Wien startet Joboffensive 50plus

 

erstellt am
10. 09. 19
13:00 MEZ

Stadt Wien und AMS fördern 500 Jobs für Arbeitslose über 50 Jahre im städtischen und privaten Bereich
Wien (rk) - „Wir sind startklar mit der Wiener Joboffensive 50plus,“ freuen sich Bürgermeister Michael Ludwig und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke bei der Präsentation des Programms. Mit der „Joboffensive 50plus“ stellt die Stadt Wien jetzt gemeinsam mit dem AMS Wien ein eigenes Angebot für über 50-jährige arbeitslose WienerInnen, die schon länger erfolglos Arbeit suchen, bereit. Warum ist das notwendig: Ältere haben auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor schlechte Karten, auch wenn sie gut qualifiziert, gesund, flexibel, motiviert und leistungsfähig sind. Seit 2012 ist die Arbeitslosigkeit in dieser Altersgruppe um 61 Prozent gestiegen.

Durch die Joboffensive 50plus sollen nun rund 500 ältere arbeitsuchende WienerInnen neue Beschäftigungschancen im Bereich der Gemeinde Wien, gemeinnützigen Einrichtungen, die mit der Stadt Wien kooperieren, aber auch in der privaten Wirtschaft erhalten. Die Kosten dafür betragen insgesamt rund 12,2 Mio. Euro. Die Wiener Joboffensive 50plus läuft bis Ende 2020. Hauptziel ist es, dass möglichst viele, die in diesem Rahmen einen neuen Job bekommen haben, auch über diesen Zeitraum hinaus weiter beschäftigt werden.

Bürgermeister Michael Ludwig: „Die Joboffensive 50plus gibt 500 Arbeitslosen über 50 eine neue Chance! Das sind vollwertige Jobs mit fairer Bezahlung. Damit bekommen Arbeitslose über 50 die Wertschätzung, die sie verdienen!“

Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke: „Gerade ältere Arbeitslose brauchen unsere volle Unterstützung. Deshalb nehmen wir in Wien das Heft in die Hand und starten die Joboffensive 50plus. Dabei profitiert auch die Stadt als Arbeitgeberin von der Erfahrung und Motivation der Teilnehmerinnen und Teilnehmer!“

waff-Geschäftsführer Fritz Meißl: „Während die Arbeitslosigkeit seit mehr als eineinhalb Jahren in allen Altersgruppen sinkt, steigt sie bei Menschen, die älter als fünfzig sind, weiter an. Die Gründe dafür sind vielfältig: Demographie, späterer Pensionsantritt, hartnäckige Vorurteile. Die Joboffensive 50plus ist das richtige Angebot zur richtigen Zeit!“

AMS Wien-Landesgeschäftsführerin Petra Draxl: „Bei der Joboffensive 50plus arbeiten Stadt Wien und AMS Wien eng zusammen. Dass die Stadt älteren Arbeitsuchenden Beschäftigungsmöglichkeiten im Magistrat eröffnet und sich auch private Unternehmen beteiligen können, hilft den Arbeitskräften und den Betrieben.

Schwierige Arbeitsmarktsituation für Ältere
Die Konjunktur lief in den vergangenen Jahren gut. Allerdings konnte Menschen über 50 Jahre davon nicht in diesem Ausmaß profitieren. Während die Arbeitslosigkeit (inkl. Schulungen) insgesamt seit Mai 2017 sinkt, ist sie bei über 50-jährigen erst im November 2017 zurückgegangen. Allerdings nur kurzfristig, nämlich bis Juni 2018. Die Problematik der Altersarbeitslosigkeit zeigt sich noch deutlicher im Vergleich von 2012 auf 2018. 2012 waren 21.713 Personen über 50 Jahre arbeitslos, 2018 waren es 34.988. Das ist ein Anstieg um 61 Prozent.

Insbesondere Langzeitarbeitslosigkeit ist für Menschen über 50 ein massives Problem. Rund die Hälfte dieser Personengruppe ist langzeitarbeitslos, also mehr als 1 Jahr ohne Job. Der Grund dafür: Menschen über 50 sind mit vielen Vorurteilen konfrontiert. Bewerbungen von Älteren werden oft nicht berücksichtigt. Die lange Arbeitslosigkeit verschärft die Situation. Diese Menschen sind dann ungerechtfertigt am Arbeitsmarkt abgestempelt, es wird immer schwieriger, der Arbeitslosigkeit zu entkommen. Hinzu kommt, dass sich jetzt besonders die geburtenstarken Jahrgänge in der Generation 50plus befinden und auch die Effekte der längeren Lebensarbeitszeit und eines erschwerten Pensionszugangs zum Tragen kommen.
Ludwig: “Ältere arbeitsuchende Menschen müssen die Wertschätzung bekommen, die sie verdienen. Das tun wir in Wien mit der Joboffensive 50plus.“

Das Vorbild für die Joboffensive 50plus ist die Aktion 20.000. Sie wurde 2017 gestartet und auf zwei Jahre anberaumt, um genau diese Zielgruppe zu unterstützen. Anfang 2018 waren keine Neueinstiege mehr möglich, weil sie die damalige Bundesregierung vorzeitig eingestellt hat. Es ist belegt, dass die Arbeitslosigkeit mit Beginn der Aktion 20.000 zurückgegangen und kurz nach dem Stopp wieder angestiegen ist.

Dazu Bürgermeister Michael Ludwig: „Umso unverständlicher war der Stopp durch die türkis/blaue Bundesregierung. Mit der Joboffensive 50plus wollen wir jetzt 500 Arbeitslosen über 50 eine neue Chance geben. Das sind vollwertige Jobs mit fairer Bezahlung. Damit bekommen Arbeitslose über 50 die Wertschätzung, die sie verdienen. Mein besonderer Dank für das Zustandekommen der Joboffensive 50plus gilt dem AMS Wien, ohne dessen Engagement die Joboffensive 50plus in dieser Form nicht möglich wäre. Ebenso bedanken möchte ich mich beim waff, der die Joboffensive gemeinsam mit dem AMS Wien organisiert.“
Hanke: „Wer über 50 Jahre und schon lange arbeitslos ist, benötigt eine faire Chance. Die öffentliche Hand muss hier Verantwortung übernehmen.“

Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke ergänzt: „Vor allem ältere WienerInnen, die schon lange arbeitslos sind, benötigen eine faire Chance, wieder im Arbeitsprozess Fuß zu fassen. Wenn sie die Chance auf dem freien Markt nicht bekommen, brauchen wir Modelle wie die Joboffensive 50plus. Da muss die öffentliche Hand Verantwortung beweisen. Die Abschaffung der Aktion 20.000 für ältere Arbeitslose durch die ehemalige türkis-blaue Bundesregierung war ein Schlag ins Gesicht für die Betroffenen. Deswegen nehmen wir jetzt gemeinsam mit dem AMS Wien selbst das Heft in die Hand und machen arbeitslosen WienerInnen über 50 Jahre mit der Joboffensive 50plus ein neues Angebot.“ Ludwig und Hanke unterstreichen dabei aber ihre Forderung nach der Wiederaufnahme der Aktion 20.000. Draxl, Meißl: „Eine wichtige Initiative zum richtigen Zeitpunkt, bei der Stadt Wien, AMS Wien und waff eng zusammenarbeiten.“

AMS Wien und waff setzen die Joboffensive gemeinsam mit dem Magistrat der Stadt Wien um. Dazu Petra Draxl, AMS Wien-Landesgeschäftsführerin: “Die Joboffensive 50plus ist eine wichtige Initiative, bei der Stadt Wien und AMS Wien eng zusammenarbeiten. Ich freue mich sehr, dass die Stadt Wien dabei arbeitsuchenden WienerInnen über 50 Jahre ganz konkrete Beschäftigungsmöglichkeit in ihrem eigenen Aufgabenbereich eröffnet. Auch private Unternehmen, die die Erfahrung älterer Arbeitskräfte nutzen wollen, können sich in diesem Rahmen beteiligen. Das hilft gleichermaßen den Betrieben und den Arbeitsuchenden, denen wir damit wieder ein gutes und zielgruppengerechtes Angebot machen können.“

Fritz Meißl, waff-Geschäftsführer: „Die ehemalige Bundesregierung hat bedauerlicherweise die Beschäftigungsaktion 20.000 ersatzlos gestrichen. Die Initiative des Wiener Bürgermeisters für die Joboffensive 50plus ist das richtige Angebot zur richtigen Zeit. Der waff, der die Joboffensive gemeinsam mit dem AMS Wien organisiert, kann dabei auf eine großartige und bereits bewährte Kooperation mit der Magistratsdirektion und den einzelnen Geschäftsgruppen der Stadt aufbauen.“

Was ist die Joboffensive 50plus
Die Wiener Joboffensive 50plus ist ein Angebot für rund 500 arbeitslose WienerInnen über 50 Jahre, die mehr als 3 Monate beim AMS arbeitsuchend gemeldet sind. Welche Betriebe beteiligen sich: Die Gemeinde Wien, gemeinnützigen Einrichtungen, die mit der Stadt Wien kooperieren, und im Unterschied zur Aktion 20.000 auch Wiener Unternehmen, wenn sie MindestsicherungsbezieherInnen über 50 Jahre einstellen.

Das Fördermodell der Joboffensive 50plus baut auf der Eingliederungsbeihilfe des AMS Wien auf und erweitert sie. Konkret übernehmen Stadt Wien und AMS Wien gemeinsam für ein Jahr zu 100 Prozent die Lohn- und Gehaltskosten für die im Rahmen der Joboffensive eingestellten Personen im kommunalen Bereich bzw. bei NGO/NPO. Private Unternehmen erhalten einen Zuschuss zu den Lohn-und Lohnnebenkosten für 12 Monate. Die Höhe des Zuschusses beträgt 66,7 Prozent und setzt sich aus einer Förderung des AMS Wien und des waff zusammen. Eine höhere Förderintensität wäre aus EU-wettbewerbsrechtlicher Sicht bedenklich.

Es gibt eine rege Beteiligung: Über 1.800 offene Stellen sind bereits gemeldet. Die Palette an Jobs ist sehr breit. Sie reicht von Büroberufen über IT-Berufe, handwerkliche und technische Berufe, sowie Sozialberufe bis hin zu Hilfstätigkeiten in diesen Bereichen.

  • Von der Gemeinde Wien selbst werden aktuell 593 Jobs angeboten. Weitere 190 Stellen werden in stadtnahen gemeinnützigen Einrichtungen und Unternehmen angeboten. Die Magistratsabteilung 13 für Bildung und außerschulische Jugendbetreuung sucht zum Beispiel neben administrativen Personal für Musikschulen unter anderem auch einen/eine KlavierstimmerIn.
  • Die Wiener Schulen bieten Stellen, u.a. für SchulwartInnen und SchulsekretärInnen. Bei den Wiener Linien werden vorwiegend BuslenkerInnen, StraßenbahnfahrerInnen, U-BahnfahrerInnen und TriebfahrzeugführerInnen aber auch qualifizierte Werkstätten­mitarbeiterInnen gesucht. Auch die Wiener Bäder haben Stellen gemeldet u.a. für BadewärtInnen. Wien Digital bietet qualifizierte Jobs im IT-Bereich an, etwa AccountmanagerInnen und ApplikationsmanagerInnen.
  • Besonders viele Stellen hat der KAV gemeldet. Konkret werden Stellen angeboten u.a. für HausarbeiterInnen, KöchInnen, OrdinationsassistentInnen, Abteilungs-helferInnen. Beim Fonds Soziales Wien sind es Stellen sowohl im administrativen Bereich (Bürohilfstätigkeiten, Buchhaltung etc.) als auch im Bereich Hausverwaltung. Gesucht werden außerdem HeimhelferInnen sowie CasemangerInnen im Bereich soziale Arbeit.
  • Insgesamt 464 Stellen haben gemeinnützige Einrichtungen, die mit der Stadt kooperieren, wie etwa die Volkshilfe und die Caritas gemeldet. Gesucht werden hier MitarbeiterInnen in den Bereichen Lager, Möbelabholung oder SozialarbeiterInnen, Fachkräfte für Reinigung, für Administration, ProjektkoordinatorInnen uvm.
  • Auch private Unternehmen beteiligen sich bereits an der Joboffensive 50plus, u.a. Rewe, die Bäckerei Ströck, Anker Brot, Spar und Interspar. Gesucht werden etwa FilialleiterInnen, MarktmanagerInnen, KassierInnen, VerkäuferInnen und KonditorInnen. Insgesamt haben bis dato private Unternehmen rund 530 Stellen gemeldet. Die Stadt Wien arbeitet hier eng mit der Wirtschaftskammer Wien zusammen. Stadtrat Hanke und WKW-Präsident Walter Ruck haben Mitte August über 40.000 Wiener Unternehmen eingeladen, an der Offensive teilzunehmen.

Die Joboffensive 50plus bringt älteren arbeitsuchenden WienerInnen jedenfalls neue Chance, einen stabilen Job, ein geregeltes Einkommen, eine faire Entlohnung und die Chance auf Weiterbeschäftigung. Darüber hinaus bietet sie für Wiener Betriebe, für den Magistrat und auch für gemeinnützige Einrichtungen Fachkräfte, die sie brauchen. Sie ent-lastet die bestehenden Sozialsysteme, denn die neu beschäftigten ArbeitnehmerInnen zahlen wieder in die Sozial- und Arbeitslosenversicherung ein.

So läuft die Joboffensive 50plus ab – große Infoveranstaltung zur Wiener Joboffensive 50plus am 18.9. in der Metastadt
Das AMS Wien lädt derzeit Personen aus der Zielgruppe für eine erste große Infoveranstaltung am 18.9. in der Metastadt im 22. Bezirk ein. Bei der Auftaktveranstaltung kann man auch schon konkretes Interesse für die angebotenen Jobs anmelden. Sie ist auf rund 2.500 BesucherInnen ausgerichtet. Rund 65 Organisationen, Einrichtungen sowie Unternehmen und selbstverständlich die Stadt Wien selbst sind vor Ort. Arbeitslose der Zielgruppe werden danach laufend vermittelt. Darüber hinaus ist ein Brief an 10.000 MindestsicherungsbezieherInnen verschickt worden mit der Einladung, die Wiener Joboffensive 50plus als Chance für den (Wieder) Einstieg in den Job zu nutzen.

Die Gesamtkosten für die Joboffensive betragen 12,2 Mio. Euro. Wien nimmt dafür insgesamt 4,5 Mio. Euro in die Hand. Dem AMS Wien erwachsen über seine bestehende Eingliederungsbeihilfe hinaus Zusatzkosten in der Höhe von etwa 2 Mio. Euro.

 

 

 

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