Das Ausstellungsjahr 2019 im mumok

 

erstellt am
11. 12. 18
13:00 MEZ

Auch 2019 präsentiert das mumok ein anspruchsvolles und überaus vielfältiges Ausstellungsprogramm
Wien (mumok) - Im kommenden Jahr werden Neben Themenausstellungen und Personalen erneut Schätze aus der mumok Sammlung in neue Zusammenhänge gestellt. Ab 23. Februar steht Pattern and Decoration im Fokus, eine Kunstbewegung, die ab 1975 eine Dekade lang in den USA für Aufsehen sorgte. Pattern and Decoration ist die vielleicht letzte Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts – und zugleich die erste,die über die Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten dekorativen Traditionen eine tatsächlich globale Perspektive verfolgte. Ihr Programm lautete: was konventionell als „nieder“ eingestuft wurde – die Kunst von Frauen, Kunsthandwerk, Volkskunst und so weiter –, möglichst laut zu feiern. Das mumok zeigt in dieser gemeinsam mit dem Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen konzipierten Ausstellung zahlreiche Positionen feministisch engagierter Künstler_innen wie Miriam Schapiro, Joyce Kozloff, Valerie Jaudon oder Robert Kushner, die in den 1970er-Jahren als Gegenbewegung zur puristischen Kunst der 1960er-Jahre, zu Konzeptkunst und Minimal Art Farbe, Formenvielfalt und Emotion in die Kunst zurückholten. Das Dekorative und ihm nahe kunsthandwerkliche Techniken spielten dabei eine große Rolle: Unterschiedliche ornamentale Traditionen – von der islamischen über die nordamerikanisch-indianische bis zur Art déco – fanden Eingangin die Werke und öffneten den Blick über den geografischen und historischen Tellerrand hinaus.

Eine andere Form der Transdisziplinarität lässt die Kunst von Christian Kosmas Mayer erkennen, dessen Personale Aeviternity zeitgleich mit Pattern and Decoration eröffnet. Seine installativen und medienübergreifenden Arbeiten basieren auf eingehenden historischen und zeitgeschichtlichen Recherchen. Zentrale Bedeutung besitzt für ihn die Auseinandersetzung mit Fragen des Archivierens und Konservierens als geschichtlichem,gegenwartsbestimmendem und zukunftsweisendem Handeln. Für seine Einzelausstellung im mumok spürt der Künstler den dynamischen Beziehungen zwischen lebendigen Wesen und unbelebten Dingen nach. Die ausgestellten Objekte sind Zeugen eines erstarrten Zeitflusses, in dem die meist schematisch voneinander abgetrennten Zeitbegriffe von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, von Vorher und Nachher, von Leben und Tod verschwimmen.

Ab 25. Mai lädt die Ausstellung Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970 dazu ein, in die Welt der Sinnestäuschung und Wahrnehmungsverschiebung, der Raumillusionen und Illusionsräume einzutauchen. Vertigo – der Titel ist nicht von ungefähr dem Hitchcock-Klassiker entlehnt – stellt den vibrierenden Werken der Op-Art-Bewegung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert ausgewählte Referenzwerke des 16. bis 19. Jahrhunderts gegenüber. Die Ausstellung verspricht, nicht nur den Sehsinn zu fordern, sondern Erfahrungen zu vermitteln, die den gesamten Körper affizieren. Das Labyrinth, ein Topos des Manierismus, bestimmt das Ausstellungsdisplay von Vertigo, ist aber auch ein wichtiges Element der parallel dazu stattfindenden umfangreichen Einzelpräsentation, die der österreichischen Künstlerin Dorit Margreiter gewidmet ist. Margreiter verwandelt in ihrer Personale Really! den Ausstellungsraum in eine künstlerische Installation, die Display- und Architekturkomponenten, Filme und Mobiles sowie Fotografien miteinbezieht. Als zentrales Element der Installation fungiert eine neue filmische Arbeit, die aktuell in einem Spiegelkabinett in Wien gedreht wird.

Eine weitere Einzelausstellung widmet sich dem ukrainischen Künstler Nikita Kadan. In seiner Ausstellung Project of Ruins setzt er sich ab 28. Juni mit den gesellschaftspolitischen Entwicklungen im Postkommunismus sowie deren Grundlagen und Ursachen im Sowjetkommunismus auseinander. Zeichnung, Malerei und Fotografie bestimmen dabei ebenso sein Œuvre wie Objekte, Skulpturen und Installationen.

Ab 27. September verschreibt sich das mumok dem Wirken zweier Persönlichkeiten, die für die mumok Sammlung bzw. für die Entwicklung des Museums moderner Kunst von großer Bedeutung waren – Alfred Schmeller und Heimrad Bäcker. Der visionären Tätigkeit Alfred Schmellers als Sammler, Museumsdirektor und Brückenbauer zollt das mumok mit der Ausstellung Das Museum als Unruheherd Tribut. Schmeller, der 1969 nach Werner Hofmann die Leitung des 20er Hauses übernahm, gilt als Frühentdecker der Chicago Imagists und Wegbereiter der musealen Kunstvermittlung. Die Einbindung von Jugendlichen in das museale Geschehen – ein in den 1970er-Jahren revolutionärer Ansatz – war Schmeller ein großes Anliegen, das er anhand von Malaktionen und Veranstaltungsreihen erfolgreich umsetzen konnte.

In der Ausstellung es kann sein dass man uns nicht toeten wird und uns erlauben wird zu leben präsentiert das mumok ebenfalls ab September 2019 Teile des fotografischen Nachlasses des Schriftstellers Heimrad Bäcker. Dieser war 2015 als Schenkung ans mumok ergangen und umfasst ein Konvolut, das mit über 14.000 Einzelobjekten wie Fotografien, Negativen, Notizen, Plänen, Textarbeiten und Fundstücken Zeugnis von einer lebenslangen künstlerischen und (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust ablegt.

Bereits zum vierten Mal wird 2019 der Kapsch Contemporary Art Prize verliehen, der mit einem Preisgeld, einer Einzelausstellung, die ab 19. Oktober im mumok zu sehen sein wird, einer Publikation und einem Ankauf eines Werks oder einer Werkgruppe aus der Ausstellung für die mumok Sammlung verbunden ist.

Ab 8. November setzt sich eine Retrospektive mit dem künstlerischen Nachlass der zum Mythos gewordenen US-amerikanischen Künstlerin Eva Hesse auseinander. Die parallel stattfindende Gruppenausstellung The Skin of the Visible World geht dem Umgang mit analogen und digitalen Bildern anhand der Arbeiten von vier internationalen Fotografinnen – Michele Abeles, Annette Kelm, Josephine Pryde und Eileen Quinlan – auf den Grund. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit den Oberflächen von Fotografien, Produkten und Körpern. Als Schnittstelle von Optik und Objekt lassen diese verführerischen und ambivalenten Oberflächen das Verhältnis von Ästhetik, Imagination und Materie ebenso fragwürdig erscheinen, wie die diesem Verhältnis zu Grunde liegenden Ökonomien.

Mit der Sammlungspräsentation zur Klassischen Moderne erarbeitet das mumok Ende 2019 erneut eine Themenausstellung, die den Bestand vom Expressionismus bis in die 1950er-Jahre einbezieht.

Ausblick 2020: das mumok feiert Andy Warhol mit zwei Ausstellungen
Ab 1. Mai 2020 verschreibt sich das mumok im Rahmen zweier Ausstellungen dem Phänomen Andy Warhol. Statt der Präsentation altbekannter Klassiker blickt das mumok mit bisher kaum gezeigten Arbeiten hinter die Fassade der weltberühmten Pop-Art-Ikone und entdeckt Warhols Fähigkeit als bahnbrechender Ausstellungskurator und Installationskünstler neu.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.mumok.at

 

 

 

 

 

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