Neuausrichtung der Gesundheitsförderung
 und Prävention in Oberösterreich

 

erstellt am
13. 08. 19
13:00 MEZ

Linz (lk) - Gesundheitsförderung und Prävention verfolgen das Ziel, Krankheiten zu vermeiden und damit auch die Anzahl der gesunden und selbstbestimmten Lebensjahre für alle Menschen zu erhöhen. Die Stärkung der Gesundheits- sowie Lebenskompetenz soll wesentlich dazu beitragen. Das Gesundheitsressort des Landes Oberösterreich will dazu in den kommenden Jahren verstärkt breit abgestimmte, qualitätsgesicherte, wirksame und effiziente Maßnahmen setzen.

Dazu wurde in den vergangenen Monaten die Vielfalt der bestehenden Angebote und Programme kritisch überprüft und unter Einbindung von Expert/innen neue strategische Ansätze entwickelt. Die Gesundheitsförderung und Prävention in Oberösterreich wird sich in Zukunft stärker an den Lebensphasen der Menschen orientieren.

"Mir geht es in der Gesundheitsförderung und Prävention vor allem um eine Stärkung der Kompetenzen jeder und jedes Einzelnen zum gesunden Leben und Handeln. Wichtig ist, dass über die gesamte Lebensspanne ab der frühen Kindheit geeignete Maßnahmen umgesetzt werden, die im Einklang mit größeren Zielsetzungen wie den Gesundheitszielen stehen und gut aufeinander abgestimmt sind", betont Gesundheitsreferentin Landeshauptmann-Stellvertreterin Mag.a Christine Haberlander.

Bezug auf WHO-Grundsätze zur Gesundheitsförderung
Die wesentlichen Grundsätze zur Gesundheitsförderung finden sich in den Konzepten der Weltgesundheitsorganisation WHO, wie der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung - Rahmenkonzept "Gesundheit 2020" und in der Erklärung von Shanghai über Gesundheitsförderung 2016. Die WHO definiert Gesundheit als den Zustand vollkommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein als das Fehlen von Krankheit und Gebrechen. Gesundheit gilt dabei nicht als vorrangiges Lebensziel, sondern ist als wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens zu verstehen.

Gesundheitsförderung in allen Politikbereichen
Die Verantwortung für Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur im Gesundheitssektor, sondern in allen Bereichen der Politik ("Health in all Policies") und zielt über die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden.

Im Sinne einer permanenten Verbesserung eines gesundheitsfördernden Lebensumfeldes der Menschen in Oberösterreich (Wohnen, Arbeit und Freizeit) soll auch auf dauerhaft gesundheitsfördernde Verhältnisse hingewirkt werden. Dazu gehört es, krankmachende Faktoren frühzeitig aufzuzeigen, um deren Auswirkungen minimieren zu können, und die allgemeinen Lebensbedingungen in eine vorteilhafte Richtung zu entwickeln.

"Wichtig ist mir daher eine ressortübergreifende Zusammenarbeit in der Gesundheitsförderung, nicht nur zwischen meinen Ressorts Gesundheit, Bildung und Frauen, sondern auch darüber hinaus. Denn das Schaffen von gesundheitsförderlichen Rahmenbedingungen betrifft alle Lebensbereiche", so Haberlander.

Konzept der Salutogenese - was erhält Menschen gesund?
Gesundheit wird als dynamischer Prozess und als ein immer wieder herzustellendes Gleichgewicht verstanden, nicht als Zustand. Grundlegende Orientierung ist das Konzept der Salutogenese. Das praktische Verständnis der Salutogenese stellt die Professionist/innen im Gesundheitsbereich vor die Aufgabe, in der Beratung und Begleitung gesunde Anteile des Menschen zu erkennen - sei es bei der Problemlösung im Alltag, bei individuellen Gesundheitsförderungsmaßnahmen, in der Anamnese- Erhebung oder beim Erarbeiten von Therapiekonzepten - und diese in einem ganzheitlichen individuellen Gesundheits- und Lebenskonzept zu integrieren. (vgl. Dr. Erwin Rebhandl: "Salutogenese. Was erhält Menschen gesund?")

Neu: Lebensphasenorientierung mit drei Programm-Säulen
Die Grundlage der langfristigen Gesundheitsförderungsstrategie sollen künftig drei
"Programm-Säulen" mit klarem Fokus auf relevante Lebensphasen bilden: "Gesund aufwachsen in OÖ", Gesund leben in OÖ" und "Gesund altern in OÖ".

Die drei Programm-Säulen:
Gesund aufwachsen in OÖ
Aufbauend auf in Österreich bewährte Strategien wie den Mutter-Kind-Pass oder dem Nationalen Impfplan steht die Stärkung von gesundheitsförderlichen Lebenswelten für Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt.

Gesund leben in OÖ
Ein Schwerpunkt liegt auf der kommunalen Gesundheitsförderung. Zentrales Ziel ist darüber hinaus die Stärkung der Gesundheitskompetenz der oberösterreichischen Bevölkerung.

Gesund altern in OÖ
Mit den Programmen und Maßnahmen soll ein Beitrag zum Österreichweiten Ziel geleistet werden, die Anzahl der in Gesundheit verbrachten Lebensjahre deutlich zu steigern, Krankheitsprozesse zu verlangsamen und ein selbstbestimmtes Altern zu fördern.

In diese drei Säulen können unter der Dachmarke "Gesundes Oberösterreich" bereits bestehende Projekte und Angebote - wie die bewährten Netzwerke "Gesunder Kindergarten", "Gesunde Küche" oder "Gesunde Gemeinde" - aber auch noch zu entwickelnde Maßnahmen integriert werden.

Quelle: Abteilung Gesundheit

Grundprinzipien, an der sich die Gesundheitsförderung und Prävention orientieren wird:

  • Gesundheitliche Chancengerechtigkeit
  • Die Projekte und Angebote leisten einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Gesundheits- und Lebenskompetenz und damit zur Erhöhung der Anzahl an beschwerdefreien (gesunden) und selbstbestimmten Lebensjahren.
  • In der Umsetzung liegt ein Schwerpunkt auf dem Peer- sowie Multiplikator/innenansatz.
  • Eine zentrale Grundlage bilden die Gesundheitsziele auf Bundes- und Landesebene sowie die Gesundheitsförderungsthemen in der Zielsteuerung Gesundheit. Die Umsetzungsschwerpunkte sollen eine klare Verbindung und Zuordnung zu strategischen Zielsetzungen beinhalten.
  • Die Lebenskompetenzorientierung sowie die Orientierung am Modell der Salutogenese bildet in allen Bereichen die Grundlage für Neu- und Weiterentwicklungen.
  • Ein innovatives Handlungsfeld ist der Bereich der Gesundheits-Bildung; einerseits unter dem Aspekt der Erhöhung der Gesundheitskompetenz und des Gesundheitswissens, andererseits auf Ebene der Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung. Dadurch werden auch verstärkte Verbindungen zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention und zwischen Gesundheitsförderung/Prävention und Gesundheitsversorgung forciert, mit dem Ziel einer Stärkung und Weiterentwicklung der politikfeldübergreifenden Zusammenarbeit im Sinne von Health in All Policies.

"Gesundheitskompetenz" als längerfristiger Schwerpunkt
Das Thema "Gesundheitskompetenz" als längerfristiger Schwerpunkt für die kommenden Jahre soll einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung des österreichischen Gesundheitsziels 3 "Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung stärken" leisten. Damit Menschen möglichst selbstbestimmt gesundheitsbezogene Entscheidungen treffen können, sind vor allem auch Beiträge des Bildungs- und das Gesundheitsversorgungssystems gefordert, weil einerseits Bildung und Gesundheitskompetenz signifikant hoch korrelieren und andererseits die Qualität von gesundheitsrelevanten Informationen und Kommunikationen unverzichtbar ist.

Verstärkte Vernetzung, Innovation, Kommunikation
In der Umsetzung der programmorientierten Aktivitäten soll weiterhin besonderer Wert auf Praxistauglichkeit, Qualitätssicherung, Integration in den Alltag und die Bildung von Netzwerken gelegt werden. Zur fachlichen Orientierung dienen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich Public Health, Medizin, Pflege, Ernährung, Bewegung und psychosozialer Gesundheit.

"Im Sinne einer breit abgestimmten Vorgehensweise wird eine enge Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partnern innerhalb und außerhalb der Landesverwaltung angestrebt. Die Vernetzung aller Angebote bzw. die Kooperation mit weiteren Sektoren/Einrichtungen des Landes wie z.B. der Bildungsdirektion und der FH Gesundheitsberufe OÖ oder anderen Institutionen z.B. Rotes Kreuz soll zukünftig noch verstärkt werden, auch im Hinblick auf Ressourcenschonung und vor allem auf nachhaltige Verankerung", so Dr.in Bettina Blanka und Mag.a Monika Gebetsberger, die die neue Ausrichtung mitgestaltet haben.

Neue Ansätze und Ausarbeitungen sollen künftig noch stärker aktuelle Technologien und etablierte Methodik (Innovation, Best Practice) berücksichtigen. Bei der Ausarbeitung und Weiterentwicklung der Angebote sollen öffentliche Kommunikationsmöglichkeiten mitgedacht werden.

Jahresschwerpunkte orientieren sich an Programmsäulen
Im Rahmen von Jahresschwerpunkten wird jeweils zusätzlich zum Schwerpunkt
"Gesundheitskompetenz" eine der Lebensphasen-Programmsäulen in den Mittelpunkt gestellt. 2019 widmet sich neben der Herzgesundheit bereits verstärkt "Gesund aufwachsen in OÖ", 2020 folgt "Gesund altern in OÖ", 2021 "Gesund leben in OÖ".

Medizinische Experten in die Entwicklung der neuen Strategischen Ansätze eingebunden
In die Entwicklung der neuen Strategischen Ansätze im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention des oö. Gesundheitsressorts wurden von der Abteilung Gesundheit auch Experten aus dem Bereich Medizin eingebunden. Mitglied war unter anderem Dr. Erwin Rebhandl, Arzt für Allgemeinmedizin (Geriatrie), Präsident der OBGAM - OÖ. Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin, Univ.-Lektor und Modulbeauftragter für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Fakultät der JKU Linz, Präsident von AM plus - Initiative für Allgemeinmedizin und Gesundheit.

"Die Gesundheitsdefinition der WHO als Zustand vollkommenen physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens ist wohl kaum erreichbar. In der Salutogenese hingegen betrachtet man Gesundheit als dynamischen Prozess und stellt das Gesunde in jedem Menschen in den Mittelpunkt. Das kommt der Alltagsrealität deutlich näher.

Um ein ganzheitliches individuelles Gesundheits- und Lebenskonzept umsetzen zu können, benötigt jeder Einzelne eine ausreichende Gesundheitskompetenz. Diese soll schon vom Kleinkindalter an entwickelt werden, kann aber natürlich auch im späteren Leben erworben werden - sozusagen im zweiten Bildungsweg. Die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher haben im Bereich der Gesundheitskompetenz und auch in der Anzahl der Lebensjahre in Gesundheit noch etwas Luft nach oben.

Im neuen Konzept werden in den drei Säulen "Gesund aufwachsen - Gesund leben - Gesund altern" für jede Altersgruppe mehrere Themenbereiche aufgegriffen, die zur Steigerung der Gesundheitskompetenz beitragen. Ärztinnen und Ärzte, insbesondere aus dem Fach Allgemeinmedizin, können bei der Umsetzung einen wesentlichen Beitrag leisten. Aber es braucht hier eine breite Zusammenarbeit und Vernetzung vieler Expertinnen und Experten und die breite aktive Mitwirkung der Bevölkerung.

Das Land Oberösterreich schafft nun deutlich verbesserte Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Verbesserung eines gesundheitsfördernden Lebensumfeldes für jede Altersgruppe. Ich bin überzeugt, dass es gelingt, diese Neuausrichtung erfolgreich in die Tat umzusetzen", so Dr. Rebhandl.

Langfristige Strategie abgestimmt auf neue Oö. Gesundheitsziele
Die neuen strategischen Ansätze im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention sollen nun zu einer langfristigen Gesundheitsförderungsstrategie für Oberösterreich weiterentwickelt werden, abgestimmt mit den Oberösterreichischen Gesundheitszielen, die bis Ende 2020 neu erarbeitet werden.

"Gesundheitsförderung und Prävention werden auch künftig zu den Grundsäulen der medizinischen Versorgungssicherheit in Oberösterreich zählen. Jede und jeder Einzelne kann durch seine Lebensweise und durch eine vernünftige Inanspruchnahme der Leistungen des Gesundheitssystems seine Gesundheit fördern. Aber es braucht dazu auch Bedingungen und Strukturen, die es jedem einzelnen Menschen ermöglichen, gute Entscheidungen für die eigene Gesundheit zu treffen. Daran werden wir weiter arbeiten", betont Haberlander.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://
Allgemeine Informationen:
http://www.land-oberoesterreich.gv.at

 

 

 

 

 

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