Österreich kann sich der globalen
 Konjunkturabschwächung nicht entziehen

 

erstellt am
15. 01. 19
13:00 MEZ

Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im Dezember auf 2,9 Punkte, als Schlusspunkt der niedrigste Wert des Jahres 2018, übertrifft aber weiterhin den langjährigen Durchschnitt
Wien (bank austria) - Nach dem starken Jahresbeginn hat die Konjunkturstimmung im Verlauf des Jahres 2018 kontinuierlich abgebaut und im Dezember den Tiefpunkt des Jahres erreicht. „Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist Ende 2018 auf 2,9 Punkte gesunken. Angesichts wachsenden internationalen Gegenwindes ist die Konjunkturstimmung in Österreich seit dem Höhepunkt vor genau einem Jahr mittlerweile auf den niedrigsten Wert seit 20 Monaten gesunken“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Das Wachstumstempo der österreichischen Wirtschaft hat sich gegenüber dem Jahresbeginn 2018 verlangsamt, aber trotzdem schafft es die österreichische Wirtschaft auch zu Jahresbeginn 2019 knapp über Potenzial zu wachsen.“ Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator übertrifft trotz seines Rückgangs immer noch klar den langjährigen Durchschnittswert.

Globale Konjunktursorgen schwappen auf Stimmung in Österreich über
Die Konjunkturstimmung in Österreich wird derzeit vor allem durch die Verschlechterung des Exportumfelds negativ beeinflusst. Die mit den österreichischen Exportanteilen gewichtete internationale Industriestimmung ist innerhalb eines Monats so stark gefallen wie zuletzt vor mehr als fünf Jahren, als sich die Sorge um einen scharfen Konjunktureinbruch in China zuspitzte und die europäische Wirtschaft erneut in eine Rezession schlitterte. Sie liegt derzeit nur noch auf Höhe von Ende 2016. Dazu beigetragen hat eine weltweit sehr einheitliche Abwärtsbewegung sowohl in den Schwellen- als auch Industrieländern und insbesondere auch in den wichtigen europäischen Partnerländern wie Deutschland, Frankreich und Italien. In Kombination mit den seit drei Monaten sinkenden Exportaufträgen führten die schlechteren internationalen Vorgaben zu einer deutlichen Eintrübung des Optimismus in der heimischen Industrie.

„Angesichts der deutlich steigenden Sorgen um die globale Konjunktur, die unter anderem zu starken Schwankungen an den Aktienbörsen in den vergangenen Wochen führten, hat sich die Stimmung in der exportorientierten Industrie Österreichs mit Jahresende 2018 rasant verschlechtert. Auch in anderen Wirtschaftsbereichen und in der Verbraucherstimmung schlagen sich die steigende Verunsicherung mittlerweile negativ nieder. Nur am Bau hat zum Jahreswechsel die Hochstimmung sogar noch zugenommen“, so Bruckbauer.

Angesichts der hohen Auslastung und der guten Auftragslage kann sich momentan nur noch die Bauwirtschaft dem negativen Stimmungstrend entgegenstemmen, der aus dem Ausland langsam auch auf die österreichische Binnenwirtschaft überschwappt. Jedoch ist im langjährigen Vergleich betrachtet die Konjunkturstimmung in Österreich noch als überdurchschnittlich gut einzuschätzen.

Weiche oder harte Landung?
Die Verlangsamung der Konjunktur ist in Österreich mittlerweile klar zu erkennen, verdeutlicht durch den recht kontinuierlichen Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im vergangenen Jahr um insgesamt bereits 1,5 Punkte seit Dezember 2017. Damit stellt sich mittlerweile nicht mehr die Frage nach einer Konjunkturabkühlung, sondern nur noch nach deren Ausmaß.

„Wir gehen davon aus, dass die österreichische Wirtschaft 2019 der Verlangsamung des globalen Handels durch die Auswirkungen steigender politischer Unsicherheiten und protektionistischer Maßnahmen mit einer robusten Inlandsnachfrage noch gut begegnen kann. Das Wirtschaftswachstum wird mit 1,9 Prozent zwar niedriger als in den vergangenen drei Jahren ausfallen, aber immer noch knapp über Potenzial liegen“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Dabei wird der private Konsum eine entscheidende Rolle bei der Abfederung der ungünstigen externen Einflüsse auf die heimische Konjunktur übernehmen, trotz einer Verlangsamung der Dynamik auf rund 1,5 Prozent nach dem stärksten Anstieg des Konsums seit über einem Jahrzehnt im Jahr 2018. Moderate fiskalische Impulse durch die Einführung des „Kinderbonus Plus“ und die sich weiter verbessernde Beschäftigungslage sowie eine höhere Lohndynamik werden ebenfalls dazu beitragen.

Das Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen wird sich am Ende eines sehr langen Investitionszyklus und unter dem Eindruck der schwächeren Auslandsnachfrage voraussichtlich stärker auf ein Plus von 2,5 Prozent einbremsen, zumal sich die Finanzierungsbedingungen zu verändern beginnen. Dennoch wird auch 2019 der Außenhandel zwar einen geringeren, aber positiven Wachstumsbeitrag liefern, da der niedrigere Bedarf an Investitionsgüterimporten die nachlassende Exportdynamik beinahe ausgleichen dürfte, zumal das günstigere Wechselkursverhältnis gegenüber dem US-Dollar die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure unterstützt. Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria erwarten einen durchschnittlichen Wechselkurs des Euros gegenüber dem US-Dollar von 1,11 im Jahr 2019 nach 1,18 im Jahresdurchschnitt 2018.

Milde und kurze Rezession in den USA hinterlässt 2020 Bremsspuren
Während die Konjunktur in Österreich 2019 bei einem insgesamt langsameren Verlauf weitgehend robust bleiben sollte, sind die Aussichten für 2020 deutlich zurückhaltender. Eine starke Abschwächung der Konjunktur in den USA, die zur Jahresmitte sogar in eine leichte und kurze Rezession führen dürfte, wird letztlich auch die heimische Exportwirtschaft vor weiter steigende Herausforderungen stellen.

„Wir erwarten einen Rückgang des Wirtschaftswachstums in Österreich 2020, beeinträchtigt durch die negativen Folgen einer US-Rezession auf den globalen Handel, auf nur noch 1,5 Prozent. Die Exporte und die Investitionen werden voraussichtlich am stärksten in Mitleidenschaft gezogen werden, da sich die Folgen des schwächeren Außenhandels durch einen etwas härteren Euro noch verstärken könnten“, so Pudschedl. Hingegen sollte sich der private Konsum im Vergleich zu anderen Nachfragekomponenten unempfindlicher zeigen, da der Nachteil eines nachlassenden Beschäftigungswachstum und einer etwas höheren Sparneigung durch eine geringere Inflation kompensiert werden dürfte.

Nur geringer Inflationsdruck bringt EZB unter Druck
Nach einer Teuerung über der Zwei-Prozent-Marke im Jahresvergleich in der zweiten Jahreshälfte 2018 bedingt durch höhere Energiepreise hat sich rund um den Jahreswechsel der Inflationstrend zu drehen begonnen. Der deutliche Rückgang des Ölpreises seit Mitte Oktober von über 85 US-Dollar pro Barrel auf bis zu 53 US-Dollar wird trotz der erneuten leichten Aufwärtsbewegung in den vergangenen Wochen zu einem leichten Rückgang der Inflation in Österreich beitragen.

Nach durchschnittlich 2,0 Prozent im Jahr 2018 ist auch für 2019 von einer Inflation von 2,0 Prozent auszugehen. Die leicht sinkende Tendenz vom Höchstwert von 2,2 Prozent im November 2018 wird sich nachfragebedingt 2020 noch verstärken. Mit durchschnittlich 1,8 Prozent wird die Teuerung dann das zwölfte Jahr in Folge über dem Vergleichswert im Euroraum liegen.

„Mit der Talfahrt des Ölpreises und vor allem der Konjunkturabschwächung, die sich 2020 intensivieren wird, könnte sich für die Europäische Zentralbank das Zeitfenster für die gerade begonnene Normalisierung der Geldpolitik rasch wieder schließen“, sagt Bruckbauer und ergänzt: „Nach der Beendigung des Wertpapierkaufprogramms mit Ende 2018 sind die Möglichkeiten für Zinsanhebungen der EZB – wenn überhaupt – voraussichtlich auf eine Rückführung des Einlagenzinssatzes auf Null bzw. auf eine einmalige Anhebung des Reposatzes auf 0,25 Prozent zu Beginn des Jahres 2020 beschränkt.“

 

 

 

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