mehr an Bedeutung gewinnt“, sagte heute der für den Euro zuständige Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis. „Die heutigen Vorschläge sollen einen Prozess in Gang setzen, der nur dann gelingen kann, wenn die EU, die Mitgliedstaaten, die Marktteilnehmer und andere Akteure an einem Strang ziehen.“

Miguel Arias Cañete‚ EU-Kommissar für Klimapolitik und Energie wies darauf hin, dass die EU mit Energieimporten von durchschnittlich 300 Mrd. Euro jährlich der weltweit größte Energieimporteur ist. Wenn der Euro eine größere Rolle bei Energieinvestitionen und im Energiehandel spiele, werde dies die Autonomie der europäischen Unternehmen und die Versorgungssicherheit in der Energieunion stärken.

Wirtschafts- und Finanzkommissar Pierre Moscovici erklärte: „Fortschritte bei der Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion sind nicht nur erforderlich, um hierzulande Wachstum und Stabilität zu fördern, sondern spielen auch eine große Rolle für die Autonomie Europas in einer globalisierten Welt.“

Die Stärkung der internationalen Rolle des Euro ist Teil des europäischen Engagements für ein offenes, multilaterales und regelbasiertes Weltwirtschafts- und -handelssystem. Aktuelle internationale Tendenzen, das Erstarken neuer Wirtschaftsmächte und die Entwicklung neuer Technologien fördern eine potenzielle Verschiebung hin zu einem diversifizierteren und multipolaren System mit mehreren Weltwährungen.

Die Entscheidung für eine bestimmte Währung liegt letztlich bei den Marktteilnehmern, und Ziel ist es nicht, in die unternehmerische Freiheit einzugreifen oder die Auswahl zu beschränken. Allerdings würde eine gestärkte Rolle des Euro dazu beitragen, das internationale Finanzsystem widerstandsfähiger zu machen, indem Marktteilnehmer in aller Welt mehr Auswahl erhielten und die Weltwirtschaft weniger schockanfällig würde.

Hierzulande würde sie der Europäischen Union die Möglichkeit geben, ihre Bürger und Unternehmen besser zu schützen, ihre Werte zu verteidigen und ihre Interessen durch Mitgestaltung der Geschicke der Weltpolitik auf Basis eines regelbasierten Multilateralismus zu behaupten. Eine breitere weltweite Verwendung des Euro würde die Kosten und Risiken für europäische Unternehmen senken und privaten Haushalte niedrigere Zinssätze bescheren.

Initiativen zur Stärkung der Rolle des Euro

  • Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion, der Bankenunion und der Kapitalmarktunion. Nur sieben der 40 zentralen Vorschläge, die die Kommission dem Europäischen Parlament und dem Rat vorgelegt hat, sind schon verabschiedet;
  • zusätzliche Maßnahmen zur Förderung eines tiefen europäischen Finanzsektors mit stärkeren europäischen Finanzmarktinfrastrukturen; solide Referenzzinssätze und integriertes Sofortzahlungssystem in der EU;
  • auf den internationalen Finanzsektor abstellende Initiativen: laufende Zusammenarbeit zwischen den Zentralbanken zur Wahrung der Finanzstabilität; Erhöhung des auf Euro lautenden Anteils an den Anleiheemissionen europäischer Einrichtungen; Ausbau der Wirtschaftsdiplomatie zur Förderung der Euro-Nutzung und Bereitstellung technischer Hilfe zur Verbesserung des Zugangs ausländischer Akteure zum Euro-Zahlungssystem, insbesondere im Rahmen der europäischen Investitionsoffensive für Drittländer.


Breitere Nutzung des Euro in strategischen Schlüsselsektoren
Die Kommission appelliert auch an die Mitgliedstaaten, die breitere Verwendung des Euro in strategischen Sektoren zu fördern. Obwohl europäische Unternehmen auf zentralen strategischen Märkten nicht nur Großabnehmer, sondern auch Großproduzenten sind, handeln sie dort nach wie vor in US-Dollar, oft sogar untereinander. Dadurch sind die Unternehmen Währungsrisiken und politischen Risiken ausgesetzt, etwa durch einseitige Entscheidungen, die Dollargeschäfte unmittelbar treffen. Vor diesem Hintergrund hat die Kommission heute eine Empfehlung angenommenen, die eine breitere Nutzung des Euro in internationalen Energieabkommen und -geschäften fördern soll. Dies wird europäischen Unternehmen zu mehr Autonomie verhelfen und bei ihren Finanzierungen das Risiko rechtlicher Schritte durch Drittländer verringern. Damit wird zum Ziel der EU beigetragen, eine Energieunion zu schaffen, die eine sichere, tragfähige und zugängliche Energieversorgung sicherstellt.

Darüber hinaus wird die Kommission eine Reihe gezielter Konsultationen von Interessenträgern durchführen und im Sommer 2019 über die Ergebnisse berichten.

  • Die Kommission wird eine Konsultation zum Marktpotenzial für mehr auf Euro lautende Transaktionen in den Bereichen Öl, Raffinerieprodukte und Gas einleiten.
  • Im Bereich Rohstoffe (Metalle und Mineralien) sowie Agrar- und Nahrungsmittelerzeugnisse wird die Kommission die Interessenträger dazu befragen, wie der auf Euro lautende Handel ausgeweitet werden könnte.
  • Bei einer weiteren Konsultation soll in Erfahrung gebracht werden, mit welchen Maßnahmen die Verwendung des Euro durch Hersteller im Verkehrssektor gefördert werden könnte.


Die Kommission fordert die Staats- und Regierungschefs auf, die internationale Rolle des Euro auf der Tagung des Europäischen Rates und dem Euro-Gipfel im Dezember zu erörtern.

Hintergrund
In seiner Rede zur Lage der Union 2018 nannte Präsident Juncker eine Reihe von Maßnahmen, mit denen die Verwendung des Euro als Weltwährung vorangetrieben werden könnte: „Nur 20 Jahre nach seiner Einführung – und ungeachtet der Unkenrufe – hat der Euro schon eine weite Wegstrecke zurückgelegt. Der Euro hat sich zur zweitgrößten Währung entwickelt. 60 Länder haben ihre Währung auf die eine oder andere Weise an den Euro gebunden. Aber wir müssen mehr tun, damit unsere gemeinsame Währung auf dem internationalen Parkett die Bedeutung erlangen kann, die ihr zusteht.“

Der Euro ist heute die zweitgrößte Währung der Welt. Rund 340 Millionen Bürgerinnen und Bürger in den 19 Mitgliedstaaten des Euroraums nutzen Tag für Tag Euro-Banknoten und -Münzen. Rund 60 Länder weltweit verwenden den Euro schon jetzt, wollen ihn verwenden oder haben ihre Währung an den Euro gebunden. Der Euro ist für internationale Zahlungen eine weithin anerkannte Währung, und ein erheblicher Teil der Fremdwährungsreserven ausländischer Zentralbanken sowie der Schuldtitelemissionen an den internationalen Märkten lautet auf Euro.

2017 wurden wertmäßig rund 36 Prozent aller internationalen Transaktionen in Euro fakturiert oder abgerechnet. Der Euro macht rund 20 Prozent der Fremdwährungsreserven ausländischer Zentralbanken aus. Dies ist mehr als der Anteil des Euro-Währungsgebiets am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP).

Die öffentliche Unterstützung für den Euro ist in der EU durchweg hoch, besonders in Ländern, die den Euro bereits verwenden. Für die Europäer ist der Euro eines der wichtigsten Symbole der Europäischen Union. Er hat den europäischen Privathaushalten, Unternehmen und Staaten sichtbare und sehr greifbare Vorteile gebracht: stabile Preise, niedrigere Transaktionskosten, transparentere und wettbewerbsfähigere Märkte sowie mehr Handel. Der Euro erleichtert Reisen und Wohnen im Ausland, senkt die Zinsen und macht die Ersparnisse sicher.

Zehn Jahre, nachdem die Finanzkrise die Welt erschüttert hat, ist die Architektur der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion erheblich gefestigt worden, doch muss noch mehr getan werden. Aufbauend auf der Vision, die im Bericht der fünf Präsidenten vom Juni 2015 entworfen und in den Reflexionspapieren zur Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion und zur Zukunft der EU-Finanzen vom Frühjahr 2017 weiterentwickelt wurde, hat die Europäische Kommission einen Fahrplan zur Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion vorgelegt. Die internationale Bedeutung des Euro zu stärken, ist sowohl die logische Fortsetzung als auch ein neuer Schritt im Rahmen dieser in den vergangenen vier Jahren entwickelten Agenda.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://ec.europa.eu/

 

 

 

 

 

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