Den Frieden ins Bild bringen: Award-Hauptpreis
 geht an Berliner Fotografen Stefan Boness

 

erstellt am
13. 09. 19
13:00 MEZ

PreisträgerInnen des Alfred Fried Photography Award 2019 im Parlament geehrt
Wien (pk) - Auch heuer bot das österreichischen Parlament den würdigen Rahmen der Preisverleihung des internationalen Fotowettbewerbs für das beste Friedensbild des Jahres. Sechs FotografInnen wurden am Abend des 12. September mit der Alfred-Fried-Medaille ausgezeichnet. Einem der GewinnerInnen wurde zudem von der Jury der mit 10.000 € dotierte Hauptpreis zugesprochen. Der in Berlin und Manchester lebende Stefan Boness erhält den Alfred Fried Photography Award 2019 für seine Fotoserie "FridaysForFuture Climate Protest". Boness sei es gelungen, Momente dieser Bewegung, die man vielleicht als DIE Friedensbewegung unserer Zeit ansehen könne, in ihrer munteren Dynamik und ihrem optimistischen "Save-the-world"-Trubel festzuhalten, führte Laudator Peter-Matthias Gaede zur Entscheidung der Jury aus.

Die weiteren Alfred-Fried-Medaillen gingen an Dilla Djalil Daniel aus Jakarta für "The Forest Orphanage", die einer Reportage über eine Station für verwaiste Orang-Utan-Kinder angefertigt hat. Die niederländische Fotografin Ilvy Njiokiktjien (Utrecht) berichtet mit "Born Free – Mandela's Generation of Hope" über die Generation, die bereits im Post-Apartheid-Südafrika aufgewachsen ist. Ein weiterer Preis ging an Camilo Leon-Quijano (Paris) für "The Rugbywomen: Tackling Stereotypes". Er hat ein weibliches Rugby-Team an einer Schule in einem der schwierigsten Banlieues von Paris begleitet. Das friedvolle Leben seiner Familie in dem kleinen Ort Arbis in Aquitanien dokumentiert der französische Fotograf Alain Laboile mit der Fotoserie "Le temps retrouvé". Eine unbetitelte Aufnahme, die von seiner Tochter Dune Laboile stammt, wurde zum Kinder-Friedensbild des heurigen Jahres gewählt. Neben der Medaille erhielt die junge Preisträgerin auch 1.000 € zugesprochen.

Das jährliche Friedensbild: Den Frieden sichtbar machen
Die bereits zum sechsten Mal in Folge im österreichischen Parlament stattfindende Preisverleihung erfolgte auf gemeinsame Einladung von Wolfgang Sobotka und der Organisationen, die den Preis ausrichten. Zahlreiche Gäste waren zur Präsentation des weltbesten Fotos zum Thema "Frieden" erschienen. Die Begrüßung erfolgte durch Parlamentsdirektor Harald Dossi. Das Parlament sei der angemessene Rahmen für eine Veranstaltung, die den Frieden zum Thema hat, und wolle es auch in Zukunft tun, sagte Dossi.

Lois Lammerhuber (Edition Lammerhuber) erklärte als einer der Hauptorganisatoren des Alfred Fried Photography Award, er freue sich sehr, dass mit dem Friedensbild des Jahres aus Österreich und dem österreichischen Parlament eine Friedensbotschaft ausgesendet werden könne. Das mache ihn als Bürger dieses Landes, dessen Geschichte nicht immer friedlich war, persönlich stolz. Der Name des Preises erinnere ganz bewusst an einen Österreicher, der ein Vordenker eines geeinten, friedlichen Europas war. Mit den Bildern des Friedens setze man den vielen Konfliktbildern einer immer noch unfriedlichen Welt ein Zeichen der Hoffnung entgegen und zeige auf, dass es auch positive Entwicklungen gebe. Europa habe nach langen Konflikten die längste Friedensperiode seiner Geschichte. Das sei nicht selbstverständlich. Daher gelte es achtsam zu sein und Tendenzen, die dieses friedvolle Miteinander gefährden, rechtzeitig entgegenzutreten. Angriffe auf die Pressefreiheit und auf investigative JournalistInnen, die es auch direkt vor unserer Haustüre gebe, seien besorgniserregende Entwicklungen, die unsere Antwort erfordern.

Den Vorsitz in der Jury 2019 hatte die norwegische Journalistin Hilde Sandvik, Gründerin und Chefredakteurin der Medienplattform Broen.xyz, aus Norwegen. Die Jury stand auch diesmal vor einer großen Aufgabe. 17.387 Bilder aus 113 Ländern wurden eingereicht, aus denen eine Shortlist zu erstellen war. Sandvik knüpfte ihre Ausführungen zur Arbeit der Jury an einen Satz der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood, wonach Krieg dann beginne, wenn die Sprache versage. Der Wert der Friedensbilder liege im Versuch, der oftmals versagenden Sprache wieder neue Kraft zu geben, meinte sie.

Pressefreiheit: Auch in Europa nicht selbstverständlich
Der Alfred-Fried-Preis erinnert bei jeder Preisverleihung an die PressefotografInnen und JournalistInnen, die seit dem letzten Jahr in Ausübung ihres Berufes ums Leben gekommen sind. Der investigative Journalist und Pulitzer-Preisträger Matthew Caruana Galizia (International Press Institute, Malta) teilte mit dem Publikum seine Erinnerungen an seine Mutter, die investigative Journalistin Daphne Caruana Galizia. Sie wurde 2017 auf Malta bei einem Anschlag mittels Autobombe getötet, nachdem sie Recherchen zu Korruption in höchsten Regierungskreisen angestellt hatte. Noch immer seien die Verantwortlichen für den Tod seiner Mutter nicht zur Verantwortung gezogen worden, stellte Caruana Galizia fest. Der Kampf um Gerechtigkeit gehe weiter. Ihm sei wichtig, dass man die gesellschaftlichen Krankheiten Ungerechtigkeit und Korruption nicht einfach in zynischer Weise akzeptiere. Er verwende bewusst die Metapher der Krankheit, sagte Caruana Galizia. Denn so, wie ÄrztInnen nicht aufhörten, gegen Krankheiten zu kämpfen, obwohl sie immer Teil des Lebens sein werden, so müsse die Gesellschaft und die freie Presse gegen Ungerechtigkeit und Korruption ankämpfen, auch wenn man sie nie gänzlich besiegen werde.

Olivia Wells: Die internationale Gemeinschaft muss langfristige Konfliktlösung betreiben
Die Festrede hielt Olivia Wells (USA) in Vertretung von Nadia Murad, die 2018 den Friedensnobelpreis erhalten hat. Wells ist eine der MitbegründerInnen von "Nadia's Initiative", die sich darum bemüht, die Lage bedrohter Minderheiten zu verbessern und zu langfristigen Konfliktlösungen beizutragen. Ein besonderes Augenmerk gilt der Hilfe für die jesidische Bevölkerung des Irak. Die Jesiden waren eine der vom Terror des "Islamischen Staates" am stärksten betroffenen Gruppen und Opfer eines Genozids, den der IS gezielt vor fünf Jahren gegen sie begann. Auch Nadia Murad und ihre Familie waren Opfer dieser Verbrechen. Bis heute ist die Lage von hunderttausenden Überlebenden prekär. Die Sicherheitslage und die politischen Umstände erlaubten es ihnen immer noch nicht, aus den Flüchtlingslagern in die Heimatorte zurückzukehren, um diese wiederaufzubauen, führte Wells aus. Die internationale Gemeinschaft sei aufgefordert, damit der IS nicht letztlich doch sein Ziel erreiche, die jesidische Präsenz im Irak auszulöschen, mahnte sie. Dazu brauche es Investitionen und langfristig angelegte Strategien der Konfliktlösung.

Alfred Fried: Ein österreichischer Friedensnobelpreisträger
Der Alfred Fried Photography Award findet seit sieben Jahren statt. Von einer international besetzten Jury werden jene Bilder ausgezeichnet, welche das Thema Frieden am besten sichtbar machen. Der Namensgeber des Preises, Alfred Fried (1864-1921) war ein österreichischer Pazifist und Schriftsteller. Er war gemeinsam mit dem Organisator der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht, Tobias Asser, Friedensnobelpreisträger des Jahres 1911.

Der nach Alfred Fried benannte Preis ist eine gemeinsame Initiative der Photographischen Gesellschaft (PHG) und der Edition Lammerhuber. Partnerorganisationen sind seit längerem die UNESCO, das Österreichische Parlament, die Vereinigung der ParlamentsredakteurInnen, das International Press Institute (IPI) sowie der Deutsche Jugendfotopreis. Neu als Partner hinzugekommen ist heuer die Organisation World Press Photo, die sich zur Aufgabe gesetzt hat, die Arbeit professioneller PressefotografInnen zu unterstützen. Direktor Lars Boering erklärte, dass es seiner Organisation ein Anliegen sei, nicht nur Bilder von Konflikten zu zeigen, sondern FotografInnen auch zu ermuntern, auch Geschichten darüber zu erzählen, wie Menschen friedliche Lösungen für Konflikte finden.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://www.parlament.gv.at

 

 

 

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