Ölpreise und schwache Konjunktur
 dämpften Euroraum-Inflation seit 2013

 

erstellt am
09. 10. 19
13:00 MEZ

Für Österreich erwartet die Oesterreichische Nationalbank stabile Inflation bis 2021
Wien (oenb) - Seit 2013 ist die Inflation im Euroraum im Vergleich zum Preisstabilitätsziel des Eurosystems („unter, aber nahe 2 %“) relativ niedrig. Dafür sind einerseits externe Faktoren wie etwa der zwischen 2012 und 2016 rückläufige Rohölpreis verantwortlich. Andererseits wirkte auch die Rezession nach der Finanzkrise dämpfend auf die Euroraum-Inflation. Trotz der 2017 einsetzenden Konjunkturerholung hat sich die Inflationsrate bis heute nicht nachhaltig erhöht, wofür vor allem strukturelle Faktoren auf den Arbeitsmärkten einiger Euroraum-Länder verantwortlich sind.

Für Österreich erwartet die OeNB in ihrer jüngsten Inflationsprognose vom September für das Jahr 2019 eine HVPI-Inflationsrate von 1,5 %, gefolgt von 1,6 % in den Jahren 2020 und 2021. Der inflationsdämpfende Effekt des erwarteten Ölpreisrückgangs wird durch die nach wie vor robuste Konsumnachfrage und das kräftige Wachstum der Lohnstückkosten ausgeglichen, sodass sich die Inflation bis 2021 insgesamt kaum ändern wird.

Niedrige Inflation im Euroraum auf externe und binnenwirtschaftliche Faktoren zurückzuführen
Im Schwerpunktthema der vorliegenden Ausgabe von „Inflation aktuell – Die Inflationsanalyse für Österreich“ der OeNB werden die Ursachen für die im Vergleich zum Preisstabilitätsziel des Eurosystems seit 2013 niedrige Inflation im Euroraum analysiert. Von 2012 bis etwa 2016 übten rückläufige Rohstoffpreise, vor allem der Ölpreis, einen Abwärtsdruck auf die Euroraum-Inflation aus. Zusätzlich wirkten binnenwirtschaftliche Faktoren, in erster Linie die Rezession nach der Finanzkrise, inflationsdämpfend. Trotz der 2017 einsetzenden Konjunkturerholung hat sich die Inflationsrate allerdings bis heute nicht nachhaltig erhöht, wofür in erster Linie strukturelle Faktoren auf den Arbeitsmärkten einiger Euroraum-Länder verantwortlich sind, die verhindern, dass die Löhne kräftiger steigen. Das Eurosystem hat durch ein Bündel von konventionellen und unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen dazu beigetragen, dass die Inflation im Euroraum in den vergangenen Jahren nicht noch weiter gesunken ist.

Inflationsrückgang in den letzten drei Monaten auf 1,4 %
Die österreichische am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate lag von März bis Mai 2019 bei 1,7 % und ging danach bis August 2019 auf 1,4 % zurück. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf die abnehmende Teuerung von Energie zurückzuführen, während die Teuerungsraten von Nahrungsmitteln sowie von Industriegütern ohne Energie leicht zulegten und jene von Dienstleistungen weitgehend konstant blieben. Somit stieg die ohne Energie und Nahrungsmittel berechnete Kerninflationsrate leicht an und lag im August 2019 bei 1,6 %.

Rohölpreis schwächte sich seit April 2019 merklich ab
Der Hauptgrund für den Rückgang der Energiepreisinflation und damit auch der Gesamtinflation war die Entwicklung des Rohölpreises, der sich von April bis August 2019 um rund 15 % abschwächte. Dies spiegelt eine Ausweitung der Angebotsmenge von Ländern außerhalb der OPEC, gepaart mit der nachlassenden Nachfrage infolge der globalen Konjunktureintrübung, wider. Mitte September erfolgte ein abrupter Anstieg des Rohölpreises aufgrund eines Terrorangriffs auf Ölraffinerien in Saudi-Arabien, der sich aber innerhalb weniger Tage zum Großteil wieder zurückbildete.

OeNB erwartet für Österreich weitgehend stabile Inflation bis 2021
Die OeNB erwartet in ihrer jüngsten Inflationsprognose vom September für das Jahr 2019 für Österreich eine HVPI-Inflationsrate von 1,5 %, gefolgt von 1,6 % in den Jahren 2020 und 2021. Gegenüber 2018 wird die HVPI-Inflationsrate 2019 um 0,6 Prozentpunkte zurückgehen, was hauptsächlich auf den ölpreisbedingten Rückgang des Preisauftriebs von Energie zurückzuführen ist. Der inflationsdämpfende Ölpreiseffekt überlagert derzeit noch das im historischen Vergleich starke Wachstum der Lohnstückkosten sowie die robuste heimische Nachfrage. Dementsprechend wird die ohne Energie und Nahrungsmittel berechnete Kerninflationsrate von 1,8 % im Jahr 2019 auf 2,0 % im Jahr 2020 ansteigen. Erst 2021 wird die Konjunkturabschwächung auf die Kerninflationsrate durchschlagen und diese auf 1,7 % sinken lassen.

Inlandskonjunktur übt weiterhin moderaten Aufwärtsdruck auf die Konsumentenpreise aus
Aufgrund der robusten Inlandskonjunktur und der positiven Lage auf dem Arbeitsmarkt wachsen die nominellen Lohnstückkosten seit Anfang 2018 kräftig. Die gesamtwirtschaftliche Produktionslücke hat laut OeNB-Schätzung im vierten Quartal 2018 ihren Höchstwert im aktuellen Konjunkturzyklus erreicht und sollte in den kommenden Quartalen parallel mit der erwarteten Konjunkturabschwächung wieder kleiner werden. Ebenso befindet sich die Kapazitätsauslastung in der Konsumgüterproduktion weiterhin über ihrem langjährigen Durchschnitt.

 

 

 

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