Europäische Bahnindustrie nach Entscheid
 der EU-Kommission: Eingleisig in die Zukunft?

 

erstellt am
06. 02. 19
13:00 MEZ

Durch das Nein zur Fusion von Siemens und Alstom sinkt die Chance, die Bahnindustrie Europas weiterhin als Impulsgeber für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung zu sichern.
Brüssel/Wien (feei) - Europas Bahnindustrie ist eine Erfolgsgeschichte: Mit einem Marktvolumen von über 40 Mrd. Euro und rund 400.000 Beschäftigten ist sie als forschungsintensiver Industriezweig ein maßgeblicher Impulsgeber für die Wirtschaft. Sie trägt rund um eine klimaschonende und digitale Mobilität wesentliches für eine leistungsfähige Zukunft Europas bei. Dabei spielt auch die österreichische Bahnindustrie eine wichtige Rolle: Mit fast 10.000 Beschäftigen, 3,1 Milliarden Euro Umsatz und einer Forschungs- und Entwicklungsquote von 6 Prozent rangiert Österreich weltweit auf dem ersten Platz, wenn man die Exporte der Bahnindustrie pro-Kopf misst.

Nun hat die EU-Kommission hat die Fusion von Siemens und Alstom mit dem Hinweis auf den Schutz des europäischen Wettbewerbs untersagt. Zudem gehe sie nicht davon aus, dass der chinesische Bahn-Konzern CRRC in den nächsten Jahren auf den europäischen Markt drängen werde.

"Die europäische Bahnindustrie ist führend in den Bereichen Innovation, Forschung und Entwicklung in Europa. Diese Entscheidung der EU-Kommission wird es den Unternehmen und deren Mitarbeitern erschweren, diese Spitzenposition weiterhin zu erhalten. Das wird langfristige Auswirkungen auf die europäische Vorzeigeindustrie und damit auch den Wirtschaftsstandort haben", so Lothar Roitner, Geschäftsführer des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI).

Laut Bloomberg hat CRRC bereits jetzt einen weltweilten Marktanteil von über 70 Prozent im Bahn-Bereich. Die Bahnsparten von Siemens und Alstom zusammengenommen erwirtschaften mit 15 Mrd. Euro nur etwa die Hälfte des Umsatzes des chinesischen Konzerns. Mit dessen Preispolitik, die sich kleinere, europäische Wettbewerber nicht leisten können, kann es so kein europäisches Unternehmen mehr aufnehmen. Während die Behörden in China Größe vorantreiben, wird sie nun in Europa von der EU-Kommission verhindert.

Das Wettbewerbsrechts dem Referenzmarkt anpassen
"Das europäische Wettbewerbsrecht muss endlich den neuen Gegebenheiten angepasst werden. In Zeiten der „America First“-Politik oder der starken globalen wirtschaftlichen Expansion Chinas kann der Schutz des europäischen Binnenmarktes nicht mehr der einzige Referenzpunkt sein", so Roitner.

Die zentrale Forderung der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie ist die einer zielgerichteten, langfristigen Gesamtstrategie Europas, die sich auch an die stark gewandelten Rahmenbedingungen der Märkte anpasst. Im Fokus stehen Forschungsförderung von Schlüsseltechnologien, die Einführung eines europäischen Investment Screenings und ein Programm zum Schutz von sensiblen Technologiebereichen, um sicherheitspolitische Interessen schützen zu können.

"Wenn Europa im internationalen Wettbewerb bestehen will, braucht es europäische Champions, die den Wettbewerb mit Anbietern aus den USA oder aus China aufnehmen und gewinnen können", so Roitner abschließend.

Über den FEEI
Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie vertritt die Interessen des zweitgrößten Industriezweigs Österreichs mit über 300 Unternehmen, 65.000 Beschäftigten und einem Produktionswert von 17,4 Milliarden Euro (Stand 2017). Gemeinsam mit seinen Netzwerkpartnern – dazu gehören u. a. die Fachhochschule Technikum Wien, das Forum Mobilkommunikation (FMK), und der Verband der Bahnindustrie – ist es das oberste Ziel des FEEI, die Position der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie im weltweit geführten Standortwettbewerb zu stärken.

 

 

 

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