WOLFGANG GURLITT ZAUBERPRINZ

 

erstellt am
04. 10. 19
13:00 MEZ

Kunsthändler - Sammler – von 4. Oktober 2019 bis Jänner 2020 im LENTOS
Linz (lentos) - Leben und Wirken des Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt (1888-1965) und die Anfänge des LENTOS Kunstmuseum sind eng miteinander verbunden: Mit der Sammlung Gurlitt verwaltet das Museum ein ebenso glanzvolles wie problematisches Erbe. Die Ausstellung im LENTOS beleuchtet die bewegte Biografie des leidenschaftlichen Sammlers und schillernden Kunsthändlers der während der Zeit des Nationalsozialismus in den Handel mit beschlagnahmter Kunst involviert war.

Mit der Gründung der Neuen Galerie der Stadt Linz (heute LENTOS Kunstmuseum) begann 1946 der künstlerische Aufschwung der Stadt Linz. Die Leitung übernahm der aus Berlin stammende Kunsthändler Wolfgang Gurlitt, eine schillernde Kunsthändlerpersönlichkeit, die aus einer deutschen Künstlerdynastie mit jüdischen Wurzeln stammte. 1952/53 erwarb die Stadt Linz den Grundstock des Museums - 84 Gemälde, 33 Zeichnungen und eine Kubin-Sammlung - aus den über den Krieg geretteten Beständen Gurlitts.

Gurlitt pflegte hervorragende Kontakte zu verschiedenen KünstlerInnen, deren Werk er schon früh förderte, darunter Eric Isenburger, Jeanne Mammen, Lotte Laserstein, Max Pechstein oder Clara Siewert. Freundschaften verbanden ihn außerdem mit Oskar Kokoschka oder Alfred Kubin. Gurlitt galt als ausgezeichneter Netzwerker und pflegte beste Kontakte zu Museen im deutschsprachigen Raum, darunter die Berliner Nationalgalerie, die Albertina, das Belvedere, das Museum Kulturspeicher Würzburg, das OÖ Landesmuseum, das Leopold Museum oder das Museum der Bildenden Künste Leipzig.

Wolfgang Gurlitt erschloss Hitlers Kunst- und Museumspolitik in der Kriegszeit neue Geschäftsfelder - sowohl den Verkauf von Werken, die der NS-Staat aus deutschen Museen als "entartet" hatte beschlagnahmen lassen, wie auch den Verkauf von Kunstwerken an den "Sonderauftrag Linz". Im Gegensatz zu seinem im NS-Raubkunsthandel erfolgreichen Cousin Hildebrand konnte Wolfgang beim "Sonderauftrag" nur in wenigen Fällen als Vermittler auftreten. Gleichwohl zog er erhebliche, vor allem strategische Vorteile aus seiner Verbindung zu den Sonderbeauftragten. Er schaffte es mit ihrer Unterstützung, seine Geschäfts- und Reiseaktivitäten aufrechtzuerhalten, bis fast zuletzt nicht zum Kriegseinsatz eingezogen zu werden und seine Privatsammlung in der Villa in Bad Aussee zu sichern.

"Im Zuge der öffentlichen Debatten um das Erbe von Hildebrand und Cornelius Gurlitt - Wolfgang ist ein Cousin von Hildebrand Gurlitt - erschien es mir sinnvoll, eine Ausstellung zu dieser komplexen und für die Linzer Museumsgeschichte wichtigen Thematik zu initiieren, die auch Wolfgangs Involvierung in den Handel mit enteignetem jüdischem Besitz berücksichtigt," so LENTOS Direktorin Hemma Schmutz.

"Damit wir uns mit unserer Geschichte auseinandersetzen können, müssen wir sie kennen. Die Linzer Museen sind ein wichtiger Ort für die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit. Durch die fundierte und facettenreiche Ausstellung und die dazugehörige Publikation konnten einige Lücken in der Geschichtsforschung unserer Stadt geschlossen werden," ist sich Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer sicher.

Seit 1999 hat die Stadt Linz 13 Werke jüdischen Besitzes aus der Gurlitt- Sammlung an die rechtmäßigen ErbInnen der ehemaligen BesitzerInnen zurückgegeben. Die Ausstellung gewährt Einblicke in die Geschichte dieser Objekte, die Schicksale der Verfolgten und in die Provenienzforschung.

In seiner Zeit als ehrenamtlicher Direktor in Linz zeigte Wolfgang Gurlitt über 100 Ausstellungen. Seine Kunstbestände wurden zunächst als Leihgaben am Linzer Hauptplatz (heute Kunstuniversität) zur Schau gestellt. Als Ausstellungsmacher handelte Gurlitt, der an vielen Fronten gleichzeitig agierte und parallel in München, Linz, Wien, Bad Aussee oder Salzburg Ausstellungen konzipierte, international. Die erste, Alfred Kubin gewidmete Sonderausstellung in Linz, findet 1947 statt. Bis 1956 leitet Gurlitt das städtische Museum und zeigt Ausstellungen u.a. von Walt Disney, Chagall, Kokoschka, Moore, Picasso und Braque oder Redon außerdem förderte er auch Künstlerinnen wie Lisl Engels, Emmy Haesele und Irma Toledo.

Die Präsentation Wolfgang Gurlitt. Zauberprinz im LENTOS erzählt anhand von Gemälden von namhaften KünstlerInnen wie Lovis Corinth, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Lotte Laserstein, Jeanne Mammen, Max Pechstein und Egon Schiele von Gurlitts internationaler Tätigkeit als Kunsthändler und Verleger, von seinen Netzwerken mit Museen und Freundschaften mit KünstlerInnen.

Insgesamt sind rund 550 Werke von über 100 KünstlerInnen in der Ausstellung zu sehen.

"Mit rund 550 Kunstwerken ist die Schau ‚Wolfgang Gurlitt. Zauberprinz' die erste umfassende Präsentation zur kritischen Auseinandersetzung mit der Sammlungsgeschichte des LENTOS," erläutert Kuratorin und Sammlungsleiterin Elisabeth Nowak-Thaller.

Nach dem Ende der Ausstellung im LENTOS wird die Schau in adaptierter Form auch im Museum Kulturspeicher Würzburg zu sehen. Vor allem in den Kriegsjahren bis 1945 gelangen dem Kunsthändler Wolfgang Gurlitt zahlreiche Verkäufe an den Gründungsdirektor der Würzburger Sammlung Heiner Dikreiter, mit dem Gurlitt auch eine Freundschaft verband.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.lentos.at

 

 

 

 

 

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