Johanna Kandl - Material.
 Womit gemalt wird und warum

 

erstellt am
11. 09. 19
13:00 MEZ

Ausstellung von 12. September 2019 bis 19. Jänner 2020 in der Orangerie des Unteren Belvedere
Wien (belvedere) - Mineralien aus Zypern, Gummi arabicum aus dem Sudan, Koschenille-Schildläuse von Lanzarote: Das Material eines Bildes erzählt neben dem Sujet eine eigene Geschichte. Es ist eine bewegte Erzählung von Menschen, ihrer Lebens- und Umwelt.

In ihrer Ausstellung in der Orangerie des Unteren Belvedere beschäftigt sich die österreichische Künstlerin Johanna Kandl mit dieser substanziellen Seite von Kunst und setzt dafür ihre eigenen Werke mit Gemälden aus der Sammlung des Belvedere, Leihgaben sowie mit in der Malerei verwendeten Grundstoffen in Beziehung.

Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere: "Johanna Kandl ist Malerin, die in ihrem gesamten Werk weltbezogen agiert. Nun ist sie dem Material ihres Mediums auf der Spur - seiner Bedeutung und seiner Herkunft. Sie zeigt damit auch blinde Flecken der klassischen Kunstgeschichte auf, die das Material lange Zeit unbeachtet gelassen hat."

Ausgangspunkt von Johanna und ihrem Mann Helmut Kandl sind organische und anorganische Substanzen - dennoch betreibt das Künstlerpaar keine reine Materialkunde, sondern sucht nach Antworten auf sozioökonomische Fragen, die mit den physischen Grundlagen der Malerei in Beziehung stehen.

Johanna Kandl: "Ein Bild ist nicht nur Sujet. Es steckt mehr dahinter. Ich orientiere mich in meiner Arbeit an der Haptik der Dinge, an der sichtbaren, angreifbaren Substanz. In ihr sehe ich eine große Parabel auf unsere Welt - und wie wir mit ihr umgehen."

Die Ausstellung basiert auf zahlreichen Recherchereisen des Künstlerpaares, die mittels Bildern, Videos, Fotos und Objekten dokumentiert sind. Sie werden eingebettet in einen Kontext umfangreicher Recherchearbeit zu den jeweiligen Material-Kapiteln. Miroslav Ha?ák, der das Projekt seitens des Belvedere kuratorisch begleitet hat: "Johanna Kandl ist eine "Schichten-Erzählerin" - Schicht für Schicht nähert sie sich den verschiedenen materiellen und immateriellen Ebenen der Malerei und blickt unter die Oberfläche der Herkunft und Verwendung von Harzen, Ölen oder Pigmenten."

Die Schau findet in zwei Phasen statt. Im Frühjahr 2019 wurden in einem Bereich des Kammergartens Pflanzen angebaut, aus denen Mal- und Farbmittel erzeugt werden. Die Ausstellung in der Orangerie ab 12. September 2019 greift diese Pflanzen und zusätzlich anorganische Materialien auf und kontextualisiert sie. Die Zusammengehörigkeit beider Bereiche wird durch Ausblicke aus dem Innenbereich der Orangerie in den Außenbereich des Kammergartens unterstrichen. Die Ausstellung ist nach Materialien gegliedert, beginnend mit Leinen über Harze, Öle, Leime und Pinsel bis zu den pflanzlichen und mineralischen Pigmenten. Zu den zahlreichen Leihgaben gehören unter anderem eine Mumie aus dem Kunsthistorischen Museum Wien oder Mineralien aus dem Naturhistorischen Museum Wien.

Johanna Kandl lebt und arbeitet in Wien und Berlin. Sie stammt aus einer Familie von Farberzeuger_innen und -händler_innen und wurde zur Restauratorin ausgebildet. Im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit steht die Beschäftigung mit ökonomischen Bedingungen und ihren Auswirkungen auf das tägliche Leben. Wesentlicher Gegenstand ihrer Beobachtung sind seit den 1980er-Jahren unter anderem gesellschaftliche Verhältnisse in den Transformationsländern wie dem Balkan. Seit 1997 arbeitet sie mit ihrem Mann Helmut Kandl zusammen. Johanna Kandl hat sich bereits in Ausstellungen im Essl Museum Klosterneuburg und der Kunsthalle Nexus in Saalfelden mit der Thematik Material beschäftigt.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.belvedere.at

 

 

 

 

 

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