Kurz: "Kampf gegen Antisemitismus
 als zentrales Anliegen"

 

erstellt am
09. 05. 19
13:00 MEZ

Bundesregierung gedachte Ende des Zweiten Weltkriegs – Archivabkommen mit Israel
Wien (bka) - "Der 8. Mai markiert einen Wendepunkt in Europa: Er ist ein Tag der Freude, der das Ende des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Terrorherrschaft bedeutet. Wir haben heute das Glück, in einem anderen Österreich und Europa leben zu dürfen", betonte Bundeskanzler Sebastian Kurz am 8. Mai bei der jährlichen Gedenkveranstaltung im Bundeskanzleramt. Kinder und Jugendliche hätten heute ganz andere Chancen als damals – die Bevölkerung könne in Frieden, Freiheit und bescheidenem Wohlstand leben. "Dieser Tag verweist uns aber auch auf unsere Pflicht zu erinnern. Über die Parteigrenzen hinaus haben wir im Gedenkjahr würdig unserer eigenen Geschichte gedacht", so der Bundeskanzler, der sich von einem Besuch Holocaust-Überlebender in ihrer alten Heimat im Vorjahr beeindruckt zeigte: "Sie sind unserem Land mit Freude und Verbundenheit begegnet. Dabei sind diese Menschen auch darauf eingegangen, was sie mit Wien und Österreich verbindet."

Kampf gegen Antisemitismus – Gedenk- und Erinnerungsprojekte
"Je leiser die Stimme der Überlebenden wird, desto wichtiger ist es, dass Gedenkstätten diese Stimmen einnehmen. Mit dem Projekt der Namensmauer finden alle Namen der österreichischen Opfer der Shoah einen Platz, wo man ihrer gedenken kann", erläuterte Sebastian Kurz. "Wir haben alle eine Verantwortung dafür, auch Taten mit Blick in Richtung Zukunft zu setzen. Dabei ist für mich der Kampf gegen Antisemitismus ein zentrales Anliegen. Insofern bin ich über den Vorschlag von Staatssekretärin Karoline Edtstadler froh, dass alle jungen Menschen zumindest einmal die Gedenkstätte in Mauthausen besuchen sollten. "Zudem solle die Geschichte die Menschen lehren, dass Verantwortung nicht an den Grenzen haltmacht, sondern dass wir "eine besondere Verantwortung gegenüber Israel haben". Während der Ratspräsidentschaft habe man die Möglichkeit genutzt Bewusstsein zu schaffen, was die Situation der Jüdinnen und Juden in Europa betreffe.

Sebastian Kurz zeigte sich dankbar dafür, in einem Land leben zu dürfen, wo es wieder eine lebendige jüdische Gemeinde gebe. Sie sei zwar klein, aber vital und lebendig und leiste einen wesentlichen Beitrag in wichtigen Bereichen der Gesellschaft. "Bis vor 75 Jahren war Europa noch ein Kontinent der Schlachtfelder mit einer Perspektivenlosigkeit. Heute leben wir in einem geeinten Europa friedlich und in Freiheit zusammen. Das sollte uns alle auch fröhlich und optimistisch stimmen", so der Bundeskanzler abschließend

"Unvergessliche Wunden für nachfolgende Generationen sichtbar machen"
"Heute wollen wir als Bundesregierung der vielen Opfer gedenken, die dieser schlimmste Krieg gefordert hat. In der Shoah manifestierte sich das grausamste Gesicht des nationalsozialistischen Terrorregimes. Es sind unvergessliche Wunden geschlagen worden und es ist gerade für die nachfolgenden Generationen wichtig, diese immer wieder sichtbar zu machen", hielt Vizekanzler Heinz-Christian Strache fest. Nach wie vor mache es fassungslos, wie es möglich sein konnte, dass ein Massenmord an Menschen verübt worden sei aus dem alleinigen Grund, weil sie Juden waren, und weil sie eine Religion hatten, die man nicht bereit war zu akzeptieren. "Wir müssen alles daransetzen, dass sich Derartiges nie mehr wiederholen kann, gleich in welcher Form. Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz und wir haben hier alle gemeinsam vehement und konsequent jede Form von Antisemitismus im Keim zu ersticken", so der Vizekanzler.

Respektvolles Gedenken in Yad Vashem ermöglichen
Regierungssprecher Peter Launsky-Tieffenthal berichtete über ein Abkommen mit Israel, das im heutigen Ministerrat beschlossen wurde. Damit soll der Austausch von digitalisierten Beständen des Staatsarchivs und der Konzentrationslager(KZ)-Gedenkstätte Mauthausen mit Yad Vashem ermöglicht werden. "Die Bundesregierung bekennt sich zur historischen Verantwortung unseres Landes. Sie befürwortet die enge Zusammenarbeit mit Yad Vashem, das ein wissenschaftliches Zentrum zur Erforschung des Holocaust betreibt. Der Bundesregierung ist es ein Anliegen, einen aktiven Beitrag zu leisten, der den Überlebenden der Shoah und den Nachkommen ein würdiges und respektvolles Gedenken in Yad Vashem möglich macht. "Dazu habe man bereits im Vorjahr die Errichtung des Shoah Heritage Campus mit einer Million Euro unterstützt. Die seit dem Jahr 2000 in Yad Vashem abgehaltenen Fortbildungsseminare für bisher 800 österreichische Lehrkräfte sollen intensiv fortgesetzt werden – "sie leisten einen nachhaltigen Beitrag zur Erinnerungskultur an Schulen und bereiten junge Menschen auf ihr Leben vor. Am 8. Mai gedenken wir aller Opfer des Holocaust und wir werden alles dafür tun, dass wir ihre Namen nie vergessen werden", so Launsky-Tieffenthal.

Österreichs langer Weg nach Europa
"Unser Land konnte aufatmen, weil das große Sterben beendet war", erinnerte der Historiker Manfried Rauchensteiner an den 8. Mai und an das Ende des Zweiten Weltkriegs. In der folgenden alliierten Besatzungszeit, die er als Zeit der Läuterung bezeichnete, schien sich Österreich durch sein Bekenntnis zur Neutralität immer mehr von Europa zu entfernen. Auch nach dem Beitritt zum Europarat im Jahr 1956 sei es noch ein weiter Weg gewesen, bis Österreich in Europa angekommen sei. Der Historiker erinnerte an Europa als Friedensprojekt und hielt fest, "dass man Tagespolitik in ein Geflecht von Vergangenheit und Zukunft, Krieg, Schuld, Verantwortung und Hoffnung einbetten muss. Der Krieg ist zu Ende, aber hier und heute ist nur Dankbarkeit angesagt.

Zeitzeuginnen appellieren an Jugend: Kämpft für Friedensprojekt Europa
Die Zeitzeuginnen Gerda Frey und Helga Kinsky vermittelten zu Beginn der Gedenkveranstaltung ihre Erfahrungen sowie ihre Wünsche an die Zukunft: "Wenn die Jugend in einer freien Demokratie leben will, dann muss sie an der Gestaltung dieses Landes teilnehmen. Wichtig ist, dass sie keine plakativen Sager akzeptieren, sondern sich ihre eigene Meinung bilden und dass sie sehen, dass jeder Mensch das Recht hat, in Menschenwürde zu leben", hielt Helga Kinsky fest. "Bitte trennt die Menschen nicht in 'wir und die anderen'. Es kann jedem passieren, dass er als zu den anderen gehörig abgestempelt wird. Seid glücklich und dankbar in einem demokratischen, rechtstaatlichen und freien Land leben zu dürfen, eingebettet in das europäische Friedensprojekt: Es zahlt sich aus, für dieses Friedensprojekt Europa zu kämpfen", appellierte Gerda Frey.

 

 

 

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