"Zeitbrücke-Museums" zum Suppè-Jahr 2019

 

erstellt am
04. 02. 19
13:00 MEZ

Suppè-Jahr 2019: Aviso - Ausstellung und Buch-Publikation zu Franz von Suppè mit grundlegend neu erforschter, anhand amtlicher Dokumente verbriefter Biografie des Komponisten
Gars am Kamp (zeitbrücke museum) - Vor 200 Jahren wurde Franz von Suppè geboren, der seinen Namen selbst stets "Suppè" geschrieben hat, weshalb diese Namensschreibung jener des Komponisten folgt. Das "Zeitbrücke-Museum" der Kamptal-Sommerfrische Gars, wo Suppè zwischen 1876 und 1895 seine Sommer verbracht hat, feiert den 200. Geburtstag des Operetten-Komponisten ab Juni 2019 mit einer Jubiläumsausstellung und einer reich bebilderten Begleit-Publikation. Gezeigt werden ausgewählte Archiv- und Depot-Stücke aus Suppès Privatbesitz, die erstmals seit 1932 wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zudem werden erstmals anhand amtlicher Akten und privater Dokumente verbriefte biografische Fakten vorgelegt, die Ergebnis intensiver Recherchen sind und vieles, was bislang über Suppès Leben und Werk veröffentlicht wurde, grundlegend korrigieren.

Jubiläumsausstellung und eigens recherchierte Begleit-Publikation
Von 7. Juni 2019 bis 6. Oktober 2019 zeigt das "Zeitbrücke-Museum" in seiner Suppè-Jubiläumsausstellung zahlreiche Exponate, deren Großteil zwischen 1897 und 1908 in Suppès Garser Landhaus zu sehen waren, wo Suppès Witwe in seinem einstigen Arbeitszimmer ein öffentlich zugängliches Suppè-Museum eingerichtet hatte. Aus Sorge, dass dieser musiktheatergeschichtlich wertvolle Nachlass nach ihrem Ableben in alle Himmelsrichtungen verstreut werde, hat Suppès Witwe ihr Garser Museum 1902 den "Städtischen Sammlungen der Stadt Wien" geschenkt. 1908 wurden die Schaustücke in Gars abgeholt und eine Auswahl davon zwischen 1912 und 1932 in einem eigens eingerichteten Suppè-Zimmer präsentiert. Dieses Suppè-Zimmer wurde 1932 aufgelassen und seine Bestände um 1941 zwischen "Historischem Museum" (heute: "Wien Museum") und der "Stadt- und Landesbibliothek" (heute "Wien Bibliothek") entsprechend den jeweiligen Sammlungsschwerpunkten aufgeteilt.

Dank der freundlichen Unterstützung des "Wien Museums" kann das Garser "Zeitbrücke- Museum" ab Juni 2019 in seiner Suppè-Jubiläumsausstellung und Begleit-Publikation erstmals seit 1932 eine große Auswahl der in Vergessenheit geratenen Schau- und Erinnerungsstücke öffentlich präsentieren.

Akten und Fakten
"Die Suppè-Jubiläumsausstellung wird etwas Besonderes", sagt der Germanist und Theaterwissenschaftler Andreas Weigel, der für die Ausstellung Suppès Biografie eigens in Archiven recherchiert hat, "weil erstmals verbriefte, wissenschaftlich abgesicherte Dokumente und Zeitzeugnisse Suppès Biografie erhellen. Bislang hat die Suppè-Forschung vor allem Otto Kellers 1905 veröffentlichte Monografie "Franz von Suppé. Der Schöpfer der Deutschen Operette" als Grundlage genützt, obwohl sie jene Akten und Fakten vernachlässigt, die Keller durch seine Heirat mit Suppès Enkelin Else in Gars zugänglich gewesen wären. Dennoch werden Kellers Anekdoten und Legenden bis heute gutgläubig nachgebetet. Dabei hat schon der äußerst aktenkundige Wiener Musikhistoriker Robert Franz Müller (1864-1933) Suppès Biografie 1926 anhand amtlicher Akten richtig gestellt und nachgewiesen, dass Suppès väterliche Vorfahren weder aus Belgien noch Cremona kamen: Vater Peter,

Großvater Franz und Ur-Großvater Peter stammten aus dem Raum Rijeka. Zudem lautete der Mädchenname von Suppès Mutter nicht "Landovsky" (wobei das "v" fallweise als "f" bzw. "w" und das "y" als "i" wiedergegeben wird)", sondern "Jandowsky" (wobei das "w" gelegentlich als "f" bzw. "v" und das "y" als "i" notiert wird).

Nichtsdestotrotz wurde ihr Familienname in biografischen Werken weiterhin als
"Landovsky" überliefert, wodurch es unmöglich war, die Identität und Lebensdaten ihrer Eltern zu eruieren. Trotz deren Unkenntnis haben Keller und alle ihm nachfolgenden Biografen Suppès Wiener Großvater einhellig unterstellt, dass er seinen Enkel vehement gedrängt hätte, die Beamtenlaufbahn einzuschlagen. Allerdings ist Suppès Wiener Großvater schon 16 Jahre vor der Geburt seines Enkels verstorben und lag als dieser 1835 16-jährig nach Wien übersiedelte bereits 32 Jahre unter der Erde.

Suppès vernachlässigte Verwandtschaft
Auch die Lebensläufe von Suppès Ehefrauen, Therese und Sofie, sowie seiner Nachkommen blieben größtenteils im Dunkeln, obwohl Suppès Kinder und Kindeskinder teils selbst als Künstler Karriere gemacht (Enkelin Anna als Violinistin, Enkelin Clara als Schauspielerin), teils kunst- bzw. zeitgeschichtlich interessante Persönlichkeiten (z.B.: Adolf von Boog) geheiratet haben, wovon in den Suppè- Biografien bislang nichts zu lesen ist.

Dabei war Suppès Sohn Peter der Onkel von Arthur Schnitzler, der 1896 bei der Heirat von Suppès Enkelin Else mit dem späteren Suppè-Biografen Keller als Trauzeuge fungiert hat, weshalb Schnitzler in seiner "Autobiografie" und seinem "Tagebuch" ein Insider-Porträt der Familie Suppè bietet.

Suppès jüngste Tochter Therese war durch ihre Heirat Schwägerin der Sängerin Philippine von Edelsberg, die in Suppès Operette "Flotte Bursche" aufgetreten ist. Auch die Sängerin Rosa Streitmann, die in der "Boccaccio"-Uraufführung die "Fiametta" sowie in der "Donna Juanita"-Uraufführung den René Dufaure / Donna Juanita gegeben hat und ihr gleichfalls als Sänger berühmter Bruder Carl, für den Suppè die Partie des "Rudolf" in "Die Jagd nach dem Glück" komponiert hat, waren mit Suppè beruflich und verwandtschaftlich verbunden, da Suppès Enkel Fritz von Jenny zuerst Carl Streitmanns Schwester Rosa geheiratet hat, aber wenige Wochen später mit dessen Ehefrau, der Schauspielerin Louise Streitmann-Übermasser, durchgebrannt ist, die gleichfalls 1880 in der Uraufführung von "Die Jagd nach dem Glück" aufgetreten ist.

Der Suppè-Forschung ist zudem die besondere Beziehung entgangen, die Suppè mit dem Schriftsteller Moritz Anton Grandjean verbunden hat, von dem die Textbücher für Suppès Charakterbild "Vertrauen" (1856), Suppès komische Oper "Paragraph 3" (1858) sowie Suppès burleske Operette "Die Jungfrau von Dragant" (1870) stammen. Der hauptberufliche Bankangestellte Grandjean wird in der Suppè-Literatur stets als Suppès Freund aus dem Kreis der Künstler-Vereinigung "Grüne Insel" vorgestellt. Dabei war Grandjean seit Jänner 1849 Ehemann von Suppès Cousine Rosalia, der Tochter von Suppès Onkel und Vormund Dominik Rother.

Aus dem Alltag des Sommerfrischlers Franz von Suppè
Neben biografischen Ergänzungen und grundlegenden Korrekturen stellen die Jubiläumsausstellung und ihre Begleit-Publikation Suppès Gars-Aufenthalte, seine Garser Bekannten- und Freundeskreise sowie jene Wiener Künstler in den Mittelpunkt, die Suppè in Gars besucht haben. "Einige davon waren hier während ihres Aufenthalts gleichfalls künstlerisch tätig, wie Olga Wisinger-Florian, die in Gars einige wesentliche Werke gemalt hat. Ihr unveröffentlichtes Tagebuch verrät viele spannende Details über den Alltag einer Garser Sommerfrischlerin im Allgemeinen und des Garser Sommerfrischlers Suppè im Besonderen", freut sich der Leiter des "Zeitbrücke-Museums" Anton Ehrenberger, der Suppès besondere Beziehung zu Gars durch eine reich bebilderte Dokumentation über die Architektur und Geschichte von Suppès Garser Wohnstätten und Gästehäusern thematisiert, die erstmals Suppès private Aufzeichnungen über die Bauarbeiten nützt (1876-1878: Mietwohnung, ab 1879: eigenes Landhaus, ab 1881: zusätzliches Gästehaus, ab 1900: weiteres Gästehaus).

In der Jubiläumsausstellung wird zudem Suppès erfolgreiche Einflussnahme auf die Trassenplanung der Kamptalbahn anhand zeitgenössischer Medienberichte und jenes fünfzigseitigen Suppè-Briefwechsels dokumentiert, den das "Zeitbrücke- Museum", das übrigens das einzige europäische Museum mit einer ständigen Suppè- Ausstellung ist, 2015 erwerben konnte. Dieser Briefwechsel, der von November 1887 bis November 1892 reicht, enthält interessante Details über die Kampagne, mit der Suppè gemeinsam mit anderen einflussreichen Garser Grund- und Villenbesitzern den ursprünglich geplanten Verlauf der Kamptalbahn verhindern konnte, die in Gars über sein Grundstück Richtung Nonndorf und Horn abgezweigt wäre. In der Folge wurde die Kamptalbahn, auf der Suppè und seine Frau schon vor der offiziellen Eröffnung begeistert Draisinen-Fahrten unternehmen durften, über Kamegg nach Rosenburg und Horn geführt, womit Suppè auch im Kamptal bleibende Spuren hinterlassen hat.

Weitere Ausstellungsschwerpunkte sind die Geschichte von Sofie Suppès Garser Suppè-Museum sowie des Suppè-Zimmers der "Städtischen Sammlungen der Stadt Wien". Darüber hinaus bieten Jubiläumsausstellung und Publikation fotografierte, gemalte und karikierte Porträts von Suppè und seinem Freundeskreis, wobei letztere wegen der persönlich an Suppè gerichteten Widmungen biografisch und musikhistorisch interessant sind.

Resümee
Die Garser Jubiläumsausstellung und Begleit-Publikation beleuchten Franz von Suppès Leben, Werk und Wirken sowie seine Verbindung mit Gars und Niederösterreich mit einer grundlegend neu erforschten, anhand amtlicher Dokumente verbrieften Biografie des Komponisten sowie ausgewählten Archiv- und Depot-Stücken aus Suppès Privatbesitz, die erstmals seit 1932 wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

 

 

 

Weitere Informationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zeitbr%C3%BCcke-Museum

 

 

 

 

 

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