Wien: Kinder- und Jugendbuchpreise 2018 verliehen

 

erstellt am
14. 12. 18
13:00 MEZ

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler überreichte erstmals die Auszeichnungen den heimischen Autorinnen und Autoren.
Wien (rk) - Am 13. Dezember ging es im Stadtsenatssitzungssaal des Wiener Rathauses wieder um Lesekompetenz und Literatur aus Wien, konkret um neu erschienene, wertvolle Kinder- und Jugendbücher österreichischer Autorinnen und Autoren. Die Stadt Wien vergibt jährlich diese Auszeichnungen, die Dotation wird ab 2019 nun erhöht.

Die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler erinnerte in ihrer Begrüßungsrede an den ersten Jugendbuchpreis, der 1954 an Karl Bruckner für „Giovanna und der Sumpf“ verliehen worden sei. Sie zeigte sich erfreut, dass in den prämierten Büchern von heuer das Erwachsenwerden Jugendlicher im Vordergrund stehe: „Gerade für ein adoleszentes Publikum stellt die Lektüre den Erwerb von Souveränität und Autonomie dar, über Identifikationsfiguren entdecken sie Seiten der eigenen Persönlichkeitsstruktur, die in den ausgezeichneten Büchern ungewöhnlich beleuchtet und beantwortet werden.“ Der Kinder- und Jugendbuchpreis sei zugleich Schnittstelle von Literatur und Kunst, denn nicht nur der Text sei entscheidend auch die Aufmachung. Kaup-Hasler fand auch anerkennende Worte für die herausfordernde Arbeit der Jury, die „durch besonderes Engagement, Fachwissen, sorgfältige und gewissenhafte Vorbereitung“ rund 50 Kinder- und Jugendbücher gelesen und entschieden habe.

Illustrationspreis für Schimmelpilz
Die Laudatorin Heidi Lexe stimmte zu, dass die Auswahl an „vielen guten Werken hart erkämpft wurde, die Preis-Bücher uns herausforderten und die Jury am meisten berührt“ hätten. Sie stellte zuerst das erzählende Sachbuch „Susi Schimmel. Vom Verfaulen und Vegammeln“ von Leonora Leitl vor, das im Tyrolia Verlag erschienen ist. Die Autorin ist zugleich Illustratorin, die mit der kunstvollen „Schwammtupf-Technik den Schimmelpilz Susi von den Plänen zur Weltherrschaft abhalten möchte“. Die Leserinnen und Leser erfahren dabei wie nebenbei in wissenschaftlich sachlichen Fußnoten alles über „die düstere gesundheitsgefährdende Wirkung“ von Schimmelpilz und wo er sich verbergen kann. Aber auch wie köstlich Schimmelkäse schmecken kann.

So vielseitig Schimmelpilz ist, noch vielschichtiger kann das Ich sein, vor allem bei Heranwachsenden. Einigen daraus resultierenden Fragen Jugendlicher widmet sich Sarah Michaela Orlovsky im Buch „ich#wasimmerdasauchheißenmag“, erschienen im Tyrolia Verlag. Die Erzählerin Nono ist darin auf der Suche nach dem Ich, nachdem sich unerwartet ein Baby in der Familie angekündigt hat. Sie muss mit der schwangeren Mutter fertig werden und mit ihrer neuen Stellung in der Familie. Der Hashtag im Titel weist „einerseits auf das Ordnungselement für Themen hin und auch auf die transmediale Erzählform, mit der die Lektüre in die digitale Medienwelt eindringt“, so Lexe. Nono macht Selbsttests mittels unterhaltsamer Fragebögen für Leserinnen und Leser, versucht gegen das Mamamagnetfeld anzukommen, das fix um Nonos Stimmungen kreist. Sprachlich kreative Experimente, Mails, Gedichte und lexikalische Einträge versuchen den vielschichtigen Gefühlsebenen Heranwachsender Ausdruck zu verleihen.

Kompliziertes Machtgefüge zwischen Leben und Tod
Bereits ein Routinier bei den Kinder- und Jugendbuchpreisen ist Michael Roher, der diesmal für „Tintenblaue Kreise“ im Luftschacht Verlag ausgezeichnet wurde. Seine Geschichte handelt von „Leguan“, einem Ort, der eine „Kunst- und Unfug-Zimmerhöhle“ einer 11-Jährigen meint und ebenso das gemütliche Café ihrer Eltern im Erdgeschoß. Protagonistin Sabine will Tätowiererin werden und malt einem der „liebenswert verschrobenen Stammgäste mit einem Kuli tintenblaue Kreise auf den Unterarm“. Bis dessen dreijähriger Sohn eine Herzoperation hat und niemand weiß, ob er es überlebt. In diese Zeit voll Gedanken um Leben und Tod, tritt ein liebevoller Mitschüler in Sabines Leben.

Rechte von Kindern und Jugendlichen stärken
Lilly Axster erhielt einen der Preise für „Die Stadt war nie wach“, im Zaglossus Verlag für Jugendliche ab 14 Jahren. Sie greift brisante Themen auf, etwa junge Verliebtheit, Schwangerschaft und sexuellen Missbrauch durch einen Vertrauenslehrer. Axster beschreibt dies in ineinander verflochtenen Beziehungen zwischen fünf Jugendlichen, ihren Eltern und der Schule. Schweigen sei jedenfalls keine Lösung und nur gemeinsam bekommen die Fünf Unterstützung. Heidi Lexe bezeichnet das Buch als „Perspektivierung mit Zeigecharakter in dem richtig oder falsch eine Frage des Handelns ist“. Die Geschichte beginnt mit einer Party und endet mit einem Besuch bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft.

Wie wichtig Lilly Axster Kinder- und Jugendrechte sind, wird auch in ihrer schwungvollen und berührenden Dankesrede bewusst, in der sie aus dem Buch „Die größere Hoffnung“ von Ilse Aichinger aus dem Jahr 1948 zitiert. Kinder hätten ein Recht auf „Klarheit über das was war und das was ist.“ Sie forderte dazu auf, mit diesen Buchpreisen stellvertretend die Kinder und Jugendlichen dieser Stadt auszuzeichnen, „die beharrlich ihr Ich suchen, trotz der Angriffe auf ihre Kultur und Sprache stolz auf sich“ sein würden. „Geben wir ihnen Lesekompetenz, Raum und Papier“.

Kinder- und Jugendbuchpreise 2019
Die Auszeichnungen berechtigen die Verlage, die prämierten Werke mit dem Logo „Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien, 2018“ zu versehen. Die Bewerbungen können wie jedes Jahr durch die Autorinnen und Autoren bzw. die Verlegerinnen und Verleger bis 31. Mai 2019 an die Kulturabteilung (MA 7), Literaturreferat übermittelt werden.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.kultur.wien.at

 

 

 

 

 

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