„Unwetter“ im Zentrum der NÖ
 Landeskatastrophenschutzübung

 

erstellt am
07. 10. 19
13:00 MEZ

LH Mikl-Leitner: „Das Miteinander ist wichtig und notwendig, um Krisen bewerkstelligen zu können“
St. Pölten (nlk) - Schwere Unwetter haben in den letzten Jahren auch im Bezirk Tulln massive Schäden verursacht. Viele Gemeinden waren bereits mehrmals von den Auswirkungen von Starkregen, Sturm, Hagel und Blitzschlag betroffen. Für einige Familien haben diese Schäden existenzbedrohende Ausmaße angenommen. Daher drehte sich bei der NÖ Landeskatastrophenschutzübung am 5. Oktober alles um das Thema „Unwetter“. Dazu informierte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gemeinsam mit den Vertretern der Einsatzorganisationen im Rahmen einer Pressekonferenz.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betonte, es komme die Sicherheitsfamilie Niederösterreich zusammen. Zum Film vom Verein „Skywarn Austria“, der bei der Pressekonferenz gezeigt wurde, sagte sie, dass die beeindruckenden Bilder „die Kraft der Natur zeigen, die wir des Öfteren zu spüren bekommen“. Diese würden vor allem aber verdeutlichen, dass Niederösterreich in den vergangenen Jahren immer wieder von schweren Unwettern und Wetterkapriolen heimgesucht worden sei. Die Landeshauptfrau nannte in diesem Zusammenhang die extremen Schneemassen in den Bezirken Lilienfeld und Scheibbs zu Beginn des Jahres sowie die Unwetter und sinnflutartigen Regenfälle im Vorjahr, wo besonders der Bezirk Neunkirchen und das Tullnerfeld betroffen gewesen seien. Hier habe sich gezeigt, „dass die Rettungskette perfekt funktioniert hat“, so Mikl-Leitner.

Die Vergangenheit habe gezeigt, „welche Dimensionen Unwetterkatastrophen annehmen können“, betonte die Landeshauptfrau, dass es daher eine „unglaubliche Vorbereitung“ brauche. Es sei wichtig, dass man sich auf neue und noch größere Katastrophen vorbereite, indem diese „beübt und geübt“ werden und zwar organisationsübergreifend. Ein Faktum sei, dass keiner der Player – Behörden, Rettungs- und Einsatzorganisationen, Infrastrukturbetreiber und Wissenschaft – Katastrophen verhindern könnten, es sei aber wichtig, dass man wisse, „wie man im Ernstfall reagiert“, so die Landeshauptfrau.

Mikl-Leitner bedankte sich bei den 40 Spezialistinnen und Spezialisten, die die Landeskatastrophenschutzübung in den vergangenen acht Monaten gemeinsam mit dem Land Niederösterreich, der Abteilung Feuerwehr und Zivilschutz, und der Bezirkshauptmannschaft Tulln vorbereitet haben. „Über 900 Menschen sind heute im gesamten Bezirk Tulln im Einsatz, jetzt geht es darum, Teamwork zu beweisen“, hielt die Landeshauptfrau fest, dass die simulierten Katastrophen und Einsätze – Waldbrand, Hauseinsturz, drohender Dammbruch, Stromausfall, Gefahrengut- und Schiffsunfall – Realität werden können. All diese Übungseinsätze würden das Knowhow der gesamten Sicherheitsfamilie abverlangen – von der Freiwilligen Feuerwehr über die Rettungsorganisationen, das Bundesheer und die Polizei bis hin zum Zivilschutzverband, Notruf NÖ und den Behörden. Wichtig sei, dass all diese „im Worst Case, in der Krise, zusammenarbeiten“. Es seien Kompetenz und Knowhow gefragt – in Kombination könnten diese Leben retten.

Für den Ernstfall sei es aber nicht nur erforderlich, dass Börden und Einsatzorganisationen gut zusammenarbeiten, sondern man müsse „alle ins Boot holen, um mit derartigen Katastrophen umzugehen“, betonte die Landeshauptfrau, dass das auch die Bevölkerung und Gemeinden betreffe. „Katastrophen- und Zivilschutz kann nur dann funktionieren, wenn wirklich jede und jeder weiß, was er in der Krise zu tun hat, welche Schritte er zu setzen hat“, führte Mikl-Leitner aus, dass man deshalb nach den Gemeinde-Wahlen 2020 für die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister einen Grundkurs im Katastrophenschutz anbiete, denn diese seien „die erste Anlaufstelle vor Ort für die Bevölkerung“. Es sei auch wichtig, dass die Bevölkerung den richtigen Umgang im Katastrophenfall pflege, der Zivilschutztag sei ein wesentlicher Beitrag dafür. Außerdem fand eine Sirenenübung statt. Es sei wichtig, dass die Bevölkerung verinnerliche, was die Signale bedeuten und was man tun müsse, wenn die Sirenen erklingen.

Die Landeshauptfrau sprach allen mitwirkenden Organisationen einen großen Dank aus. Das Motto sei gewesen: „Möge nichts passieren, aber wir wollen uns auf den Ernstfall vorbereiten!“ Mikl-Leitner betonte zum Abschluss: „Das Miteinander ist wichtig und notwendig, um Krisen bewerkstelligen zu können.“

ZAMG-Direktor Michael Staudinger hielt fest, dass es in Zeiten des Klimawandels wichtig sei „zu wissen, was auf uns zukommt“. Die Niederschlagsmengen hätten gezeigt, dass die Spitzenintensitäten in den letzten 40 Jahren um 30 Prozent zugenommen hätten“, informierte Staudinger, dass dies zu lokalen Überschwemmungen und Hangrutschungen im Gebirge führe. Die Perioden, in denen es keinen Niederschlag gebe, würden hingegen länger werden. „Extremwettersituationen vorzubereiten ist das Gebot der Stunde“, hielt der Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) fest, dass Niederösterreich in diesem Zusammenhang vorbildhaft sei.

Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner gab einige Informationen zur Übung und betonte, dass die verschiedenen Szenarien Großschadenereignisse seien. „Es geht um Kooperation in den Führungsstäben“, hielt er fest, dass die Abstimmung ganz wesentlich sei. Im NÖ Landesfeuerwehrverband bereite man sich intensiv auf das Thema Waldbrandbekämpfung vor, die Prognosen zeigten, dass man sich extrem mit Ausrüstung und Ausbildung vorbereiten müsse. „Die Übung heute ist ein Beispiel dafür, wie Zusammenarbeit funktioniert“, so Fahrafellner.

„Die Landeskatastrophenschutzübung ist ein Höhepunkt des Übungsjahres“, bedankte sich der NÖ Militärkommandant Martin Jawurek, dass diese Übung stattfindet. Er sprach von „sehr herausfordernden Szenarien, um die Zusammenarbeit zwischen den Einsatzorganisationen zu üben“. Seitens des Bundesheeres seien 130 Personen und drei Hubschrauber im Einsatz. „Wir fliegen Personal, weil die normalen Verkehrswege oft nicht benutzbar sind“, informierte Jawurek, dass man etwa Fliegen von Hundeführern und Hunden üben. Man nütze den Tag aber auch, um die Freiwilligen des Bundesheeres vorzustellen.

Rot Kreuz NÖ-Präsident Josef Schmoll führte aus, dass sich das Rote Kreuz für diesen Tag drei Schwerpunkte gesetzt habe: Versorgung von 80 Verletzten, Bekochen und Betreuen der Bevölkerung und Zusammenspiel der Stäbe. Er bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit den anderen Einsatzorganisationen.

Rund 900 Einsatzkräfte waren im gesamten Bezirk Tulln gefordert, die Auswirkungen einer katastrophalen Unwetterfront zu bewältigen. An sechs Einsatzorten gleichzeitig mussten schwierige Einsätze zu Wasser, an Land und auch in der Luft bewältigt werden. Fast ein Jahr haben die Spezialisten der Einsatzorganisationen unter der Koordination der Katastrophenschutzbehörden auf Gemeinde-, Bezirks- und Landesebene diese Großübung geplant.

Im Bereich der Donaubühne hatte die Bevölkerung die Möglichkeit, sich von 10 bis 13 Uhr über Selbstschutzmaßnahmen im Eigenheim und über den Klimawandel, besonders im Tullnerfeld, eingehend zu informieren. Vom Dammbalkenverschluss, über die richtige Rückstauklappe, von Hagelflieger bis hin zu einer Leistungsschau der Einsatzorganisationen und des Bundesheeres, wartete auf die Bevölkerung ein breitaufgestelltes Informationsangebot – und das alles bei freiem Eintritt.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.noel.gv.at

 

 

 

 

 

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