Aus den bayerischen Bergen ins Mehlspeis-Mekka

 

erstellt am
14. 08. 19
13:00 MEZ

Konditor-Gesellin Anjuta Bergmann tritt für Österreich bei den World Skills in Kazan an.
Kazan/Wien (pwk) - Als eine Verletzung Anjuta Bergmanns Traum einer Karriere als Balletttänzerin platzen ließ, entschied sie sich für eine Konditor-Lehre in Wien. Heuer vertritt sie Österreich beim Lehrlingswettbewerb World Skills in Kazan.

Müsste man Anjuta Bergmann mit einem Wort beschreiben, kommt man daran wohl kaum vorbei. Mit vier Jahren begann Bergmann Ballett zu tanzen, mit sechs lernte sie Cello spielen, mit zehn Klavier. Bis 14 wollte die heute 21-Jährige professionelle Balletttänzerin werden – bis eine Fußentzündung ihren Ambitionen ein jähes Ende bereitete.

"Ich wollte unbedingt kreativ arbeiten", sagt Bergmann heute. Was sie zuerst mit dem ganzen Körper im Ballett umsetzte, brauchte nun ein neues Ventil. Dieses fand sich in ihrer Liebe zum Backen, Anjuta Bergmann beschloss, Konditorin zu werden. Dieses Handwerk wollte die gebürtige Deutsche aus der Nähe von Garmisch-Partenkirchen von den Besten lernen.

Und so landete sie im August 2016 in Wien. Genauer: In die Fontanastraße im 10. Wiener Gemeindebezirk. Dort absolvierte Bergmann in der Backstube der Kurkonditorei Oberlaa eine Lehre als Konditorin, glasierte und dekorierte mit viel Liebe zum Detail die verschiedensten Torten, Schnitten und andere Mehlspeisen. Im Juli 2018 schloss sie die Ausbildung mit Auszeichnung ab, jetzt nimmt sie die Meisterprüfung ins Visier. Doch davor wartet noch eine besondere Herausforderung auf Anjuta Bergmann: Von 22. bis 27. August wird sie Österreich bei den World Skills, dem weltgrößten Lehrlingswettbewerb, in Kazan vertreten.

Nicht ihr erster Wettbewerb, schon als Lehrling konnte sie beim Bundeslehrlingswettbewerb 2018 den dritten Platz erreichen und sich im selben Jahr bei der Konditor-Staatsmeisterschaft sogar den Titel sichern. Trotzdem ist die Vorfreude auf die Lehrlings-WM "einfach riesig", sagt Bergmann: "Ich freue mich auf diese einmalige Erfahrung und den Austausch mit den anderen Teilnehmern, die genauso für ihren Beruf brennen wie ich."

Die Fußstapfen, in die Anjuta Bergmann tritt, sind groß: Bei den bislang letzten World Skills, die 2017 in Abu Dhabi stattfanden, holte Magdalena Halbmayr im Bereich Konditorei die Silbermedaille. Da auch Halbmayr in der Kurkonditorei Oberlaa lernte, konnte Bergmann das Training hautnah verfolgen.

Einerseits das schweißtreibende Anpacken bei der Arbeit mit schweren Teigen, andererseits die filigranen Dekorarbeiten, die schier unendliche kreative Möglichkeiten bieten: Das ist es, was für Bergmann den Reiz an ihrer Arbeit ausmacht: "Es ist so ein schönes Gefühl am Ende des Tages aus der Backstube zu gehen und sagen zu können, ich habe etwas geschaffen, an dem sich dann andere auch noch erfreuen können", sagt die 21-Jährige.

Dass sie sich trotz ihres Abiturs für eine Lehre entschieden würde, war für Bergmann schnell klar: "Bei einer Lehre arbeitet man sofort in dem Beruf, den man ausüben möchte. Man hängt also nicht erst im Hörsaal fest und wird nach dem Studium ins kalte Wasser geworfen, sondern erlernt alles praktisch im Betrieb."

Auch außerhalb der Arbeit verbringt sie viel Zeit in der Küche und backt für ihre Liebsten. Oder sie tanzt – Ballett oder Salsa. Oder musiziert mit Freunden und Familie. Ein kreativer Geist eben. Und einer, der am gern gezeichneten Bild des nachtaktiven Kreativen rüttelt: Denn Anjuta Bergmann steht ab vier Uhr früh in der Backstube. Bei schweren Teigen und filigranen Details. Angekommen im Herzen der Wiener Kaffeehauskultur.

WorldSkills
Von 22. – 27. August 2019 finden die 45. Berufsweltmeisterschaften WorldSkills in Kazan/Russland statt. Mehr als 1.600 Teilnehmer aus über 60 Nationen werden in 56 Berufen vertreten sein. Österreich wird mit einem starken Team - bestehend aus 46 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in 41 Berufswettbewerben - mitkämpfen.

 

 

 

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