Strache: Der Wirtschaftsfaktor Sport
 ist um ein vielfaches größer als vermutet

 

erstellt am
09. 04. 19
13:00 MEZ

Sportministerium und SportEconAustria präsentierten die neuesten Berechnungen des Sportsatellitenkontos
Wien (bmoeds) - Der Wirtschaftsfaktor Sport ist um ein vielfaches größer, als bisher vermutet. Das sind die neuesten Ergebnisse der Berechnungen des Sportsatellitenkontos von SportEconAustria, dem Institut für Sportökonomie. Im EU-weiten Vergleich liegt Österreich in der Sportwirtschaft, gemessen am Anteil zum BIP oder der Beschäftigung, weit voran. Dennoch wird der Sport in seiner gesamtwirtschaftlichen Bedeutung nicht entsprechend wertgeschätzt. Sportminister Heinz-Christian Strache und SportEconAustria präsentierten am 8. April die neuesten Ergebnisse und Zahlen des Sportsatellitenkontos. Der Wirtschaftsfaktor Sport wird unterschätzt, meinen die Experten des Instituts für Sportökonomie. Erstmals präsentierten Dr. Christian Helmenstein, Geschäftsführer SportEconAustria, Dr. Anna Kleissner, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport & Gesellschaft der Sport Strategie Austria und stellvertretende Geschäftsführerin der SportEconAustria die volkswirtschaftlichen und sozioökonomischen Effekte des Sports.

Sportminister Heinz-Christian Strache: "Der Sport wird in einer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung noch immer nicht entsprechend wertgeschätzt. Es ist an der Zeit das Wissen um die genannten ökonomischen und vor allem sozioökonomischen Effekte des Sports ernst zu nehmen. Sport tut gut - der Wirtschaft, der Gesellschaft und jedem einzelnen".

Dr. Chrstian Helmenstein: „Sport ist nicht nur die schönste Nebensache der Welt sondern wirtschafts- und gesundheitspolitisch von enormer Bedeutung“.

Dr. Anna Kleissner, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport & Gesellschaft der Sport Strategie Austria und stv. Geschäftsführerin SportEconAustria: „Die Ausgaben in den Sport rechnen sich. Die fiskalischen Rückflüsse an den Staat liegen mit 123 Millionen Euro deutlich über den Ausgaben der Bundes Sportförderung“, Dr. Anna Gleissner,


Wirtschaftlicher Beitrag des Sports höher als jener der Bauwirtschaft

Folgt man den Ergebnissen der aktuellsten Studie zur ökonomischen Bedeutung des Sports in Österreich, dann zeigt sich, dass der Sport unmittelbar und mittelbar für 5,75% der Wertschöpfung verantwortlich ist. Damit liegt der Wertschöpfungsbeitrag des Sports höher als jener der Bauwirtschaft, in etwa doppelt so hoch wie der Beitrag der Finanzdienstleister oder sechs mal so hoch wie jener des Sektors Landwirtschaft. Das methodische Instrument, um den gesamtwirtschaftlichen Beitrag der Querschnittsmaterie Sport zu messen, ist ein sogenanntes Satellitenkonto Sport. Ein solches ist erforderlich, um über den Kernbereich des Sports, welcher die Tätigkeit der Vereine und den Betrieb von Sportanlagen umfasst, auch alle anderen Wirtschaftsbereiche zu erfassen, die mit dem Sport verbunden sind, wie beispielsweise die Sportartikelproduktion, der Sportartikelhandel, die Bauwirtschaft, das Unterrichtswesen oder das Gesundheitswesen.

Ein detaillierterer Blick auf die Zahlen zeigt, dass es vor allem die Beherbergung und Gastronomie sind, die mit 3,9 Mrd. Euro Wertschöpfung am stärksten vom Sport profitieren, gefolgt vom Unterrichtswesen und dem Einzelhandel. Der Kernbereich des Sports, also die Tätigkeit der Vereine, die Aktivitäten von Profisportler und sportlerinnen , Trainer und Trainerinnen sowie der Betrieb von Sportanlagen liegen mit 920 Millionen Euro nach dem Gesundheitswesen und dem Landverkehr erst an sechster Stelle.

Sport ist ein Beschäftigungsmotor und sichert so viele Arbeitsplätze wie Beherbergung und Gastronomie gemeinsam
Noch höher als der Wertschöpfungsbeitrag ist der Sport-bezogene Beschäftigungsanteil mit 7,13% oder 295.000 Erwerbstätigen. Der Sport schafft und sichert damit gleich viele Arbeitsplätze wie die Sektoren Beherbergung und Gastronomie gemeinsam oder die Bauwirtschaft. Die Zahl der im und durch den Sport Beschäftigten liegt damit höher als die gesamte Einwohnerzahl des Burgenlands.

Mit einem Steuer- und Abgabenaufkommen von 123 Millionen Euro trägt der Sport auch wesentlich zum fiskalischen Aufkommen bei
Erstmals konnte auch der fiskalische Beitrag des Sports quantifiziert werden: Demnach fließen aus dem Sport rund 123 Millionen Euro an Steuern und Abgaben an den Staat zurück, wobei die lohnabhängigen Steuern und Abgaben für rund die Hälfte des Gesamtaufkommens verantwortlich sind. Am stärksten profitieren hier der Bund (41,6%) und die Sozialversicherungsträger (31,7%), gefolgt von den Ländern und Gemeinden.

Österreich ist Europameister im Sport
Eindrucksvoll sind diese Zahlen auch im europaweiten Vergleich. Ein solcher Vergleich ist möglich, da Definitionen und Methoden heute europaweit harmonisiert sind, was im Wesentlichen auf die österreichische Ratspräsidentschaft 2006 zurückzuführen ist.

Mit einem direkten Anteil am BIP in Höhe von 4,2 Prozent liegt der Wert in Österreich in etwa doppelt so hoch wie im EU-28-Durchschnitt von 2,12 Prozent und höher als in allen anderen Mitgliedsstaaten der EU. Man kann daher zurecht sagen, dass Österreich Europameister ist, was den wirtschaftlichen Beitrag des Sports anbelangt. Auch hinsichtlich der Beschäftigungseffekte liegt man in Österreich mit einem direkten Anteil von 5,6 Prozent deutlich vor unserem Nachbarn Deutschland mit 4,6 Prozent und dem sportaffinen Großbritannien mit 3,8 Prozent. Zurückzuführen ist dies auf die hohe Bedeutung des Sporttourismus in Österreich: 58 Prozent aller Übernachtungen, das entspricht 63 Millionen Übernachtungen pro Jahr oder 172.000 Übernachtungen täglich, sind als sportrelevant einzustufen. Der Sporttourismus in Österreich ist damit so stark wie der gesamte Tourismus in Kroatien oder Polen.

Sozioökonomische Effekte des Sports noch unberücksichtigt
Diese Zahlen sind beachtlich, aber umso beachtlicher, als diese nur jenen ökonomischen Teil des Sports erfassen, welcher auch in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung abgedeckt wird. In diesen Ergebnissen spiegeln sich folglich noch gar nicht alle sportrelevanten Aspekte wider.

In seiner wirtschaftlichen Dimension in diesen Zahlen nicht abgebildet ist beispielsweise die Bedeutung des Sports als Innovationstreiber. Möchte man die wirtschaftliche Bedeutung des Sports insgesamt abbilden, so ist es auch unumgänglich, den Beitrag der Freiwilligenarbeit im Sport entsprechend zu visualisieren und zu quantifizieren. Die Bedeutung der Freiwilligenarbeit ist in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht berücksichtigt, weil der Arbeitsleistung kein Geldfluss gegenübersteht. Demnach wird hierdurch keine originäre Bruttowertschöpfung produziert. Nichtsdestotrotz hat die Freiwilligenarbeit einen großen wirtschaftlichen Beitrag, welcher auf europäischer Ebene auf 0,88 Prozent des BIPs geschätzt wird. Der Wert der Freiwilligenarbeit übersteigt somit den wirtschaftlichen Beitrag der Vereine, des Betriebs von Sportanlagen sowie der SportlerInnen, TrainerInnen usw. um das 2,5-fache!

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nur unzureichend – nämlich nur über jene Kosten, die durch Sportunfälle ausgelöst werden - erfasst wird, sind die gesundheitsökonomischen Kosten. Nicht erfasst sind der Nutzen der körperlichen Aktivität in Form nicht verursachter Kosten noch die bereits anfallenden, aber vermeidbaren Kosten körperlicher Inaktivität. So liegen die direkten Kosten im Gesundheitswesen, welche ausschließlich auf körperliche Inaktivität zurückgeführt werden können, bereits heute bei 1,7 Milliarden Euro jährlich. Hinzu kommen indirekte Kosten in Höhe von 750 Millionen Euro, die durch Krankenstände, Invalidität und Mortalität ausgelöst werden, Tendenz steigend.

 

 

 

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