Werner Berg im Dialog mit Ernst Barlach
 und Käthe Kollwitz

 

erstellt am
06. 05. 19
13:00 MEZ

LH Kaiser eröffnete Ausstellung im Bleiburger Werner Berg Museum
Bleiburg/Klagenfurt (lpd) - Eine Dialogausstellung – „Ernst Barlach – Käthe Kollwitz. Über die Grenzen der Existenz“ sowie „Werner Berg. Abschied. Das Spätwerk 1969-1981“ – eröffnete Landeshauptmann und Kulturreferent Peter Kaiser am 4. Mai im Bleiburger Werner Berg Museum.

„Kunst ist politisch. Wer das bis heute nicht geglaubt hat, wird nach dieser Eröffnung davon überzeugt sein. Wenn man Käthe Kollwitz Weg nachverfolgt und ihre Engagements gegen den Krieg und ihren Einsatz für die Ärmsten der Gesellschaft betrachtet, so fühlt man sich in fast abstrakter Form der darstellenden Kunst an soziographische Beobachtungen wie bei den Arbeitslosen von Marienthal zurückversetzt. Wenn man Ernst Barlach ansieht und man weiß, dass seine Werke in der Geschichte verboten wurden und als entartete Kunst deklariert wurden, dann merkt man, dass auch Menschen, die nicht politisch engagiert sind, unter Regimen leiden und davon betroffen sind. Und wenn man Werner Bergs Rückzug vor dem Kapitalismus und seinen Auswirkungen verfolgt, dann wird man – nicht zuletzt auch bei der Symbolik des Kopftuches – in die Gegenwart zurückgeholt. Heute wäre er mit seinen Zeichnungen möglicherweise jemand, dessen Werke zumindest auch anders gedeutet werden können“, so Kaiser.

Kunst und Kultur seien identitätsstiftend, gerade auch für Städte. „Eine Stadt wie Bleiburg, eine Stadt wie Gmünd, ein Ort wie Nötsch, ein Ort wie Neuhaus – wo immer mit einzigartigen Darstellungen diese Breite der Kunst in unser Kärnten kommt, haben diese Orte dank engagierter Menschen Perspektive, Zukunft und Identität gewonnen“, erklärte der Landeshauptmann.

Bleiburgs Bürgermeister Stefan Visotschnig begrüßte die zahlreichen Eröffnungsgäste, Bleiburg sei seit 50 Jahren stolz auf das Werner Berg Museum. „Dafür, dass wir jährlich interessante Ausstellungen auf die Beine stellen können, möchte ich mich bei allen Sponsoren und Helfern herzlich bedanken. Auch das Land Kärnten unterstützt uns mit wichtigen finanziellen Mitteln“, so Visotschnig, der auch herausstrich, dass Bleiburg vier Projekte im Rahmen der Landesausstellung „CARINTHIja 2020“ umsetzen werde.

Kuratorin Heike Stockhaus, Geschäftsführerin der Ernst Barlach Gesellschaft in Hamburg, gab den Anwesenden einen historischen Gesamtblick über das Schaffen und Wirken der Künstler Barlach und Kollwitz. „Ihre Stadt Bleiburg ist ein besonderer Ort, in dem offensichtlich alles möglich gemacht wird, wenn es darum geht, eine kulturelle Botschaft zu formulieren. Ich staune und bin voller Achtung für das, was sie hier auf die Beine stellen. So klein ihre Stadt auch ist, so groß scheint ihre Überzeugung zu sein, mit Kultur eine prägnante Stimme erheben zu wollen. Diese Stimme überwindet Grenzen und Sprachen und richtet sich gegen die Belanglosigkeit und Gleichgültigkeit in einer Welt, in der sich jeder nur um sich selbst zu kümmern scheint“, so Stockhaus. Mit der Gegenüberstellung der drei Künstler erklinge im Werner Berg Museum ein ganz besonderer Resonanzraum.

Mit der Ausstellung der Werke von Ernst Barlach (1870-1938) und Käthe Kollwitz (1867-1945) kommt es, nach der erfolgreichen Helnwein-Schau, zu einer weiteren Zusammenarbeit des Werner-Berg-Museums mit dem Hamburger Ernst-Barlach-Museum. „Über die Grenzen der Existenz“ ist die bisher umfangreichste Retrospektive der beiden Künstler in Österreich. Mit über 160 Exponaten bietet die Ausstellung nicht nur einen Einblick in das Gesamtwerk beider Künstler, sondern sie spiegelt auch deren Weltanschauungen in die Gegenwart. Am Übergang des 19. zum 20. Jahrhunderts und infolge der industriellen Revolution schien die damalige Welt aus den Fugen zu geraten. Die Vorstellung eines „neuen Menschen“ und einer „neuen Welt“ waren Leitmotive, die in Literatur und Kunst bearbeitet wurden. Käthe Kollwitz schaffte eine Fülle von sozialrevolutionären Werken, Ernst Barlach gilt als „Mystiker der Moderne“, seine Menschenbilder entsprechen weniger der Realität. Barlach und Kollwitz standen ihrer Zeit kritisch gegenüber und setzten sich mit ihrer Arbeit unermüdlich für Gerechtigkeit und Frieden ein.

In Werner Bergs Werk lassen sich immer wieder Auseinandersetzungen mit Ernst Barlach und Käthe Kollwitz finden. In seinem Spätwerk veränderte sich sein Blick: Die in der Ausstellung gezeigten Bilder sind Zeugen der zunehmenden Vereinsamung des Künstlers – die strukturelle Veränderung der Region zeigt sich verlassenen Bauernhöfen und melancholischen Landschaften.

Die dialogische Konzeption der Ausstellungen, die bis 27. Oktober 2019 zu sehen sind, verbindet die Werke von Barlach, Kollwitz und Berg.

Bei der Ausstellungseröffnung anwesend waren unter anderen Nationalratsabgeordnete Angelika Kuss-Bergner, die Landtagsabgeordneten Ruth Feistritzer und Stefan Sandrieser, Neuhaus Bürgermeister Gerhard Visotschnig, Bleiburgs Vizebürgermeister Daniel Wrießnig, Bezirkshauptmann Gert-Andre Klösch sowie Kulturabteilungsleiter Igor Pucker. Für die musikalische Umrahmung sorgten Tonc Feinig, Silvia Igerc und Reinhard Wulz.

 

 

 

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